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Hessisches Glanzlicht

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Hessisches Glanzlicht

Auszeichnung für eine Powerfrau: Christina Schlingmann wurde »Meisterfrau 2005«. Mit ihrem Mann Martin betreibt sie im Odenwald eine junge, erfolgreiche Schreinerei.

Kennen gelernt haben sich die beiden Mitvierziger während der Schreiner-Ausbildung in Michelstadt. Später bereiten sich der gebürtige Westfale und die Odenwälderin, die zunächst Architektur studieren wollte, im Darmstädter Betrieb von Gerhard Luther gemeinsam auf die Meisterprüfung vor. Auch als Tochter Clara geboren wird, kann Christina von der Schreinerei („mein Traumberuf“) nicht lassen und arbeitet zwei Tage pro Woche im Büro der Firma, die ihr Mann mit einem Partner gegründet hat. Der Tod der vierjährigen Tochter stürzt das Ehepaar in eine dunkle Zeit.

In den Jahren danach kehrt mit der Geburt von Hannah und Emma das Glück zurück. Auch beruflich geht es aufwärts. Christina wird als Sachverständige im Tischlerhandwerk öffentlich bestellt und vereidigt. Viele Jahre lang unterrichtet sie (wie auch ihr Mann) an der Darmstädter Meisterschule.
1998 kaufen die beiden eine ehemalige Schuhfabrik und gründen in Ober-Kinzig (Odenwald) die Schreinerei Schlingmann (www.schreinerei-schlingmann.de). „Im Gegensatz zu vielen Kollegen haben wir von Anfang an auf unsere Mitarbeiter gesetzt, anstatt in moderne, CNC-gesteuerte Maschinen zu investieren.“ Zusammen mit den Chefs bilden heute ein Meister, zwei Gesellen, zwei Auszubildende und zwei Frauen als Halbtagskräfte das hoch motivierte Team. Der Führungsstil ist partnerschaftlich. Die Unternehmer legen alle Zahlen offen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickeln sie die betrieblichen Ziele, diskutieren, was verbessert, wo investiert werden sollte. Ein Mitarbeiter hat dem Betrieb sogar ein Darlehen zur Verfügung gestellt, damit die überfällige Plattensäge endlich angeschafft werden konnte …
Die berufliche Partnerschaft der Schlingmanns ist geprägt von einem spannungsvollen Miteinander. „Wir sind in unserer Art sehr unterschiedlich“, sagt Christina. Er, spontan, unternehmerisch, stets mit neuen Ideen, aber „nicht gut strukturiert“, kümmert sich um Werkstatt und Bauschreinerei. Sie, Kopfmensch, bestens organisiert, mit viel Gespür für die „geheimen“ Wünsche der Kunden, entwirft Möbel und Innenausbau, schmeißt die Organisation und überwacht die Termine. „Das fetzt manchmal fürchterlich zwischen uns“, bekennt sie. Doch beide wissen, was sie aneinander haben, und raufen sich schnell wieder zusammen.
Neben der Schreinerei verbindet sie ein ausgeprägtes soziales Engagement, etwa als Mitglieder der Strahlemann-Initiative, wo sie sich für die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für benachteiligte Jugendliche einsetzen.
Zum Programm ihres Betriebes gehört „alles“: vom gehobenen Möbel- und Innenausbau für Privatkunden über den Ladenbau bis zu Objekteinrichtungen, Fassadenverkleidungen und Terrassenanlagen. Dank eingespielter Kooperationen mit Kollegen, aber auch mit anderen Gewerken, können sie fast alle Bereiche abdecken.
Umweltgerecht zu produzieren ist für beide selbstverständlich. So werden sie Mitglieder der renommierten hessischen Umweltgemeinschaft im Tischler- und Schreinerhandwerk, die sich z. B. für den Einsatz schadstoffarmer Materialien, die Verwendung heimischer Hölzer und ein Abfallwirtschaftskonzept stark macht, und lassen den Betrieb von ihr zertifizieren. Das gelingt ohne Probleme. Die Überreichung der Urkunde in der Schreinerei, mit Landrat, Bürgermeister etc., wird zum PR-Ereignis. „Es war unser Durchbruch.“ In nur sechs Jahren haben sie ihren Betrieb zum Vorzeigeunternehmen und ihren Namen zum Markenzeichen für hervorragende Schreinerarbeit gemacht.
Wie zur Bestätigung kommt der Wiesbadener Umweltminister Wilhelm Dietzel im September 2003 nach Ober-Kinzig und zeichnet den Betrieb als „Glanzlicht der hessischen Umweltallianz“ aus. Jüngster Höhepunkt ist die „Krönung“ Christina Schlingmanns zur Meisterfrau des Jahres im November 2005. Dabei hat die Juroren auch die Kreativität der Preisträgerin beeindruckt, die das Kinderspielsystem „Octa“ ertüftelte: große, achteckige Holzklötze, verschieden lange Bretter und echte Schrauben, mit denen schon die Jüngsten Schiffe, Autos, Häuser etc. zusammenbauen können (www.octa-spielsystem.de).
Das Preisgeld von 2500 Euro will Meisterfrau Christina Schlingmann unter anderem auch für eine kleine Urlaubsreise verwenden – möglicherweise ganz alleine, um einmal richtig auszuspannen, damit sie sich dann ihren vielfältigen Aufgaben wieder mit Freude widmen kann. HWW
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