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Moderner Cocktail - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Meisterstücke
Moderner Cocktail

Leonhard Damnig, Meisterschule München, beschreibt sein Meisterstück als »Mix zwischen Klassik und Moderne«. Nicht nur der unkonventionelle Aufbau regt zum Nachdenken über Konstruktion und Gestaltung an.

Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Das Möbelensemble erinnert in der Tat an Schreibsekretäre aus computerlosen Zeiten um 1900, etwa von Ch. R. Mackintosh, und an Entwürfe richtungweisender dänischer Gestalter aus den 50er- und 60er-Jahren, wie H. J. Wegner. Insbesondere letzteren war es ein wesentliches gestalterisches Anliegen, materialgerechte Konstruk- tion als formbildendes Prinzip sichtbar zu machen. Dieser Auffassung entgegen zeigt der Entwurf von L. Damnig keine sichtbare Gestellkonstruktion von Stollen und Zargen. Die Stollen erscheinen durch eine Schattenfuge betont abgesetzt ohne erkennbare Verbindung zum Korpus. Die Zargen verlaufen seitlich und hinten unsichtbar hinter einer umlaufenden Blende, die vorn als Schubkastendoppel und Klappe ausgebildet ist. Die auf Gehrung anschlagenden Doppel weisen seitlich große Überstände auf. Handwerklich ist das Möbel sehr hochwertig ausgeführt. Gestalterisch betont der Entwurf die formale Eigenständigkeit des Korpuselements. Dass die Stollen durchlaufen, ist erst nach dem Öffnen der Schubkästen erkennbar. Von diesen gibt es zwei im Sekretär (links und rechts, nach vorn aufgehend) und einen weiteren im Hocker. Sie sind auf Vollholzauszügen geführt und mit Magnetschlössern gesichert. Hinter der mittig angeordneten Klappe ist Raum für die Ablage eines Laptops. Im hinteren Teil der Schübe und der Klappe befinden sich vier Geheimfächer.
Der symmetrische Aufbau der Front in ihren harmonischen Proportionen ist traditionell orientiert. Das Meisterstück besticht durch eine klassisch stimmige Farbwahl des gewählten Materials sowie durch edle Beschläge. Bemerkenswert ist die differenzierte Dimensionierung der Stollen und Sprossen von Sekretär und Hocker. Bei letzterem würde eine Reduzierung der zweifachen Sprossen auf einfache Ausführung die angestrebte Leichtigkeit erhöhen.
Der Aufsatz aus Glas und Holz soll zur Ablage der Tagespost dienen und die Leichtigkeit des Möbels unterstreichen. Zwei 6 mm starke Glasflächen, die mit Edelstahlplatten aufwendig zu einem Winkel verbunden am Korpus befestigt sind, tragen vorn offene, fingergezinkte Ablagefächer. Als Bindeglied dient ein gläsernes, vorn und hinten offenes Fach. Der gewählte Gestaltaufbau schränkt die Stellung im Raum ein und bewirkt ein uneinheitliches Erscheinungsbild. Schreibsekretär und Aufsatz sind zwar über die Glasflächen verbunden, bilden aber keine formale Einheit. Alternativ könnte die Tiefe des Möbels an Stelle der Geheimfächer durch ein aus der Schreibebene ausklappbares Element mit Taschenfächern genutzt werden, um hier eine gestalterisch befriedigendere Lösung zu erzielen.
Eckhard Heyelmann,
»Der Sekretär bildet mit dem Aufsatz keine formale Einheit.«
Eckhard Heyelmann
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