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Einfachheit wirkt

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Einfachheit wirkt

Eine denkmalgeschützte Scheune aus dem 17. Jahrhundert wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Viel Licht von oben, eine Holzskulptur als Treppenanlage sowie traditionelle Handwerkskunst geben dem Gebäudeveteran einen ganz eigenen Charme.

Historische, nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck genutzte Ställe und Scheunen stellen in ländlichen Regionen nicht nur eine Raumreserve dar, sie bieten auch Chancen für Umnutzungen mit modernen Funktionen in einem ganz speziellen Ambiente des Ursprünglichen. Gerade Studios und Ateliers, aber auch Büros oder Wohnungen entfalten in alten Gemäuern einen besonderen, in Neubauten so kaum zu erreichenden Charme.

Völlig neu zu konzipieren ist dabei in der Regel die Versorgung der Innenräume mit natürlichem Tageslicht, denn in der vorhandenen Bausubstanz gibt es oft nur wenige und noch dazu sehr kleine Fenster. Ein weiteres Thema ist die Erschließung von oberen Räumen. Eine interessante Lösung für die Treppenlösung und die Belichtung hat das Architekturbüro »COAST office architecture« aus Stuttgart beim Umbau einer denkmalgeschützten Scheune in Waiblingen verwirklicht.

Licht von oben für unten

Die Scheune aus dem 17. Jahrhundert stand lange leer und war bei Beginn der Arbeiten extrem geschädigt. Um bei der Sanierung die Eingriffe in den historischen Bestand so gering wie möglich zu halten, wurden in den Wänden des Erdgeschosses keine Fenster vorgesehen, sondern lediglich das ursprüngliche Scheunentor sowie eine ebenfalls schon vorhandene Nebentür durch Glastüren ersetzt. Dafür integrierten die Architekten in das ohnehin komplett zu erneuernde Dach insgesamt neun Velux Dachfenster. Sechs Dachfenster sind auf einer Seite des Satteldachs angeordnet und sorgen für einen sehr hellen, lichttechnisch überhaupt nicht mehr an einen Scheunenboden erinnernden Raum. Damit dieser Lichtüberschuss tagsüber auch dem Erdgeschoss zugutekommt, endet der neu eingezogene Dielenfußboden der oberen Etage etwa 1 m vor der Traufwand. Durch den offen bleibenden, mit einem Glasgeländer gesicherten Deckenstreifen dringt das Tageslicht direkt von den Dachfenstern in die unteren Räume.

Dadurch entstehen dort gut ausgeleuchtete Atelier- und Ausstellungsbereiche, ohne dass zusätzliche Fenster in die historischen Wände gebrochen werden mussten. Eine ungewöhnliche Lösung, mit der die Bauherren unter anderem auch deshalb sehr zufrieden sind, weil große ungestörte Wandflächen für das Aufhängen bzw. Aufstellen der Kunstwerke erhalten werden konnten. Der offene Deckenstreifen lässt im Obergeschoss einen spannenden galerieartigen Raum entstehen.

Über den Luft- und Lichtstreifen wird auch der untere Teil der Treppenanlage ausgeleuchtet. Der eigentlich urig klobige Treppenaufbau löst sich durch den Kniff mit einer Zweiteilung – mal stehend als Podest, mal um 90° gedreht, hängend gelagert – auf und wird zur eigenständigen Holzskulptur. Zugleich verwachsen die eingeschobenen Module nicht mit dem Gebäude – perfekt für ein geschütztes Denkmal.


Nutzflächen aus dem Bestand zu schaffen, ist für dds-Redakteur Hubert Neumann ein großes Thema der Gegenwart. Gelingt dies nicht nur uniform, sondern mit viel Tageslicht und Freigeist, wie durch Coast Architects, umso besser!


Steckbrief

Projekt: Denkmalgerechter Umbau einer Scheune zu Atelier- und Ausstellungsräumen

Architekten: COAST office architecture, Stuttgart, www.coastoffice.de

Holzbau: JaKo Baudenkmalpflege GmbH, www.jako-baudenkmalpflege.de

Natürlicher Lichteintrag: Velux-Dachfenster mit Funksteuerung, www.velux.com

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