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Die Netzwerker von Leipzig

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Die Netzwerker von Leipzig

Wie kommt das Handwerk an die dicken Fische bei der Auftragsvergabe? Die Tectonet GmbH in Leipzig hat dafür ein ungewöhnliches Geschäftsmodell entwickelt.

Ende der neunziger Jahre beauftragte der Verein Mitteldeutsches Bauforum den Diplom-Ingenieur Axel Dietrich, nach Möglichkeiten zu suchen, wie das sächsische Handwerk gestärkt werden könnte. Zwar gab es viele Aufträge für Sanierung und Neubau, doch bei öffentlichen Ausschreibungen gingen die kleinen Betriebe gegen die Konkurrenz der Bau-Giganten meist leer aus und mussten sich dann als Subunternehmer mit bescheidenen Gewinnen abfinden.

Dietrich entwickelte ein Konzept, das er später zur Geschäftsidee seines Unternehmens, der Tectonet GmbH, machte und heute zusammen mit seinem Partner Rafael Salzberger erfolgreich verwirklicht. Tectonet verfügt über einen Fundus von rund 400 Handwerksbetrieben als Kooperationspartner, die sämtliche Sparten der Baubranche abdecken. Für sie sucht Tectonet ständig gezielt nach lukrativen Ausschreibungen und Aufträgen, die sich in Spezial-Lose aufteilen lassen.
Für diese Teil-Lose holt das Unternehmen von »seinen« Handwerkern konkurrierende Angebote ein. Bei der internen Ausschreibung wird mit offenen Karten gespielt: Die Handwerksbetriebe erhalten Auskunft über ihr Abschneiden. Auf Wunsch hilft ihnen Tectonet bei der Kalkulation und der Optimierung der eigenen Leistung. Aus den besten Anbietern für die einzelnen Lose erstellt Tectonet ein Gesamtangebot und reicht es als Bietergemeinschaft (Biege) ein. Erhält die Biege den Auftrag für ein Bauvorhaben, wird sie zu Arbeitsgemeinschaft (Arge), für die Tectonet das komplette Management übernimmt.
Der Leipziger Dienstleister verfügt über eine schlanke Organisation – neben den beiden Geschäftsführern sechs fest angestellte Mitarbeiter, mehrere Praktikanten (Diplomanden) sowie vier freie Ingenieurpartner auf Provisionsbasis –, so dass er seine Leistungen besonders günstig anbieten kann: Die ausschließlich erfolgsabhängige Vergütung von fünf Prozent ist gerade halb so hoch wie bei einem klassischen Generalunternehmer. Sie wird auch erst fällig, wenn der Handwerker vom Auftraggeber sein Geld bekommen hat.
Vorteile für die Netzwerk-Partner:
Die Tectonet GmbH
• vertritt als unabhängiger Dienstleister keine einseitigen Interessen
• sucht nur geeignete Ausschreibungen für ihre Netzwerkpartner
• informiert die Partner über die Besonderheiten der jeweiligen Ausschreibung
• erhöht durch eine Vorsubmission die Chancen der Biege
• führt die Biege bei Zuschlag bzw. Loserteilung zu einer Arge zusammen und managt sie
• leitet die Arge als unabhängiger Moderator im Prozess
Vorteile für Auftraggeber: Tectonet
• ist alleiniger Ansprechpartner und bietet Komplettleistungen aus einer Hand
• führt eine Vorsubmission durch; die Bewerber sind auf die Bedingungen und Erfüllung der Ausschreibung geprüft
• erhöht durch gesamtschuldnerische Haftung der Arge die Ausfallsicherheit
• gibt dem Auftraggeber die höchstmögliche Gewähr für Qualität, Kooperationsfähigkeit, Termintreue und Zuverlässigkeit seiner Netzwerkpartner.
Schon in ihrem ersten Geschäftsjahr (2002) verhalfen Dietrich und Salzberger dem sächsischen Handwerk zu Aufträgen von mehr als 3,5 Millionen Euro. Tischlermeister Dieter Kliemann, Markkleberg, zog mit einem Innungskollegen einen 250000-Euro-Auftrag an Land: Im Neubau des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig installierte er 20 Küchen, sein Partner rund tausend Meter multifunktionale Fensterbänke. »Ohne die Unterstützung der Ausschreibungsprofis hätten wir diesen Auftrag nie bekommen«, weiß Kliemann. Weitere Referenzprojekte von Tectonet sind u. a. das Leipziger Zentralstadion, das Umweltforschungszentrum Leipzig/Halle und das Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik.
Tectonet (www.tectonet.com) hat also seinen mitteldeutschen Rahmen bereits gesprengt und sich mit Erfolg um Projekte in den alten Bundesländern beworben. Auch der Schritt in Ausland ist getan. Vielleicht macht die Idee ja Schule – gegen einen so tatkräftigen Schrittmacher hätte das Handwerk sicher auch anderswo nichts einzuwenden. HWW
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