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Das Leben leichter machen

Marketing & Betriebsführung
Das Leben leichter machen

Teil 4 der dds-Serie zum barriere- freien Bauen: Worauf man bei der Gestaltung von Küchen und Bädern ankommt.

Michael Klingseisen

Zur Basisaustattung gehört ein Sitz-Arbeitsplatz, der die Küchenarbeit erleichtert. Bei den Unterschränken sollte darauf geachtet werden, dass sie auf einem nach hinten versetzten Sockel stehen. Dann können die Füße unter den Unterschrank gestellt werden, und der Oberkörper muss nicht nach vorne geneigt werden, um z.B. Zwiebeln zu schneiden. Dadurch wird eine aufrechte Haltung des Oberkörpers erreicht, die einer raschen Ermüdung vorbeugt und Kreuzschmerzen verhindert.
Die Küchengeräte sollten ebenfalls in einer Höhe eingebaut werden, die häufiges Bücken vermeiden hilft. So kann der Kühlschrank, aber auch das Backrohr auf einen Unterschrank gestellt werden, der Dinge enthält, die nicht so oft benötigt werden. Befürchtungen, man könne vergessen, den Herd abzuschalten, kann man mit unterschiedlichen Herdüberwachungssystemen begegnen.
Das Badezimmer ist der neuralgische Punkt der Wohnung. Bereits bei leichten körperlichen Einschränkungen erweisen sich die meisten Badezimmer als zu beengt. Auch wenn man sich den Einstieg in die Badewanne mit Hilfsmitteln wie geeigneten Griffen oder Badewannenliftern erleichtern könnte, so machen es manchmal doch die fehlenden Bewegungsflächen unmöglich, sein Ziel zu erreichen. So ist es oft nicht möglich, einen Hocker neben die Badewanne zu stellen, um von dort auf den Lifter in der Badewanne umzusetzen, einen Hocker, der auch so gut brauchbar wäre, um die Kleidung darauf abzulegen oder sich mal im Sitzen die Zähne zu putzen.
Ist die Mobilität so weit eingeschränkt, dass Unterarmstützen, ein Rollator oder gar ein Rollstuhl benötigt werden, dann ist der Zugang zum Bad meist schon an der Türe versperrt, weil diese zu eng ist. Spätestens jetzt wird der Ruf nach einem Badumbau laut. Dabei sollte man sich unbedingt professionelle Hilfe bei einer Beratungsstelle wie z. B. der Bayerischen Architektenkammer holen. Hier erhalten alle am Bau Beteiligten kostenfrei fachlich fundierten Rat, wenn es um Fragen des barrierefreien Bauens geht.
Bei einem Badumbau muss natürlich zuerst die Frage nach der Schwere der körperlichen Beeinträchtigung gestellt werden. Was ist noch möglich? Hat diese körperliche Beeinträchtigung einen progressiven Verlauf, ist also mit einer weiteren Verschlimmerung zu rechnen, oder ist sie statisch? Erst dann können die notwendigen Maßnahmen abgeschätzt werden wie z.B. die Entscheidung über eine Verbreiterung der Türe und über den Einbau einer bodengleichen Dusche.
Diese bodengleiche Dusche sollte in ihren Abmessungen auf die körperlichen Einschränkungen abgestellt sein: Ist man in der Mobilität eingeschränkt, so reichen im Allgemeinen die Abmessungen 120 x 120 cm aus. Dort kann dann eine Sitzgelegenheit installiert werden, die einem das Duschen leicht macht. Bewegt man sich im Rollstuhl, so sollten die Abmessungen 150 x 150 cm betragen, denn man befährt ja die Dusche, und gegebenenfalls ist auch noch eine zweite Person als Hilfestellung anwesend. Die Duscharmatur muss dann auch in einer Höhe angebracht werden, die der sitzenden Position entspricht: Dies sind 85 Zentimeter Höhe, und diese Höhe sollte sich grundsätzlich für alle Bedienungselemente wie Schalter, wichtige Steckdosen, Türgriffe etc. durchsetzen.
Wie überall steckt auch hier der Teufel im Detail: Wie steht es mit den Griffen der Dusch- und Waschtischarmaturen? Sind sie auch bei eingeschränkten Handfunktionen gut zu erreichen und leicht zu bedienen? Können sie mit nur einer Hand bedient werden? Auch dieser Aspekt – die Benutzbarkeit von Geräten oder anderen Bedienelementen mit nur einer Hand – sollte ein grundlegendes Kriterium für die gesamte Wohnung werden.

Der Autor
Michael Klingseisen ist fach- licher Leiter der Beratungsstelle für barrierefreies Bauen bei der Bayerischen Architektenkammer in München.

Fruchtbare Zusammenarbeit
In Stuttgart haben sich Schreiner des Landesfachverbandes und Studierende des Fachbereichs Innenarchitektur gemeinsam mit dem Thema „Wohnen älterer Menschen“ auseinandergesetzt.
Die Studierenden der FH Stuttgart haben im Rahmen einer Projektarbeit bei Prof. Klaus-Peter Goebel Wohnformen von älteren Menschen untersucht. Mit eigenen Entwürfen waren sie gefordert, Möbel, Innenraumdetails, Hilfsmittel etc. zu entwerfen, die den besonderen Bedürfnissen dieser Zielgruppe gerecht werden. Schon zu Beginn der Arbeit vereinbarte Goebel eine Zusammenarbeit mit dem Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg: Interessierte Schreiner sollten einzelne Entwürfe begleiten und wenn möglich in die Praxis umsetzen. Herausgekommen sind interessante Arbeiten, die zum weiteren Nachdenken über das Thema anregen. Die Ergebnisse sind noch bis zum 12. Dezember 2004 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft im Rahmen der „Meisterform Holz“ zu sehen. Weitere Infos: Rainer Gall, LV Baden-Württemberg, Tel.: (0711) 164410
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