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Fehlerfrei kleben

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Fehlerfrei kleben

Die Vielfalt bei Furnieren und Trägermaterialien wird immer größer. Klebstoffspezialist Timm Schulze von der Jowat AG fasst für dds zusammen, worauf bei der Wahl des richtigen Klebstoffes zu achten ist.

Timm Schulze, Jowat AG

Beim Furnieren entscheidet das Klebesystem ebenso über die Qualität des Endproduktes wie die Materialauswahl und -vorbereitung sowie die Wahl der richtigen Produktionsparameter.
Trägermaterial und Furnier
Die gebräuchlichsten Holzwerkstoffe für den Möbel- und Innenausbau sind Spanplatten, MDF- oder HDF-Platten sowie Sperrholzplatten. Jedes Plattenmaterial hat eine bestimmte Wasseraufnahmefähigkeit: Ein wichtiger Parameter, wenn es um die Klebung mit wasserbasierten Klebstoffen, also Dispersionen/Weißleimen geht. Sollen feuchtereaktive Klebstoffe zum Einsatz kommen, ist die Eigenfeuchte der Substrate unbedingt zu beachten. Immer häufiger werden auch Platten aus anderen Materialien furniert. Das Spektrum geht hier von mineralischen Brandschutzplatten über Metalle wie Aluminium bis hin zu Kunststoffen und Glas.
Für alle Plattenmaterialien gilt, dass sie mechanisch gut vorbereitet sein müssen. So müssen sie planparallel sein, damit es beim Pressen nicht zu Fehlstellen kommen kann. Werden mehrere Platten in einem Stapel gepresst, ist die Parallelität der Flächen zueinander besonders wichtig. Selbst geringe Toleranzen innerhalb der einzelnen Lagen addieren sich schnell zu hohen Werten. Daher empfiehlt es sich, bei Holzwerkstoffen einen Kalibrierschliff mit anschließender Entstaubung durchzuführen.
Bei der Auswahl und der Vorbereitung der Furniere spielen die gestalterischen Gesichtspunkte sicherlich die größte Rolle. Für das Klebeergebnis ist neben der Holzart aber auch die Furniervorbereitung entscheidend. Das Fügen der Furniere muss sauber und passgenau erfolgen, damit es nicht zu offenen Fugen kommt. Wellige Furniere erfordern eine besondere Sorgfalt und Übung, um Risse zu vermeiden.
Zur Verklebung der Fugen sind drei Arten üblich. Die einfachste Art ist der Einsatz eines Furnierklebebandes. Dies ist in erster Linie im Handwerk oder bei Intarsien- und Reparaturarbeiten der Fall. Das Fügen mit einem Schmelzklebefaden, der rückseitig im Zick-Zack über die Fuge geführt wird, ist sowohl in Handwerk und Industrie üblich. Die Stoßklebung der Furnierblätter wird hingegen hauptsächlich im industriellen Bereich eingesetzt.
Die Wahl des Klebstoffes
Entscheidend für die Klebstoffauswahl sind die Anforderungen an das Endprodukt, die Substrate, also Trägerplatten und Furniere, und nicht zuletzt die vorhandenen Fertigungsmöglichkeiten.
PVAc-Dispersionen. Im Möbel- und Innenausbau wird häufig mit PVAc-Dispersionen (Weißleimen) gearbeitet. Damit kann eine Wasserbeständigkeit in Anlehnung an die Klassifizierung D3 (DIN EN 204) erzielt werden – für den Innenbereich üblicherweise ausreichend. Um mit den steigenden Anforderungen der Anwender Schritt zu halten, werden diese Produkte kontinuierlich weiterentwickelt. So wurde z. B. bei den Klebstoffen der »Jowacoll«-Familie von Jowat der Wassergehalt verringert, um kürzere Presszeiten zu ermöglichen.
Um auch die erforderliche Auftragsmenge zu reduzieren, mussten die Entwickler schon etwas kreativer sein. Ein Weg führt über die Aufschäumung des Klebstoffsystems durch das Einbringen von Luft unmittelbar vor dem Einsatz. Durch die geringere Dichte des Klebstoffs unter Beibehaltung der erforderlichen Schichtdicke wird Klebstoff eingespart und die Abbindezeit verkürzt. Mit vorhandenen Technologien lassen sich Dispersionsklebstoffe einfach und kostengünstig aufschäumen: Der Klebstoff wird über einen speziellen Mischkopf gefördert, der einen Schaum von hochfeiner Struktur herstellt. Eine wesentliche Herausforderung liegt darin, dass der Schaum während des Auftrages und bis zum Verpressen der Materialien stabil bleibt. Dies ist abhängig vom verwendeten Dispersionsklebstoff und den Auftragsbedingungen, wobei der Auftrag mit Rakel oder geriffelter Walze die besten Ergebnisse zeigt.
Ein zweiter Weg, Auftragsmenge und Trockenzeit zu reduzieren, führt über das Einarbeiten funktioneller Additive. Nach einem speziellen Verfahren werden sie in Form von Mikroballons in die Dispersion eingearbeitet, wodurch die Dichte und der Wasseranteil reduziert werden. Der Klebstoff wird dabei so modifiziert, dass er den besonderen Anforderungen beim Auftragen sowie beim anschließenden Pressen gerecht wird. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt vor allem in der Prozessunabhängigkeit. Der Klebstoff kann auf jeder üblichen Anlage verarbeitet werden, unabhängig davon, ob es sich um einen kontinuierlichen oder einen diskontinuierlichen Produktionsablauf handelt. Bei Festigkeitsprüfungen an Klebstoffen, die mit diesen funktionellen Additiven beladen waren, sind im Vergleich zu einem Standardklebstoff keine Unterschiede messbar. Die Additive werden im Klebstoff fest in die Matrix eingebunden.
PUR-Hotmelts. Besonders die Gruppe der PUR-Hotmelts wird in der Oberflächenbeschichtung im Handwerk immer häufiger eingesetzt. Wo früher noch Vorbehalte gegen die vermeintlich aufwendige Anwendungstechnik (spezielle Schmelz- und Auftragsgeräte) bestanden, sehen immer mehr Handwerksbetriebe den deutlichen Vorteil in der Breite des Einsatzbereiches dieses Klebstoffsystems.
Die Verarbeitung reaktiver PUR-Hotmelts bietet viele Vorteile: Mit reaktiven PUR-Schmelzklebstoffen erzielen Tischler und Schreiner Klebungen, die feuchte- und wärmebeständiger sind als mit anderen Klebstoffen. Dabei sorgen chemische Reaktionen mit den Holzinhaltsstoffen oder mit reaktiven Gruppen auf der Werkstückoberfläche für eine gute Adhäsion und hohe Festigkeit. Ferner erzielt der Holzverarbeiter mit PUR-Schmelzklebstoffen eine höhere Lösemittel-, Wasser- und Wasserdampfbeständigkeit als bei herkömmlichen Schmelzklebstoffen. So werden im Bereich der Feuchtraummöbel für Küche und Bad für viele Klebungen Polyurethan-Schmelzklebstoffe bevorzugt eingesetzt.
Sonderfall Schiffsausbau
Beim Schiffsinnenausbau gelten die Anforderungen der International Maritim Organization (IMO), die den Einsatz von zertifizierten Klebstoffen vorschreibt. Ganz gleich ob Dispersionen oder PUR-Hotmelt, Klebstoffhersteller haben den anspruchsvollen Auflagen zu genügen: Ohne Steuerradzertifizierung keine Einsatzmöglichkeit an Bord. Denn für den Innenausbau von Schiffen gelten besondere Anforderungen an Teilekonstruktion und Materialmix. Da machen die chemisch-technischen Produkte keine Ausnahme: Bei allen gewerblich genutzten Schiffen, Yachten und Booten dürfen nur – durch die IMO – geprüfte und zugelassene Produkte eingesetzt werden. Und gemäß ihrem Motto »Safe, secure und efficient shipping on clean oceans« legt die IMO hohe Maßstäbe auch dort an, wo es beispielsweise um das Flammverhalten von Werkstoffen an Bord geht.
Fazit: alles muss passen
Neue, innovative Klebstoffprodukte begleiten den Prozess der zunehmenden Materialvielfalt und der veränderten Produktionsumgebung beim Furnieren. Wenn Furnier und Platte zusammenhalten, dann weil der Klebstoff richtig ausgewählt wurde. Weil seine Adhäsionskräfte (Haftungskräfte) ebenso wie seine Kohäsionskräfte (Festigkeit) in der Lage waren, auf und mit den ausgewählten Materialien auf beiden Seiten der Klebschicht in angemessenem Maße zu reagieren: im Innen- und im Außenbereich, zu Wasser und zu Lande.

Service Die Jowat AG
Jowat ist einer der führenden Hersteller von Klebstoffen für die Holzverarbeitung. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 650 Mitarbeiter, davon 420 in Deutschland.
Jowat AG, 32758 Detmold Tel.: (05231) 749-0, Fax: -105 www.jowat.de
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