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Tischler im Land ohne Wald

Technik
Tischler im Land ohne Wald

Eingezwängt von 7000 m hohen Bergketten liegt das ehemalige Königreich Ladakh im Himalaya. Holz kann nur an vier Monaten im Jahr über halsbrecherische Passstraßen geliefert werden. dds-Autor Rudolf Heinz war in der Region unterwegs.

In einer baumlosen Region am Oberlauf des Indus, in der Provinz Ladakh im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir liegt in 3500 m Höhe die Hauptstadt Leh. Die bis 7000 m hohe Zanskar-Gebirgskette im Süden und die Ladakh-Kette im Norden mit dem 7135 m hohen Berg Nun fassen die Stadt ein.

Finanziert durch die indische Denkmalschutzbehörde erneuern Tischler die Bauelemente an historischen Gebäuden. Weitgehend in Handarbeit arbeiten die Handwerker an den traditionellen Dekorationselementen der sichtbaren Balken und Friese. Maschinen werden im Baualltag nur selten verwendet; Handbohrmaschinen und andere einfache Elektrowerkzeuge sind zum Teil vorhanden. Das öffentliche Stromnetz liefert nur einige Stunden am Tag Energie, oft fällt das einzige Kraftwerk auch aus. Auf den meisten Baustellen werden daher tragbare Generatoren eingesetzt.
Seit etwa 1600 residierten die Könige von Ladakh in diesem Palast. Mit der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert verlor Ladakh seine Unabhängigkeit und wurde Teil von Britisch-Indien und die Königsfamilie musste den Palast verlassen. Der Palast verfiel mehr und mehr; die meisten Holzteile sind noch aus der Zeit des Erbauens und in einem schlechten Zustand. Erst seit einigen Jahren bemüht sich die indische Denkmalschutzbehörde um die Restaurierung.
Großer Bedarf an Holz
Für die Arbeiten werden große Mengen Holz benötigt. In ganz Ladakh gibt es keinen Wald, nur entlang der Flüsse findet man Weiden und Pappeln. Wenige sehr alte Wacholderbäume lassen vermuten, dass es in früheren Jahrhunderten mehr davon gab. Heute muss alles Bauholz von weit hergeholt werden.
Für Transporte ist Leh über zwei Straßen erreichbar: Seit 1962 gibt es eine fürs Militär gebaute Straße von Srinagar, Hauptstadt der Provinz Kaschmir, nach Leh. Sie führt über mehrere bis zu 4000 m hohe Pässe; nur ein kleiner Teil der 434 km langen Strecke ist geteert. Ein Lkw braucht mindestens zwei Tage für die Strecke. Die andere Straße, der so genannte »Manali-Leh-Highway«, meidet die politisch instabile Kaschmir-Region.
Holztransport über 5300 m Höhe
Der 485 km lange »Highway« folgt einer uralten Karawanenroute und besteht bis heute überwiegend aus Schotter. Drei Fahrtage dauert die Tour von Manali nach Leh. Passhöhen von 4830 m und 5325 m gilt es zu überwinden. Beide Straßen sind nur an vier Monaten des Jahres befahrbar, nur dann gibt es Nachschub an Holz. Diese Abgeschiedenheit half aber dabei, die handwerklichen Traditionen und die althergebrachten Bauweisen bis heute zu bewahren, und sorgt bis heute für einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit dem wertvollen Material Holz. Rudolf Heinz
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