Zwischen der globalen Nachfrage und der Produktion von Holzbearbeitungsmaschinen klafft die Schere immer weiter auseinander. »Im ersten Quartal 2022 und selbst im März, der schon von der Ukrainekrise überschattet war, erlebten die Unternehmen einen erneuten zweistelligen Nachfrageschub auf Rekordniveau«, vermeldet Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer des VDMA Holzbearbeitungsmaschinen, anlässlich eines Pressegesprächs am
13. Mai in Weimar. »Gleichzeitig wuchs der Umsatz um nur vier Prozent.« Angesichts der mannigfaltigen Probleme in der Branche sei dies kein überraschendes Ergebnis. »Wir haben nicht genügend Komponenten und Material, und das Verfügbare wird immer teurer. Die sprunghaft steigenden Einkaufspreise sind ein großes Problem für Hersteller, deren Auftragskalkulationen für größere Projekte sich nun als viel zu niedrig angesetzt herausstellen«, erläutert Markus Hüllmann, Vorsitzender des VDMA Holzbearbeitungsmaschinen, die Situation der deutschen Maschinenbauunternehmen. Hüllmann ergänzt: »Das trifft einige Unternehmen hart. Und es kommt hinzu, dass manche Maschinen wegen fehlender Komponenten gar nicht fertig werden, oder dass dann wegen diverser Logistikprobleme die Auslieferung an die Kunden klemmt.«
Maschinenbau mit 2021 zufrieden
Mit dem zurückliegenden Jahr zeigt sich der Fachverband trotzdem zufrieden. 2021 konnten die Rückgänge des schwachen ersten Coronajahres 2020 mehr als wettgemacht werden. Die Produktion stieg um
17 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. Die Exporte wuchsen um acht Prozent auf 2,3 Mrd. Euro, deutlich überflügelt noch vom Wachstum des Inlandsmarktes, der erstmals die Milliardenschwelle überstieg. Folglich ging die Exportquote auf 68 Prozent zurück.
Die Exporte in die Krisenregion Russland, Ukraine und Belarus machten in den vergangenen Jahren jeweils rund fünf Prozent der gesamten Ausfuhren aus.
Gute Aussichten mit Fragezeichen
Der abzusehende Entfall eines erheblichen Anteils in dieser Ländergruppe wird für den Großteil der deutschen Hersteller leicht verkraftbar sein; einige wenige allerdings sind hier überdurchschnittlich stark betroffen – vor allem Ausrüster der primären Bearbeitungsstufe. Der Corona-Lockdown in China, wo eine ganze Reihe der Hersteller Fertigungsstätten betreiben, dürfte diesen wichtigen Markt bremsen und den Engpass bei den Zulieferungen von elektronischen Bauteilen nochmals verschärfen. Solide Prognosen lässt die unwägbare Gesamtsituation kaum zu. Zwar sind die Auftragsbücher gut gefüllt, aber die genannten Herausforderungen sind groß und werden die Branche voraussichtlich noch bis ins nächste Jahr hinein zum Teil deutlich behindern.
Ein Wachstum dürfte dennoch möglich sein. Denn die Gründe für die global zu beobachtende, enorme Investitionsfreudigkeit der Holzverarbeiter sind vielfältig. Die Branche profitiert von einem weltweiten Trend zu nachhaltigen Produkten und zu ressourcenschonendem Bauen. Die Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen haben Lösungen für eine effizientere Nutzung von Holz wie auch für den in vielen Märkten gravierenden Fachkräftemangel. Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung bei Maschinen und Anlagen sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Branche schaut also durchaus optimistisch in die Zukunft. –CG