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»Auswahl statt Vielfalt«

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»Auswahl statt Vielfalt«

Hans Christoph Bittner ist Formgebungsberater beim Fachverband Tischlerhandwerk NRW. Er unterstützt Tischler bei der Planung eines Showrooms. Wir fragten ihn nach Patentrezepten.

Herr Bittner, ein Showroom kostet viel Zeit und Geld. Lohnt sich der Aufwand?

Ich meine ja. Man kann auch klein anfangen.
Wer braucht eine Ausstellung?
Beispielsweise derjenige, der das Label »Gestaltendes Handwerk« als Chance und als Alleinstellungsmerkmal begreift um sich zu positionieren. So ein Aus- stellungsraum ist die Visitenkarte schlechthin für einen Betrieb.
Wie sieht der ideale Showroom aus?
Dafür kann man keine Kochrezepte geben. Jeder Showroom ist individuell und muss das auch sein. Darin liegt seine Stärke. Wichtig ist eine Atmosphäre, die dem Kunden das Gefühl gibt, hier bin ich richtig, hier finde ich eine Lösung für mein Problem. Die Ausstellung soll eine lebendige Atmosphäre haben. Das kann man am besten als Werkstatt- und Ateliercharakter beschreiben. Ich glaube nicht, dass es richtig ist, wenn man einem Möbelhaus nacheifert.
Gibt es eine Mindestgröße?
Nein, auch ein kleiner Eingangsbereich oder Besprechungsplatz im Büro kann Wirkung erzeugen. Wichtig ist, dass der Kunde nicht durchläuft und gar nicht bemerkt, dass er eine Ausstellung betreten hat. Im Idealfall hält er einen Moment inne und nimmt wahr: Das sieht gut aus hier. Die Stärke liegt eher in der Auswahl und der Art der Zusammenstellung, weniger in der Vielfalt des Gezeigten.
Was darf in keinem Ausstellungsraum fehlen?
Wichtig ist ein zentraler Arbeitstisch für Kundengespräche, der groß genug ist um Pläne und Muster auszubreiten. Heute eigentlich unumgänglich ist eine Projektionsfläche für digitale Bilder und Dateien. Das kann ein Beamer oder ein Flachbildschirm sein – gleichzeitig ist das eine gute Möglichkeit, Kompetenz für den Einsatz und die Integration von Medientechnik zu zeigen. Dann eine Mustersammlung und darüber hinaus Materialcollagen und Trendboards. Sie zeigen aktuelle Tendenzen. Meistens ist dann noch ein Stauraum für Prospekte, Bücher, etc. erforderlich.
Was ist mit Möbeln?
Die gehören natürlich dazu, aber insgesamt steht das einzelne Produkt, das konkrete Möbel, gar nicht so unbedingt im Mittelpunkt. Es geht vielmehr darum, Innenraum als Idee, als Lösung und als Funktion zu vermitteln. Vor diesem Hintergrund kann man eine individuelle Lösung für den Kunden entwickeln.
Wie lockt man Kunden in den Showroom?
Der Tischler sollte einen Punkt im Akquisitionsprozess haben, wo er sagt, jetzt kommt der Kunde mal zu mir. Oft findet das erste Gespräch beim Kunden statt, weil man sich vor Ort umschauen möchte. Das zweite Gespräch könnte dann beim Tischler sein.
Also einladen?
Genau. Wenn man räumlich die Möglichkeit hat, kann man auch versuchen durch Events wie Vorträge, den Tag des Tischlers, etc., seinen Showroom mit Leben zu füllen.
Braucht ein Showroom tägliche Pflege?
Ja, als Betriebsinhaber sollte man ein Idealbild seiner Ausstellung im Kopf haben und dieses mit einer gewissen Beharrlichkeit verfolgen. Zur täglichen Pflege gehört deshalb nicht nur Staub wischen sondern auch, dass man Sachen sieht, die nicht stimmen. Für achtlos abgestellte Dinge entwickelt man selbst eine gewisse Betriebsblindheit, aber der Kunde sieht das sofort.
Wie trendy sollte ein Ausstellungsraum sein?
Diese Frage sollte sich jeder stellen, der einen Showroom einrichtet. Es gibt eine gewisse Gefahr, dass man sich in einer Richtung sehr exponiert die gerade modern ist, die in drei bis fünf Jahren aber schon sichtlich aus der Vergangenheit kommt.
Wie geht man damit um?
Wandelbarkeit und Modernisierbarkeit im Hinterkopf haben. Wandflächen, Collagen und Kleinmöbel können moderne Akzente setzen. Einbauten sollten eher zeitlos sein.
Womit muss der Tischler in Zukunft im Showroom rechnen?
Mit Kunden, die es gewöhnt sind mit digitalen Medien umzugehen. Ikea lässt Kunden längst am Computerterminal planen. Im professionellen Bereich bietet Häfele ähnliches mit dem neuen Stauraum-Konfigurator an (siehe S. 72/73). Die Kunden bringen eine gewisse Kompetenz und Erwartungshaltung mit. Darauf sollte der Tischler reagieren. Das Interview führte dds-Redakteurin Angela Gulla

Service Hilfe gefällig?
Formgebungsberater Hans Christoph Bittner ist Ansprechpartner für das Thema Showroom beim Fachverband Tischler NRW (E-Mail: bittner.nrw@tischler.de). Er entwickelt auf Anfrage und nach Besuch vor Ort einen Entwurf samt Erläuterung für den geplanten Ausstellungsraum. Diese Beratung steht grundsätzlich jedem Tischler offen und ist kostenfrei. Lediglich für die Anfahrt entsteht eine Pauschale in Höhe von 85 Euro. www.tischler-nrw.de
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