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»Ein Anbieter, eine Software«

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»Ein Anbieter, eine Software«

214 verschiedene Rohformatplatten, Zuschnitte und geschweifte Formteile: Schaufenstereinrichter Ligaproduction investierte in eine große Anlage aus Flächenlager, Plattensäge und Nesting-CNC. Hard- und Software sollten aus einer Hand kommen.

Monatlich mussten wir allein für Expressfahrten unserer Zulieferer etwa 2000 Euro bezahlen. Täglich fuhr ein Lkw mit Plattenzuschnitten vor«, sagte Sascha Fölster, Generalbevollmächtigter der Ligaproduction GmbH & Co. KG. Das Tochterunternehmen der Stuttgarter Werbeagentur Liganova hat sich auf Schaufenstereinrichtungen spezialisiert und arbeitet für Kunden wie Porsche Design, Adidas oder den Wäschehersteller Triumph. Die Kunden sind sehr grafik- und designorientiert und haben es in der Regel immer sehr eilig. Gefragt sind Präsentationen mit allen Raffinessen, die Elektronik, Digitaldruck, die Vielfalt an Materialien und Werkstoffen und die CNC-Fertigung zu bieten haben. Das Unternehmen beschäftigt sieben Projektleiter, die einen Auftrag von der Akquise über die Konstruktion und die Fertigung bis hin zur logistisch exakt geplanten Auslieferung an die zahlreichen Geschäfte und Warenhäuser begleiten. Nach zwei Jahren Planung und einem Jahr Bautätigkeit hat Ligaproduction im Mai 2009 einen Neubau mit 6000 m2 Produktionsfläche bezogen. Das Unternehmen beschäftigt 60 Mitarbeiter und erzielt mit zahlreichen Abteilungen wie dem Musterbau, der Holz-, Metall- und Kunststofffertigung sowie der Werbe-, Elektro- und CNC-Technik eine enorme Fertigungstiefe.

Vor dem Umzug von Rutesheim nach Heimsheim hat sich Ligaproduction das Gros der Plattenzuschnitte just in Time zuliefern lassen. Sowohl die große Menge an Zuschnitten, als auch die enormen Kosten für die Expresszustellungen gaben Anlass, den Umzug mit der Einrichtung einer CNC-Abteilung zu verbinden. Jetzt kommt der Plattenlieferant nur noch ein- oder zweimal die Woche, die Expressgebühren fallen nicht mehr an. Eine enorme Materialvielfalt und der Bedarf an rechtwinkligen sowie geschweiften Plattenzuschnitten bedurfte einer besonderen Lösung. Sascha Fölster machte sich schlau und nahm Lösungen von insgesamt sieben Maschinenherstellern in die engere Auswahl. Dabei kristallisierte sich das Maschinenkonzept heraus: Ein vollautomatisches Flächenlager, das eine horizontale Druckbalkensäge sowie ein Nesting-Bearbeitungszentrum für die Formteile beschickt. Die Entscheidung fiel auf ein Angebot der Homag-Gruppe mit der Holzma-Plattensäge »HPP 380 P«, dem Bargstedt-Flächenlager »TLF 420« und dem Nesting-Bearbeitungszentrum »BHP 210« von Weeke. Das Investionsvolumen betrug rund 750 000 Euro.
Drei Hersteller, eine Lösung
Das Geschäft lief über den Maschinenhändler Dr. Keller in Ostfildern bei Stuttgart. Die Projektkoordinierung lag in den Händen Volkhard Geißler von der Homag Group Vertriebs- und Servicegesellschaft in Schopfloch. »Die meisten Maschinen machten auf mich einen guten Eindruck. Meine oberste Priorität war jedoch die Forderung nach nur einem Anbieter, mit nur einem Ansprechpartner und durchgängiger Softwarelösung. Ich wollte nämlich bei der Schnittstellenabstimmung nicht als Moderator in Erscheinung treten. Abgesehen von meinem spontan positiven Bauchgefühl gab es mit Homag nur einen Anbieter, der das Komplettpaket samt Software liefern konnte, zum anderen war dieses Angebot auch preislich das attraktivste«, sagte Sascha Fölster.
Gesamtanlage. Die Gesamtanlage nimmt eine Fläche von 25 x 28 m in Anspruch. Zurzeit liegen hier auf 36 Stapelplätzen 1280 Platten, davon 214 verschiedene Typen. Der Materialwert beträgt rund 150 000 Euro. Seit der Inbetriebnahme im Mai 2009 haben 15 111 Rohformatplatten die Anlage durchlaufen. In dieser Zeit hat die Plattensäge 42 707 Teile zugeschnitten während das Bearbeitungszentrum 23 118 Fräsprogramme ausgeführt hat. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Leistung erst allmählich hochgefahren wurde, bis sie im November bei rund 90 Prozent des theoretischen Maximums lag. Die Auftragslisten für den Plattenzuschnitt und die Nestingteile liefert die Branchensoftware M-Soft an die Steuerung des Flächenlagers, die die jeweiligen Auftragsdaten samt zugehöriger Platten an die Säge und an das Bearbeitungszentrum weiterleitet. Hier kann der Abteilungsleiter Prioritäten vergeben, sodass Schnellschüsse möglich sind.
Flächenlager. Ein Fahrportal mit einem um 360° drehbaren Vakuumheber kann jeden Stapel anfahren, die obere Platte anheben und sie auf einen anderen Stapel, den Sägetisch oder die Rollenbahn zum Bearbeitungszentrum ablegen. Das durchschnittliche Plattenformat liegt bei 2 x 3 m, das größte bei 5,6 x 2,1 m. Ein generelles Mindestmaß hat Sascha Fölster nicht definiert. Grundsätzlich lagert er die Restplatten wieder ein, legt aber für jeden Plattentyp in Abhängigkeit des Wertes und der Umschlaghäufigkeit die Mindestabmessungen für das Wiedereinlagern fest. Die Regel lautet: »Wird eine Platte in den nächsten vier Wochen nicht benötigt und ist nicht besonders teuer, lagern wir sie nicht mehr ein. Die Lagerkosten sollen die Materialkosten nicht übersteigen«. Sobald die Lagersoftware die Fertigungsreihenfolge kennt, beginnt das Lager vorzukommissionieren. Eine Fortsetzung des Luftkissentischs der Säge zieht sich hin bis zum Lagerein- und -auslauf und zum Bearbeitungszentrum. Damit lassen sich Schonplatten, die zu fräsenden Platten und die wieder einzulagernden Platten und Reste in alle Richtungen bewegen.
Nachtaktiv
Während die Plattensäge und das Bearbeitungszentrum arbeiten und während der Nachtstunden räumt sich das Lager, wenn es nichts mehr Vorzukommissionieren hat, ständig selbst auf. Dabei räumt die Steuerung gleiche Platten zusammen und weist ihnen Lagerplätze nach der Umschlagshäufigkeit zu, sodass sich die Wege minimieren. Um Kosten für die Drucklufterzeugung im Nachtbetrieb zu sparen, gibt es eine separate Leitung zum Lager, sodass sich das restliche Netz absperren lässt.
Ligaproduction verarbeitet auch sehr dünne Kunststoffplatten, die das Automatiklager nicht vereinzeln kann. Dieses Problem will das Unternehmen mit für den Vakuumheber handhabbaren Sandwichboxen lösen, in die sich solche Platten einschieben lassen.
Plattensäge. »Bei der Plattensäge liegen wir mit unserer Investitionsentscheidung genau richtig. Die Maschine ist mit besonders weichen Rollen und Luftkissentischen genau auf empfindliche Materialien wie unsere Kunststoffplatten eingestellt. Die Schnittlänge von 4,3 m reicht völlig aus. Als günstig hat sich die Vorstapeltischlösung mit hochfahrbaren Spannzangen erwiesen. Sie erlaubt uns, 5,6 m lange Platten aufzulegen und, was bei uns eigentlich der Regelfall ist, während wir ein Plattenpaket mit Halbformatplatten zuschneiden, den neuen Stapel auf dem Maschinentisch zu bilden«, sagte Sascha Fölster. Auf andere Ausstattungen, wie z. B. die Nutsägenoption, konnte er verzichten, da er solche Arbeiten auch auf dem Bearbeitungszentrum ausführen kann. Auch eine Drehstation für Kopfschnitte brauchte er nicht, weil der Vakuumheber des Flächenlagers diese Arbeit übernimmt.
Bearbeitungszentrum. Auch die Nesting-CNC arbeitet wie geplant und bringt die erwartete Leistung. Hier gibt es bei der Maschinenauslegung jedoch viel mehr Dinge zu berücksichtigen als bei der Säge. So benötigt beispielsweise das in alle Raumrichtungen schwenkare »Flex5«-Aggregat ein erhöhtes Portal.
Ausblick
Die Anlage ist erfolgreich an den Start gegangen und die Geschäfte laufen gut. In den kommenden Jahren ist bereits die nächste Erweiterungsinvestition geplant. Dann will Sascha Fölster die Anlage um 20 Meter Lagerlänge, ein weiteres Lagerportal und ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum erweitern. GM

Service Die Projektbeteiligten
Auftraggeber: Ligaproduction GmbH, 71296 Heimsheim, Tel.: (07133) 4684-0, Fax: -9000, www.ligaproduction.com
Koordinierung: Homag Vertriebs- und Servicegesellschaft mbH, 72296 Schopfloch / 33442 Herzebrock, Tel.: (05245) 922046-011, Fax: -044, www.homag-vs.de Flächenlager: Bargstedt Handlingsysteme GmbH, 21745 Hemmoor, Tel.: (04771) 603-0, Fax: 4195 www.homag-vs.de Plattensäge: Holzma Plattenaufteiltechnik GmbH, 75365 Calw, Tel. : (07053) 690, Fax: 6174, www.homag-vs.de Bearbeitungszentrum: Weeke Bohrsysteme GmbH,33442 Herzebrock, Tel.: (05245) 445-0, Fax: -139, www.homag-vs.de
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