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Die Küche in Leichtbauweise

Premiere bei Küchenhersteller Beeck
Die Küche in Leichtbauweise

Eine komplette Küche in Leichtbauweise, jedoch ohne Wabenplatten, Spezialbeschläge u.Ä.? Geht doch, sagten sich Tristan Beeck, Martin Stosch und Peter Kettler und entwickelten eine leichte Hybridkonstruktion mit Potenzial zur Fertigung in Serie.

Anlässlich der Küchenmeile in Ostwestfalen präsentierte der Küchenhersteller Beeck aus Bad Oeynhausen Mitte September den Prototypen einer Küche, die mit rund 30 Prozent weniger Material auskommt als herkömmliche Küchen. Konstruktionsansatz ist dabei das von Peter Kettler, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Leichtbau (Igel) und Inhaber von Kettler Consulting & Engineering entwickelte »Kettboard«-Konzept.

Ausgehend vom Beeck-Firmenstandard wurde in vielen Iterationsschleifen zunächst das Bohrbild der Bauteile und die Beschlagausstattung bzw. -position optimiert. Das Ziel: die 13 mm dünnen Spanplattenstege des Kettboards innerhalb einer Platte so zu positionieren, dass überall dort, wo sich nach dem System 32 eine Bohrung befindet, Material steht. Nach einer Woche »Klausur« von Peter Kettler, Prof. Martin Stosch von der Hochschule Ostwestfalen Lippe und dessen ehmaligen Studenten Tristan Beeck, Juniorchef des Küchenherstellers, war es vollbracht: Alle Korpusbauteile in beiden Korpustiefen sowie alle Frontelemente konnten in jeweils nur einer einzigen Schablone zu Leichtbau-Plattensträngen verpresst werden. Diese wurden dann bei Beeck formatiert und ganz konventionell mit den üblichen Anlagen endbearbeitet. Im Ergebnis sind alle Korpusse trotz 30-prozentiger Materialeinsparung fest verleimt und alle Beschlagteile mit den üblichen Schrauben befestigt, weil überall dort, wo Material notwendig ist, ein Spanplattensteg zwischen den 3 mm dünnen, CPL-beschichteten HDF-Decks sitzt.

»Ganz wichtig für Erfolg«, so Prof. Martin Stosch, »war die frühzeitige Entscheidung, weitere Igel-Mitgliedsunternehmen wie Egger, Renolit, Westag & Getalit, Henkel, Drees Lichttechnik und KFF mit in die Umsetzung einzubinden.« Wenngleich die allergrößte Menge der Bauteile nach dem Kettboard-Konzept gefertigt wurde, so ist die Konstruktion der Möbel als Ganzes als eine Hybridkonstruktion zu bezeichnen. Sehr schmale Bauteile wie etwa die Traversen bestehen bei der Ausstellungsküche aus massiver Spanplatte. Dünne, flächige Bauteile wie etwa die Rückwände und Schubkastenböden sind aus »Gorcell«-Sandwichplatten von Renolit mit Polypropylen-Wabenkern und Deckschichten aus WPC. Stosch: »Bei moderne Leichtbaulösungen geht es darum alle Materialoptionen zu prüfen – herkömmliche wie neue – und diese sinnvoll zu kombinieren.«

Mit Unterstützung des Holzwerkstoffherstellers Egger konnten alle Korpusbauteile dekorgleich ausgeführt werden. Westag & Getalit steuerte zur großen Kettboard-Arbeitsplatte der Kochinsel eine supermatte und gleichzeitig reinigungsfreundliche HPL-Oberfläche bei. Das Igel-Netzwerk umfasst seit rund einem Jahr auch den Lichttechnik-Spezialisten Drees aus Sundern. Das Unternehmen stattete die Arbeitsplatte der Kochinsel mit modernen technischen Features aus wie einer unsichtbaren Ladefunktion für mobile Bildschirmgeräte und LED-Beleuchtung zur Visualisierung des Plattenkerns. Tristan Beeck: »Dies soll verdeutlichen, dass sich besonders durch die definierten, leimfreien Hohlräume in den Platten interessante Möglichkeiten ergeben, Technik in Küchenmöbel zu integrieren«

Damit die Leichtbauküche tatsächlich demnächst in Serie gehen kann, wird derzeit ein Zulieferer gesucht, der die Kettboardstränge in industriellem Maßstab fertigen kann.


Ein Mann und seine Idee

Das von Peter Kettler entwickelte »Kettboard« nutzt frei positionierbare Längsriegel als Füllung. Die Riegel werden dort positioniert, wo etwas zu befestigen ist. So empfehlen sich kleine Abstände z.B. für die hintere Lochreihe und Rückwandnut, größere Riegelabstände für den mittleren Bereich einer Korpusseite. Es ist immer ein stabiler Steg für Beschläge vorhanden. Damit ist es möglich, eine Platte selbst zu konfigurieren. Durch Variation der Deckschichtdicke, der Riegelabstände sowie des Plattenmaterials lässt sich eine für jeden Fall optimierte Platte herstellen – auch im Handwerk.

In dds haben wir im vergangenen Jahr ausführlich über Kettboard berichtet, zu finden unter www.dds-online.de.

Plattenstränge im Kettboardprinzip: leicht, stabil, einfach in der Weiterbearbeitung

dds-Redakteur Hans Graffé war anlässlich der Küchenmeile in Bad Oeynhausen vor Ort. Den pragmatische Ansatz, der bei der Leichtbauküche gewählt wurde, findet er gut. Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht?


Links

Beeck Küchen GmbH
www.beeck-kuechen.de

Interessengemeinschaft Leichtbau
www.igel-ev.net

Kettler Consulting & Engineering
www.kettboard.de

Hochschule Ostwestfalen-Lippe
www.hs-owl.de

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