Was verrät eine Werkstatt über ihren Inhaber und das, was aus ihr hervorgeht? dds-Redakteur Georg Molinski ging der Frage nach und besuchte Christian Lilge-Hansens Möbelwerkstatt Elissavitis Möbel, einen der Gewinner des neuen dds-Preises »Meine wunderschöne Werkstatt«.
Olivenholz mit Frei-Hand-Profil
Eine gute alte Geiger-Drechselbank und die Treppe nach oben trennen den Bankraum vom Maschinensaal ab. Die Wände sind mit weiß lasierten Brettern verkleidet. Links stehen auf einem aufgebockten Brett mehrere gedrechselte Dreibeinschemel. Rechts daneben hängen verschiedene Bilder, unter anderem ein Gemälde mit den Dreibeinhockern. Auch dieses Kunstwerk hat ein Freund gemalt. Christian Lilge und sein angestellter Tischlergeselle Miro Brock fertigen einen kreisrunden Bilderrahmen aus Olivenholz mit einem Durchmesser von rund 70 cm. Den in drei Lagen blockverleimten Rohling haben sie mithilfe einer Spanplatte, stirnseitig auf die Drechselbank gespannt. Vorsichtig lässt Christian Lilge, die Maschine zunächst nur langsam anlaufen und steigert die Drehzahl durch Riemenumlegen nur nach und nach. Das Profil erzeugt er frei Hand mit den Drechselmeißeln ganz ohne Vorlage oder Schablone. Das Büro mit Bibliothek, Tisch, Zeichentisch, zahlreichen Kunstwerken sowie einem Schlafplatz für die Mittagspause oder Wandergesellen dient Christian Lilge-Hansen zudem als Denkstube und Atelier.
»Schöner Wohnen« und …
1986 war Christian Lilge Page im Hotel Kempinski, las in »Schöner Wohnen« einen Beitrag über berühmte Tischler, erlernte beherzt den Beruf, ging in die USA und arbeitete in renommierten Massivholzwerkstätten. 1997 machte er sich auf 37 Quadratmetern in Berlin mit einer Fünffachkombimaschine selbstständig. Die Werkstatt benannte er nach seinem griechischen Großvater, dem Tischler Elissavitis. 2016 zog er samt Familie in die Heimat seiner Frau ins ostwestfälische Espelkamp, wo sie den ehemaligen Bauernhof gekauft haben.
»Die Werkstatt ist privat«
Für Christian Lilge ist jeder Auftrag etwas Besonderes: »Ich mache ihn mir intrinsisch, das heißt zu eigen. Ich gehe damit schlafen und suche Ideen für die Umsetzung und hinterfrage jede ganz genau. Das beschäftigt mich so lange, bis mich die Lösung selbst überzeugt. Dann tragen die Möbel auch meine Handschrift ebenso wie meine Werkstatt. In ihr steckt das, was mich seit 30 Jahren beschäftigt, das ist privat.«
dds-Redakteur Georg Molinski besuchte Christian Lilge-Hansen in seiner Werkstatt. Er begegnete einem Gegner des Einbau- und Verfechter des Hinstellmöbels, der die Dinge kritisch auf ihre eigentliche Idee hinterfragt.
Steckbrief
dds-Werkstattpreisträger: Christian Lilge-Hansen, Elissavitis Möbel, 32339 Espelkamp
www.elissavitis.com
Maschinen:
www.felder-group.com
Drechselbank:
www.stadler-geiger-maschinen.de