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Die Kosten im Griff behalten

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Die Kosten im Griff behalten

Die Montage nimmt einen immer größeren Anteil an der Gesamtdurchlaufzeit eines Auftrages ein. Wie sich dieser Bereich effizienter gestalten lässt, analysiert Stefan Tomann vom TZH Lemgo.

Das Tischlerhandwerk ist geprägt durch seine individuell geplanten, gefertigten und montierten Produkte. Die Montage ist dabei grundsätzlich mit einem besonderen Kostenrisiko verbunden, da die Gegebenheiten auf den Baustellen sehr unterschiedlich und nicht immer vorhersehbar sind.

Durch die zunehmende Anzahl von Fertigprodukten ist auch die Zahl der Montagebetriebe nach Anlage B der Handwerksrolle (ohne Meistertitel) gestiegen. Wegen der günstigeren Stundenverrechnungssätze der B-Betriebe entsteht ein Konkurrenzkampf, der viele Tischlerbetriebe zu effizienteren Montagen zwingt.
Studien wie der IG Metall »Branchenreport Holz & Kunststoff Nr. 16« aus dem Jahr 2004 oder die ProWood Studie vom VDMA gehen auf den Strukturwandel im Tischlerhandwerk näher ein. Hier wird der kontinuierliche Anstieg der Montagezeiten prognostiziert. 2013 soll die Montage bereits 47% des gesamten Auftragsvolumens einnehmen. Nach einer Umfrage des Fachverband Tischler NRW hat der Zeiteinsatz bei der Montage bereits einen Anteil von 35% erreicht.
Akuter Handlungsbedarf
Alle Studien zeigen, dass akuter Handlungsbedarf im Bereich der Montage besteht. Ein gewisser Anteil an Verlustzeiten ist nicht zu vermeiden. Verzögerungen jedoch, die durch vorgelagerte Prozesse verursacht werden, lassen sich mit Hilfe besserer Organisationsstrukturen minimieren.
Die Montage ist das Ergebnis aller vorgelagerten Prozesse, beginnend vom Aufmaß über die Arbeitsvorbereitung bis hin zur Fertigung. Alle Bereiche sollten das Ziel haben, eine qualitative und effiziente Montage zu ermöglichen. Die Praxis sieht oftmals leider anders aus.
Fehler früh erkennen
Je früher Fehler und fehlende Informationen entdeckt werden, desto kostengünstiger ist deren Vermeidung. Das erfordert einen höheren Aufwand zu Beginn des Auftrags. Ein Beispiel: Kern eines Auftrags ist ein Einbauschrank im Schlafzimmer eines Kunden. Schnell sind die Maße genommen, die AV beginnt mit der Planung und der Bestellung des Materials. Bei Montage schließlich haben die Mitarbeiter das Problem, den fertig montierten Schrank in die Wohnung zu tragen, weil die Schlafzimmertür um 2 cm schmaler ist als einige Schrankteile. Zudem wurden Steckdosen vergessen und müssen vor Ort angebracht werden. Der Spiegel in der Tür wurde vom Kunden gestellt und sollte vor Ort montiert werden. Nach der Ausführung bemängelt die Auftraggeberin die unverträgliche Farbzusammensetzung des Schrankes und des kolorierten Spiegels. Fazit: Wären die Umstände der Baustelle bereits beim Aufmaß erfasst worden, hätte die Montage effektiver ablaufen können.
Vermeidare Störzeiten
Schlüsselt man die Zeiten für eine Montage in die Bereiche Übergabegespräch, Fahrzeugbeladung, Reisezeiten, Baustelleneinrichtung, Montage, Baustellenräumung und Abnahme sowie Aufräumarbeiten im Betrieb auf, so stellt man fest, dass im Durchschnitt gerade mal 48% der Gesamtzeit auf das Konto der reinen Montage geht. Der Anteil von Störzeiten liegt bei 11% oder 52,8 Minuten pro Tag und Mitarbeiter. Es ist davon auszugehen, dass die Störzeiten einen wesentlich höheren Anteil haben, als den Monteuren bewusst ist. Der Monteur folgt seinem Auftrag, das Gewerk zu einhundert Prozent zu montieren und setzt alles dran, dies auch zu tun. Das bereits beim Beladen Suchzeiten wegen fehlendem Material anfallen, dass zur Rush Hour mitten durch die Stadt gefahren werden muss, der Hausmeister zunächst nicht auffindbar ist, um das Gebäude auzuschließen und dass Arbeitsgänge auf der Baustelle erledigt werden müssen, die zuvor in der Fertigung hätten passieren können – das alles nimmt der Monteur aufgrund mangelnden Bewusstseins in Kauf.
Hinzu kommen baurechtliche Dinge wie Behinderungsanzeigen und Zusatzarbeiten. Hier wird oft ohne Murren noch ein Gerüst gebaut, ein Zugang geschaffen oder ein Wandvorsprung weg-gestemmt. Alles Leistungen, die nicht vereinbart waren und rechtlich gesehen in Rechnung gestellt werden können.
Viele Zusatzleistungen werden unentgeltlich erbracht, weil der Aufwand für Behinderungsanzeigen und die damit verbundenen Folgekosten wie eine erneute Anfahrt etc. zu hoch erscheinen. Nichtsdestotrotz sollten möglichst alle Störzeiten durch tägliche Montagebereiche erfasst werden. Sie bilden die Grundlage zur Verbesserung der Organisationsstruktur durch Checklisten für das Aufmaß, erforderliche Zusatzinformationen für die Montage, etc.
Wo man ansetzen kann
Führen Sie ein Formular für Montageberichte ein. I.d.R. hat der Beifahrer auf der Rückfahrt ausreichend Zeit dieses Formular auszufüllen und so den Tag Revue passieren zu lassen. Sprechen Sie mit Ihren Monteuren über mögliche Störzeiten. Hier geht es in erster Linie nicht um konkrete Lösungsansätze sondern darum die Monteure sensibler für Störungen zu machen. Wenn möglich, stellen Sie einen Mitarbeiter ab, der den Ablauf der Montage beobachtet und dokumentiert. Das eine oder andere Foto bietet eine gute Grundlage für die gemeinsame Diskussion. Erfassen Sie möglichst die Verteilung der Montagezeiten analog Grafik 4. Damit haben Sie zum einen eine Kalkulationsgrundlage und zum anderen einen Vergleich, um ihre Maßnamen zu einem späteren Zeitpunkt auf ihre Wirkung hin zu überprüfen.
Der größte Kritikpunkt von Monteuren ist der mangelnde Informationsfluss. Schaffen Sie mehr Transparenz durch:
  • frühzeitige Kommunikation bevorstehender Montagetermine
  • klare Montageunterlagen mit Ansprechpartnern
  • Zusatzinformation zur Baustelle und zu allem, was sonst zu beachten ist
Regeln Sie den Materialfluss und die Lagerung von Montagewerkzeugen, Fertig- und Zukaufteilen, um eine effiziente Fahrzeugbeladung zu ermöglichen. Legen Sie Anfangszeiten der Monteure fest. Diese müssen nicht immer um 7:00 Uhr beginnen. Definieren Sie einen Montageleiter vor Ort. Seine Hauptaufgabe besteht in der Einteilung der Monteure. Erst danach kümmert er sich um organisatorische Angelegenheiten und unterstützt seine Kollegen. Legen Sie fest, wie der Umgang mit Kunden aussieht, denn Sie wollen doch einen Folgeauftrag bekommen. Wie sieht der Ablauf der Montage zum Ende hin aus? Hier sollte alles noch einmal kontrolliert werden und eine Abnahme erfolgen bzw. die Fertigstellung mitgeteilt werden. Wieder im Betrieb sind die Spuren der Montage zu beseitigen um die Produktion nicht durch herumliegendes Material zu stören.
Besprechen Sie die Problematik mit Ihren Mitarbeitern und führen Sie ein Regelwerk ein. Stefan Tomann

Service Kontakt zum Autor
  • Stefan Tomann ist technischer Betriebsberater beim Technologie-Zentrum Holzwirtschaft GmbH (TZH) in Lemgo und unterstützt Betriebe bei der Montageoptimierung. Dabei handelt es sich um die Fortführung des Beratungsbausteins Werkstattoptimierung.
  • Zur Werkstattoptimierung führt das TZH derzeit ein Projekt den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hessen durch. Interessierte Betriebe können noch mitmachen. Die Beratung wird zu normalen Tagessätzen abgerechnet, die Förderung ist möglich.
  • TZH GmbH, 32657 Lemgo
  • Tel.: (05261) 9214 0,www.TZHolz.de
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