Öko aus Überzeugung

Wer den Ausstellungsraum der Schreinerei Vogler betritt, riecht geöltes Holz. Hier stehen gezinkte Küchenschränke aus rotkerniger Buche, Tische, deren massive Platte von vier eingestemmten Beinen getragen wird, und, als Highlight, ein Schrank, aus dessen Front der naturbelassene Stamm einer junge Birke herauszuwachsen scheint.

»Wer etwas Besonderes sucht, stolpert irgendwann automatisch über uns«, so Schreinermeister und Baubiologe Reinhard Vogler. Seit 25 Jahren verarbeitet er konsequent und mit Leidenschaft Massivholz. Spanplatten und zulackiertes Holz – das alles tut ihm in der Seele weh. Ziel seiner »biologisch-ergonomischen« Wohngestaltung sind Räume, die zum Bleiben einladen. Voglers wichtigster Werkstoff ist Holz aus heimischen Wäldern, das er je nach Anforderung zum Beispiel mit Granit, Edelstahl oder Glas kombiniert. Wer in die Werkstatt nach Sargenzell kommt, muss Zeit mitbringen. Möbel kauft man bei Vogler nicht mal eben, sie sollen lebenslange Begleiter sein. Viele Kunden entscheiden sich nach der intensiven Beratung für etwas ganz anderes, als sie ursprünglich gedacht haben.

Bei Vogler bekommt man nicht alles. Küchen zum Beispiel gibt es nicht mit Kunststoffarbeitsplatte. Wer das trotzdem möchte, muss woanders hingehen. Am liebsten sind Reinhard Vogler Kunden, die auch ökologisch überzeugt sind wie er, und keine Pseudo-Ökos, meint er lachend, dann stimme einfach die Chemie. Was Vogler verkauft, das verkörpert er auch. Seine Kunden wollen nicht irgendetwas von irgendjemandem. Er ist der Ansprechpartner. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass mehr als fünf Mitarbeiter oder gar externe Planer und Verkäufer seiner Glaubwürdigkeit schaden.

Der Kontext muss stimmen. Aus diesem Grund macht Vogler auch bei den Rhönholzveredlern mit. Die regionale Initiative setzt auf Holz aus der Rhön, nachhaltige Forstwirtschaft und natürliche Oberflächen (vgl. Kasten).

Bevor Reinhard Vogler (www.vogler-schreinerei.de) ein Angebot schreibt, hat er sich vor Ort ein genaues Bild der Räume und der Menschen gemacht. Es kann vorkommen, dass das Holz für ein Möbel im Garten des Kunden wächst. Solche Bezüge gefallen dem Schreiner. So entstehen Möbel für die Seele. Während der Bauzeit ist der Kunde ein gern gesehener Gast in der Werkstatt. Die eigene Einrichtung entstehen zu sehen, weckt Begeisterung – und nicht zuletzt Verständnis dafür, wie das Holz vom Wald bis ins Wohnzimmer kommt. Auch das gehört für Vogler zur Nachhaltigkeit. AG

Die Rhön wurde 1991 von der Unesco als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Seither soll in der Modellregion gezeigt werden, wie Wirtschaften im Einklang mit der Natur möglich ist. Dazu gehört auch, die alten Laubwälder der Rhön zu nutzen und zu erhalten. Vor diesem Hintergrund haben sich 1998 mehrere holzverarbeitende Betriebe der Region zu den »Rhönholzveredlern« zusammengeschlossen. Aus dem Holz der nachhaltig bewirtschafteten Rhönwälder fertigen sie Möbel, Tische, Bänke, Fussböden, Treppen, Türen und Wandverkleidungen. Dabei dehnen sie den Begriff Nachhaltigkeit auch auf ihre Produkte aus: Die Möbel und Einrichtungen sind so langlebig, wie das Holz braucht, um nachzuwachsen. Außerdem zeichnen sich die Produkte durch konstruktive Holzverbindungen und natürliche Oberflächenbehandlungen aus. Heute besteht die Gruppe aus fünf Schreinerbetrieben unterschiedlicher Betriebsstruktur, einem mobilen Sägewerk, einer Zimmerei sowie dem Hessen-Forst, Forstamt Hofbieber.