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Möbelkunstwerk - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Meisterstücke
Möbelkunstwerk

Das Meisterstück von Christian Melz aus den Schulen für Holz und Gestaltung Garmisch-Partenkirchen fasziniert durch künstlerische Eigenständigkeit. Für Ursula Maier tritt die angedachte Funktion als Sekretär dabei in den Hintergrund.

Ursula Maier, Markgröningen, Maître Ébéniste, Innenarchitektin BDIA

Die Fotos zeigen den Sekretär aus einer recht tiefen Perspektive, etwa wie aus einem Sessel heraus aufgenommen. Dadurch fällt der Blick auf die analog zur Front gebildete Rückwand und offenbart, durch Licht in Szene gesetzt, ihr Konstruktionsprinzip. Dem Benutzer, der vor dem Sekretär sitzt, entgeht dieser besondere Anblick, wenn er von oben auf Korpuskante und ggf. Briefpapier schaut. Ich betrachte dieses Möbel als künstlerisches Objekt, das in seiner besonderen Ästhetik nicht dadurch gestört werden sollte, Stauraum für Büroutensilien zu bieten.
Ich spüre, wie spannungsreich die Materialien aufeinander abgestimmt sind: Der fließende Körper im seidigen Nextelüberzug umspannt das lebendige Hirnholzmosaik mit dem diagonalen Kernansatz in den identischen Fronten. Der Korpus wird getragen von einem Edelstahlgestell, das zweidimensional wie ein Scherenschnitt wirkt.
Die Verschlankung des Korpus hin zur Kante finde ich sehr apart. Der lange Griff unterbricht das durchlaufende MDF-Band mit einer Ausklinkung. Auch zeigt das Hirnholzfries seine Grenzen im spitzen Eck der unteren Schubladen.
Meisterlich ist die Konstruktion der Klappe: Die mit Metall verschwertete Fläche öffnet sich wie der Kofferraumdeckel einer Limousine. Die Unterkante drückt beim Öffnen gleitend gegen ein drehbar gelagertes Kunststoffteil, das mit einem Gasdruckdämpfer verbunden ist. Raffiniert wurde das Geheimfach versteckt, raffiniert ist auch die indirekte LED-Beleuchtung des Innenraums und der formal perfekt in das Korpusband eingebundene Verschluss der Klappe. Christian Melz hat sein Privileg genutzt, in der Prüfungsarbeit neue Formen zu finden: Möbelkunst zu schaffen, die in ihrer Einmaligkeit Freude macht. Dass die Funktion Sekretär vielleicht zu kurz kommt, ist für mich unerheblich.
»Meister sind privilegiert: Sie können neue Formen finden und Möbelkunst schaffen.«
Ursula Maier
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