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Die kleinen Großen

Technik
Die kleinen Großen

Was taugen Einsteigermaschinen? Nach den Formatkreissägen (dds 3/2008) geht es in der dds-Reihe »Die kleinen Großen« jetzt um Abrichtdickenhobelmaschinen. Willi Brokbals und Rudolf Porzelt von der Meisterschule Ebern testeten die Tecnomax FS41 von Holzkraft und stellen weitere Maschinen in einer Marktübersicht vor. Tischfräsen schließen im Mai die Reihe ab.

Die neue Abrichtdickenhobelmaschine »Tecnomax FS41 elite S« von Holzkraft steht jetzt in der Werkstatt der Meisterschule Ebern. Der erste Eindruck, dass die Kombinierte massiv gebaut ist, bestätigt sich. Gusseiserne und verrippte Tische vermitteln ebenso das Gefühl von Robustheit wie der aus dickem Blech geschweißte Maschinenständer. Ein Elektriker muss die Zuleitung im Anschlusskasten anklemmen. Komfortabel wäre eine Steckdose für eine mobile Absaugung direkt an der Hobelmaschine. Alle Schalter sind übersichtlich auf einer Bedienfläche, die schräg nach hinten in den Maschinenständer eingelassen ist, angeordnet (Bild 1). Zentral der Hauptschalter und gut zu erreichen der Not-Aus-Taster. Die Schalter sind durch die geneigte Bedienfläche vor versehentlichem Einschalten durch herunterfallende Teile geschützt. Eine Leuchte zeigt an, dass die Maschine mit Strom versorgt ist.

Dreht man den Schalter zum Lösen der Messerwellen-Bremse nach rechts, wird die Blockierung einige Sekunden später aufgehoben und der Drehknopf des Schalters leuchtet gelb. Etwas irreführend ist die Kennzeichnung des Schalters: Das Symbol »Bremse lösen« lässt sich für die rechte und linke Stellung des Schalters deuten.
Der 20 mm dicke Rundstahlhebel zum Einstellen der Spandicke ist leicht nach außen gestellt und an einem Kunststoffgriff gut zu greifen. Der vor dem Verstellen zu lösende Klemmhebel ist jedoch schlecht erreichbar unter dem Tisch angebracht, sodass Erfahrung erforderlich ist, ihn auf Anhieb zu finden. Nach dem Lösen können wir den Tisch mit wenig Kraftaufwand bis zu fünf Millimeter senken und wieder heben. Dabei ist die seitlich angebrachte Skala mit Millimeter-Einteilungen gut ablesbar.
Nichts nachzujustieren
Dank des Fliehkraft-Spannsystems der Messerwelle muss die Werkseinstellung des Abnahmetisches (1000 mm lang) nicht geändert werden. Sollte doch einmal Bedarf bestehen, gibt es auch hier einen kräftigen Hebel zur Verstellung.
Fügeanschlag. Ein Rundstahl mit 60 mm Durchmesser führt den großzügig dimensionierten Fügeanschlag. Er lässt sich mit einem Klemmhebel sichern. Ein an der Rückseite befestigtes Blech deckt den hinteren Teil der Hobelwelle ab. Der vom Bediener rund 70 cm entfernte Klemmhebel ist nicht komfortabel zu erreichen. Ist die Klemmung freigegeben, ergreift man je ein Ende des Fügeanschlags und zieht diesen gefühlvoll nach vorn. Dabei störten uns die zum Teil scharfen Ecken und Kanten des Anschlagprofils aus Aluminium und des hochgeklappten Hilfsanschlags.
Zwei Kunststoffschrauben in der Unterseite des Fügeanschlags gewährleisten eine gleichmäßige Spanrille zwischen Anschlag und Tischen und gutes Gleiten auf dem Abnahmetisch. Der Anschlag lässt sich bis zu 45° nach hinten schwenken und – was bei vielen Abrichten nicht in den Griff zu bekommen ist – wieder auf exakt 90° zurückstellen. Auch nach vielen Verstellungen konnten wir keine Abweichung vom rechten Winkel feststellen. Das Schwenken ist einfach gelöst und sehr gut zu handhaben: Wir ziehen den großzügig dimensionierten Stahlbügel in Richtung der vorderen Maschinenseite und lösen dadurch den Schwenkmechanismus. Nach dem Verstellen des Fügeanschlags drücken wir den Hebel wieder zurück in die Ausgangsstellung und der Anschlag ist sicher geklemmt. Funktioniert das Schwenken einfach, so ist das Ablesen der Gradeinstellung schwierig, da sich die Skala mehr oder weniger unter dem geschwenkten Anschlag befindet.
Brückenschutz. Die Schutzbrücke deckt die Abrichthobelwelle ab. Sie besteht aus einem Aluminium-Hohlprofil, dessen Querschnitt dem Bogen des Messerflugkreises folgt, ist in Längsrichtung der Hobelwelle verschiebbar und mit einer Kunststoffschraube fixierbar. Bei Bedarf kann man sie auch ganz aus ihrer Führung herausziehen. Ein schwenkbarer U-Stahlarm, der an der Vorderkante des Aufnahmetisches befestigt ist, hält den Brückenschutz fest. Den Abstand zwischen Schutzbrücke und Abnahmetisch ändert man durch Drehen einer Dreisternschraube am Ende des Gestänges. Da diese mit 40 mm Durchmesser recht klein und zudem scharfkantig ist, sollte man den Haltearm etwas herunterdrücken, um den Mechanismus zu entlasten. Erst dann lässt sich die Sternschraube leicht drehen (Bild 2). Wird die Schutzeinrichtung nicht benötigt, lässt sie sich nach Drücken eines Exzenterhebels hinter die Maschine schwenken. Ein Einrastmechanismus erleichtert das Zurückstellen in die Ausgangsposition. Die Schutzbrücke passt sich nicht – beispielsweise durch Federmechanismen – an die Werkstückabmessungen an. Das macht, will man die Schutzeinrichtung vorschriftsmäßig einsetzen, häufiges Umstellen bei wechselnden Werkstückdicken und -breiten erforderlich. Manch einer wird so dazu verleitet, die Schutzbrücke oder gleich die gesamte Einrichtung zu entfernen.
Die Brücke schwächelt
Wie schon beim Fügeanschlag störten uns auch bei der Aluminiumführung der Brücke scharfe Kanten, die leicht gefast werden sollten. Insgesamt scheint uns die Brücken-Schutzvorrichtung nicht zur übrigen, robusten Bauweise der Maschine zu passen.
Abrichten und Fügen. Wir richteten Fichten-, Lärchen-, Nussbaum- und Buchenbretter mit verschiedenen Einstellungen der Spanabnahme ab und fügten die Hölzer. Die Ergebnisse waren sehr überzeugend. Die Hobelflächen waren beim Abrichten glatt, gerade und plan und beim Fügen zusätzlich im rechten Winkel (Bild 3).
Dickenhobel. Wie einfach oder aufwändig die Maschine von der Einstellung zum Abrichten auf Dickenhobelbetrieb umgestellt werden kann, ist ein entscheidendes Kriterium im laufenden Betrieb. Sieht man die Liste der einzelnen Schritte, hat man den Eindruck, das Umrüsten sei sehr zeitaufwändig:
  • Schutzbrücke ganz nach vorn schieben (oder ganz herausziehen)
  • Fügeanschlag nach vorn ziehen, bis er einrastet
  • Anschlag klemmen
  • Tischarretierung lösen
  • Tische gemeinsam hochklappen und in der Endposition einrasten lassen
  • Messerwellen-Verdeckung umklappen und einrasten lassen, fertig (Bild 4)
Nach maximal 30 s konnten wir die Hobeldicke einstellen. Beim Zurückstellen der Tische in den Abrichtbetrieb kommen noch etwa 15 Sekunden hinzu, da der Dickentisch auf mindestens 100 mm Durchlasshöhe eingestellt werden muss, damit die Messerwellen-Verdeckung nicht beschädigt wird. Hilfreich: Der Bereich bis 100 mm ist auf einer gut ablesbaren Skala rot markiert.
Wir betrachten die einzelnen Rüstschritte genauer: Die Schutzbrücke wird nach vorne gezogen oder sie kann, ohne eine Endbegrenzung abbauen zu müssen, entnommen werden. Letztes ist nicht zu empfehlen, da die Gefahr besteht, dass sie weggelegt und nach dem Rückbau nicht wieder angebracht wird. Der Fügeanschlag wird – auf den letzten Zentimetern kraftvoll – nach vorn gezogen, damit der Rastbolzen in eine Vertiefung rutscht. Zusätzliches Klemmen verhindert das Zurückgleiten, wenn die Abrichttische hochgestellt werden. Seitlich am Maschinenständer, direkt unter dem Aufgabetisch, ist in angenehmer Griffposition ein großer Exzenterhebel zum Lösen und Klemmen der beiden Bajonettverschlüsse, die die Tische mit dem Maschinenständer verbinden. Macht man eine viertel Hebelumdrehung und zieht dabei die Exzenterachse etwas heraus, lassen sich beide Tische zusammen an einem Stahlgriff anheben und in die Endposition schwenken. Zwei massive Federn nehmen den Tischen die Masse und erleichtern die Arbeit (Bild 5). Sind die Tische auf etwas unter 90 Grad geschwenkt, rasten sie in dieser Position selbsttätig ein. Eine einfache aber wirkungsvolle Sicherung verhindert ungewolltes Zurückfallen der Tische. Sie verhindert auch, dass sich die Tische beim Umrüsten auf Abrichtbetrieb herunterklappen lassen, ohne zuvor die Wellenabdeckung in die richtige Position geschwenkt zu haben (Bild 6).
Umstellungsfreundlich
Während des Umstellens bewegt sich der Absaugstutzen selbsttätig nach oben, sodass er beim Hobeln nicht stört. Wird jetzt die obere Werkzeugverdeckung über die während des Abrichtens offen liegende Hobelwelle geklappt, rastet diese automatisch an einem Federblech ein. Erst dann wird ein Endschalter entriegelt, der das Anlaufen lassen der Messerwelle und das Verstellen des Dickentisches ermöglicht. Beim Dicktenbetrieb hängt der Absaugschlauch vor dem Maschinenauslauf. Hier fehlt ein Halter (Bild 7). Die Kennzeichnung der Taster zum Verstellen der Hobeldicke zwischen 3 und 240 mm, die sich zusammen mit den übrigen Schaltern auf dem zentralen Bedienfeld befinden, ist eindeutig. Zum Verstellen drückt man den entsprechenden Taster und liest die aktuelle Tischposition an der elektronischen Digitalanzeige ab. Die Maße werden mit einer Nachkommastelle genau, groß und gut lesbar angezeigt. Kurzes Betätigen der Taster bewegt den Tisch in Zehntelmillimeter-Schritten.
Verstellt wird der schwere 420 mm breite und 800 mm lange Gusstisch, der solide seitliche Begrenzungen hat, von vier Gewindespindeln (Ø 25 mm). Faltenbälge schützen die Spindeln vor Verschmutzen im Bereich zwischen Hobeltisch und Maschinenständer, im Innern der Maschine übernehmen das, auch von unten geschlossene Kunststoffrohre. Eine Kette, die über Ritzel an den Gewindespindeln läuft, sorgt für gleichzeitiges und somit gleichmäßiges Verfahren des Tisches an allen vier Punkten.
Note eins im Hobeln
Beim Hobeln glänzte die Maschine mit sehr guten Ergebnissen. Die spiralförmig geriffelte Stahl-Einzugswalze und die glatte Stahl-Auszugswalze hatten bei üblichen Spanabnahmen und handlichen Werkstück-Formaten keine Probleme, die Werkstücke zu transportieren. Damit hatten wir gerechnet, denn schon beim Abrichten bestand die Messerwelle ihren Test. Durch Umlegen eines sehr gut zugänglichen, massiven Hebels bei laufender Maschine, verdoppelten wir die Vorschubgeschwindigkeit auf 14 m/min: Auch jetzt war für uns kein signifikanter Leistungsabfall spürbar. Auch die Extremwerte prüften wir: Holz mit parallelem Faserverlauf lässt sich bis auf drei Millimeter Dicke hobeln, wechselnder Faserverlauf hält dem Schnittdruck nicht stand und die Leiste zerbricht während des Hobelns. Ein drei Meter langer und 200 mm hoher Lärchenbalken konnte den Hobeltisch nicht beeindrucken und wurde ebenso genau gehobelt wie alle übrigen Werkstücke (Bild 8). Allerdings mussten wir den Balken kurz vor dem Ende stützen, damit beim Verlassen des vorderen Niederhalters keine Hobelschläge durch Abkippen des Werkstückes entstanden.
Robust und kräftig
Selbst ein Fichtenbrett mit der nahezu maximalen Hobelbreite wurde bei zwei Millimeter Spanabnahme gut transportiert und gehobelt. Erst nach dem Erhöhen der Spanabnahme auf fünf Millimeter stellten wir deutlichen Leistungsabfall fest (Bild 9).
Messerwechsel. Die Maschine ist mit einer 410 mm breiten »Tersa-NBM-Monobloc«-Messerwelle ausgestattet, die trotz der vier zu wechselnden Schneiden sehr schnell gerüstet ist. Für den Messerwechsel müssen die Tische hochgeklappt werden. Die obere Werkzeugverdeckung bleibt geöffnet: Man hat nun freien Zugriff auf die Welle. Ist der Bremsschalter gelöst, wird die Welle so gedreht, dass ein Messer im höchsten Punkt steht. Nachdem die Bremse wieder verriegelt ist, stellt man den mitgelieferten Messingbolzen mit seiner keilförmig zulaufenden Seite auf eine der vier Klemmleisten, die jedes Messer halten. Ein Schlag mit dem Hammer auf den Bolzen löst die Leiste. Sind die vier Klemmleisten und damit das Messer lose, muss die Bremse wieder geöffnet und die Welle knapp 40 Grad in Richtung Abnahmetisch gedreht werden. Jetzt lässt sich das Messer durch eine Bohrung im Maschinenständer nach vorne herausschieben. Das neue oder gewendete Messer wird auf dem gleichen Weg wieder zwischen Klemmleiste und Wellenkörper geschoben, doch endet der Weg an der Außenseite des Maschinenständers. Die letzten 60 mm muss das Messer durch Nachschieben mit einem langen Dübel oder einer Leiste überwinden. Da die Bohrung nur 13 mm Durchmesser hat, ist sie zu klein, um mit dem Finger das Messer hindurchzuschieben.
Mit einem einfachen Lärmpegel-Messgerät wurden beim Abrichten und beim Dicke hobeln etwa 87 dB(A) im Leerlauf und etwa 94 dB(A) während der Bearbeitung gemessen. Damit erreicht die Maschine Werte, bei denen Gehörschutz zu tragen ist.
Dass bei einer Kombinierten Kompromisse unausweichlich sind, zeigte sich bei den Arbeitshöhen. Beim Abrichten mit hohen Zerspankräften kann die nötige Kraft des Bedieners beim Vorschieben der Werkstücke nicht optimal mit der Körpermasse unterstützt werden, da die Abrichttische 900 mm Arbeitshöhe haben. Würde die Höhe vom Hersteller reduziert, fehlte die Differenz beim Einschieben der Werkstücke in die Dickenhobel-Maschine. Bei 20 mm Hobeldicke hat der Auflagetisch 780 mm Arbeitshöhe: Ein Kompromiss, mit dem man leben muss – so lange die Maschine nicht höhenverstellbar ist.
Die FS41 elite S können wir dem Schreiner, der sich mehr in dem Marktsegment Plattenbau bewegt, uneingeschränkt empfehlen. Zum Preis von unter 7000 Euro (netto) schlägt sie „zwei Fliegen mit einer Klappe“ und gerade in Betrieben, in denen Stellfläche Mangelware ist, ist sie schon fast ein „Raumwunder“. Rudolf Porzelt
Willi Brokbals
»Klasse: flink von Abrichte zu Dickte und zurück! Schlecht lesbar: die Gradskala am Fügeanschlag.«
Rudolf Porzelt
»Hobelt hervorragend, tadelloser Transport durch die Maschine! Leider fehlt ein Platz für Werkzeuge.«
Willi Brokbals
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