»Wir müssen uns den C-Techniken stellen«

Selten ist die Strukturveränderung im Tischlerhandwerk so kurz und treffend zusammengefasst worden wie im Interview mit Jürgen Gerhartz: Das Eindringen der C-Techniken in die Branche verschärfe die Konkurrenz unter den Tischlern und Schreinern. Kleinere Betriebe könnten vieles nicht mehr zu Wettbewerbspreisen erledigen und müssten auf Montagetätigkeiten ausweichen.

Gerhartz hat das ausgesprochen, was nicht zu übersehen ist. Aber viele Betriebsinhaber wollen dies nicht wahrnehmen. Von ihnen hört man: »Arbeit genug – aber man kriegt den Preis nicht mehr.« Und immer schwingt dann dabei der Unterton mit, der Konkurrent habe unter dem Preis angeboten, sich verkalkuliert oder unlauter gehandelt. Sie kleben an ihrem traditionellen Berufsbild mit Werkstatt und Maschinen. Diese Kollegen erkennen die Montage nicht als lohnenswerte Alternative, sondern sehen in ihr den handwerklichen Abstieg. Jetzt wehren sie sich und stellen sich quer. Innerlich verbittern sie und verstehen die Welt nicht mehr. Äußerlich verhindern sie die überbetriebliche CNC-Ausbildung des Nachwuchses. Das läuft sogar auf Berufsverbandsebene. Wenn die Branche keinen Interessenausgleich zwischen den Traditionalisten und den Fortschrittlichen schafft, ist der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs vorprogrammiert. Christian Zander