Der virtuose Umgang mit Massivholz und die Reife des Entwurfs haben uns bewogen, das Gesellenstück von Max Pause in der »Meisterkritik« zu besprechen.
Prof. Peter Litzlbauer, Staatl. Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Fachbereich Architektur und Design
Ein Regal ist ein Regal – ist ein Regal. Damit wäre alles gesagt, wenn uns nicht etwas in den Bann zöge. Einfachheit? Materialität? Funktionalität und Konstruktion? Von allem etwas, das wäre zu simpel. Jede Qualität ist in sich schlüssig entwickelt, doch erst im Zusammenspiel wird das Regal zu etwas Besonderem. Zierliche Vertikalität und kräftige Horizontalität bestimmen die nüchterne Ausstrahlung. Zwei Fachhöhen wechseln sich ab und bringen Rhythmus ins Spiel, stabilisiert durch einen ruhenden, längs liegenden, massiven Korpus. Die Idee stufenloser Erweiterung der Regalböden durch eine kammartige Verschränkung einzelner Profilleisten geht auf die Tischkulisse zurück. Max Pause verwendet harten, kühlen Stahl für die tragenden Elemente und warmes, rötliches Lärchenholz für die stark beanspruchten Regalböden und den Korpus. Darin spricht sich ein sensibles Gespür für Materialität aus: Die leicht ansetzende Rostbildung und der zu erwartende goldbraune Ton der alternden Lärche werden miteinander eine schöne Symbiose eingehen.
Das Zusammenfügen der einzelnen Teile zu einem Ganzen geschieht hier in einer handwerklichen Kunstfertigkeit, die mehr und mehr verloren geht. Die Eckverbindungen des Korpus sowie die Rahmenverbindungen der Klappe sind meisterhaft durchdacht. Die Schwerter in Nussbaum stabilisieren die Böden und setzen zugleich zeichenhafte Ruhepunkte als Gegenpool zur horizontalen Beweglichkeit. Auf das Meisterstück von Max Pause darf man sich nach dieser Vorlage bereits heute freuen.
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Schrank mit Geschichte
