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Wirklichkeit der Pixel

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Wirklichkeit der Pixel

Digitaldruck ist neben dem Leichtbau ein Megatrend, der in den letzten Jahren sprunghaft an Relevanz für den Möbel- und Innenausbau gewonnen hat. Stand der Technik und ihrer Anwendung.

D ie Idee des Digitaldrucks passt exakt in unsere Vorstellung von Individualität. Ob Fotos, Holznachbildungen, Fantasiedekore, Grafiken, Firmenlogos oder Werbebotschaften, alles lässt sich perfekt skalieren, beschneiden, retuschieren, spiegeln, verzerren, begradigen oder umfärben. Der Digitaldruck macht Dinge möglich, die bisher als undenkbar galten – und das können wir jetzt auch im Möbel- und Innenausbau!

Stand der Technik
Das Spektrum der technischen Anwendungen ist recht breit. So gibt es die Möglichkeit, ein Werkstück direkt mit Tintenstrahltechnik zu bedrucken, bei transparenten Werkstücken auch rückseitig. Dafür gibt es entweder Hochleistungsdurchlaufmaschinen mit rund 60 cm Breite und einer Durchlaufgeschwindigkeit von 40 m/min oder Maschinen, die aufgebaut sind wie ein Bearbeitungszentrum und einen Druckkopf über das liegende Werkstück führen. Homag entwickelte eine digitale Kantendruckmaschine, die aber mangels Nachfrage nicht mehr produziert wird.
Der Leistungsunterschied zwischen den Stationär- und Durchlaufmaschinen ist immens. Der Direktdruck ist mit zwei Schwierigkeiten behaftet. Zum einen ist der Aufdruck mit einem abschließenden Lackfilm zu versehen, was mit hohen Anlagenkosten oder aufwändiger Handarbeit verbunden ist, zum anderen gibt es als Nachweis für die langfristige Lichtechtheit nur Simulationsergebnisse. Wirkliche Erfahrungswerte können noch nicht vorliegen.
Statt das Werkstück direkt zu bedrucken, gibt es auch die Möglichkeit, mit konventionellen Digitaldruckern Papier zu bedrucken und in einen Schichtstoff einarbeiten zu lassen – mit dem Vorteil, dass man mit branchenunabhängigen Grafikstudios oder Fotografen arbeiten kann. Eine weitere Möglichkeit ist der Sublimationsdruck. Hier bedruckt man eine Folie mit dem spiegelbildlichen Motiv und presst die Folie unter Hitzeeinwirkung auf das Werkstück. Anwendungen gibt es zurzeit bei Mineralwerkstoffen.
Merkwürdigerweise sind die ersten größeren Anwendungen des Digitaldrucks in der Holzbranche nicht bei den individuellen Einzelanfertigungen zu verzeichnen, sondern bei Fußbodenelementen, die eher den Charakter eines Massenproduktes haben. Der Oberflächenspezialist Bürkle trieb diese Entwicklung gemeinsam mit dem Digitaldruckspezialisten Durst voran. Kaindl hat in Wals bei Salzburg kürzlich seine Digitaldruck-Fußbodenlinie in Betrieb genommen. Hinreichend verfügbares und vergleichsweise preiswertes Holz kann mit dem Bild edler Hölzer bedruckt werden. So entsteht ein kundenindividuell bedrucktes Echtholzprodukt. Echt und dennoch nur ein Aufdruck – diese Entwicklung sollten diejenigen Tischler und Schreiner aufmerksam betrachten, die mit dem durch und durch Echten bei ihren Kunden punkten wollen.
Fußbodenhersteller sparen sich mit dieser Maschine große Lager, da sie die Produkte erst kurz vor der Auslieferung individualisieren. Außerdem entfallen die immensen Kosten der Druckwalzenherstellung. So lassen sich auch kleine Mengen wirtschaftlich bedrucken. Die Alno-Tochter Alpicto stellt digital bedruckte Küchenfronten her. So lassen sich beispielsweise Holzabbildungen genauso wie Furniere über eine komplette Küchenzeile hinweg abwickeln. Die Vorgehensweise entspricht im Grunde genau dem, was der Tischler in der Furnierzusammensetzerei macht.
Drucken, was gefällt
Die Möglichkeiten des Digitaldrucks sind faszinierend. Vieles ist machbar, aber nicht alles ist sinnvoll. Wenn Pixel die Wirklichkeit verändern – ist das Kunst oder eine Mogelpackung? Wird irgendwann ganz selbstverständlich ein Bearbeitungszentrum mit Digitaldruckaggregat in der Werkstatt stehen? Dann wären wir der Traumfabrik ein Stück näher gekommen. Unabhängig davon, mit welcher Technik individuelles HPL, Küchenfronten oder Folien für den Messestand produziert werden – was zählt, ist die Möglichkeit, Oberflächen in guter Qualität und mit vertretbarem Aufwand nach Wunsch gestalten zu können. Das setzt kreatives Potenzial frei und lässt Gestalter auf neue Ideen kommen. Ist das nicht fantastisch?! GM/JN
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