Möbel für Menschen

Goetheanistisches Design ist kein Stil, vielmehr Ausdruck einer Geisteshaltung. Der Tischlermeister und Kunsthistoriker Reinhold Johann Fäth dokumentiert in seinem neuen Buch »Dornach Design« Möbelkunst um den Anthroposophen Rudolf Steiner.

Man muss kein Anthroposoph sein, um das goetheanistische Design als einen Kulturimpuls anzuerkennen, der von etwa 1910 bis heute Menschen in ihrem Innersten angesprochen oder auch befremdet hat. Beeindruckende Bauwerke und Möbel sind von Architekten und Handwerkern im Bewusstsein einer realen Wechselwirkung zwischen der gebauten Umwelt und dem menschlichen Geist geschaffen worden. Rudolf Steiner, Begründer der anthroposophischen Weltanschauung, formuliert 1909 in Berlin: »Um nichts kümmert sich der Mensch heute oft weniger, als um das, was den Tag über in seiner Umgebung ist. Hat er sein Urteil, sein Auge, seinen Geschmack dabei, wie man ihm seinen Tisch, wie seinen Stuhl gestaltet?« Diese Frage ließe sich heute noch stellen, nur würde sie von vielen nicht mehr verstanden werden.

Das neue Buch des Tischlermeisters und Kunsthistorikers Reinhold Johann Fäth führt in eine Formenwelt ein, die ursprünglich kein Stil, sondern Ausdruck einer Geisteshaltung war – dem Ringen um eine angemessene Form. Hierin liegt die große Aktualität für das gestaltende Handwerk. Reinhold J. Fäth lässt Leser und Betrachter in lebendigem Text und großartigen Bildern an den Werken von Architekten, Tischlern und Schreinern teilhaben, die sich für den Impuls einer menschengemäßen Gestaltung so sehr begeistern konnten, dass sie ihr ganzes weiteres Schaffen in den Dienst dieser Aufgabe gestellt haben. So entstehen mit einem liebevollen Blick auf Details biografische Skizzen von Handwerkern und ihrer Arbeit, nicht zuletzt von einer großen Zeit des Aufbruchs.

Auch unabhängig vom persönlichen Geschmack wird die Sammlung der zum Teil öffentlich nicht zugänglichen Werke jedem leidenschaftlichen Tischler und Schreiner Respekt abringen. JN