Die Brandschutztürenprofis

Mit ein paar Klicks hat Markus Bäumer das zu bearbeitende Türblatt angelegt. Höhe und Breite des Flügels entnimmt er mit einem kurzen Blick der Zeichnung, die neben dem Bedienpult des CNC-Bearbeitungszentrums befestigt ist. Die Dicke nimmt er der Genauigkeit wegen mit der Schieblehre von dem bereitliegenden Türblatt ab. Zurück am Bildschirm weist er nun über von ihm selbst geschriebene Subprogramme die Bearbeitungen zu: Bandaufnahmen, Bodendichtungsnut, Fälze, Schlosskasten, Schließblech und Drückerbohrungen. Hie und da sind einige variable Parameter einzugeben, wie z. B. Länge und Breite der Ausfräsung etc. Nicht einmal drei Minuten dauert es und das Programm ist fertig. Bevor Markus Bäumer das Türblatt mit dem Vakuumheber auf die Maschine legen kann, müssen noch die Sauger positioniert werden. Auch dies erledigt er am Bildschirm. Er ruft den entsprechenden Programmteil auf, blendet das zu bearbeitende Werkstück ein und verschiebt Konsolen und Sauger an die passenden Stellen. Ein prüfender Blick und er drückt »Start«.

Markus Bäumer ist Geschäftsführer der Bäumer GmbH in Altenberge im Münsterland. Der Familienbetrieb beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat zwei Standbeine: zum einen den Bereich Trockenbau, zum anderen die Tischlerei. In der Tischlerei hat Bäumer sich auf Brandschutztüren spezialisiert. Als Lizenznehmer der TSH Systeme GmbH fertigt Bäumer T30-Brandschutztüren in ein- und zweiflügeliger Ausführung bis 3 m Flügelhöhe, mit Seitenteilen und Oberlichtern sowie Einbruchhemmung und Schallschutz. Die TSH verfügt darüber hinaus über Lizenzen für Rauch- und Schallschutztüren, klimastabile und einbruchhemmende Türen sowie Haustüren, auf die Bäumer bei Bedarf zugreifen kann. Als Brandschutztürenhersteller ist der Betrieb zur werkseigenen Produktionskontrolle verpflichtet (»WPK«) und unterliegt der Fremdüberwachung durch eine zertifizierte Stelle.

Mittlerweile hat die Fünfachs-CNC, eine »Profit H50« von Format-4, fast alle Bearbeitungen ausgeführt. Die Überstände des HPLs sind sauber abgefräst. Bäumer fräst fast ausschließlich im Gleichlauf, da dies das Ausreißen der empfindlichen HPL- und Furnieroberflächen verhindert und für ein optimales Fräsergebnis sorgt. Die Maschine ist mit einer kardanischen 12-kW-Spindel und einem Bohrkopf ausgestattet, der über zwölf vertikale und sechs horizontale Spindeln sowie eine Nutsäge in X-Richtung verfügt. Das Bearbeitungsfeld ist mit 3740 x 1505 mm groß genug, um auch übergroße Türen zu bearbeiten. Der Z-Hub beträgt 250 mm.

Die Maschine ist mit einem mitfahrenden 24-fach-Tellerwechsler sowie einem seitlich am Maschinenständer angebrachten 10-fach-Wechsler ausgestattet. Vorteil der Fünfachstechnik: Es werden weniger Aggregate und Werkzeuge benötigt, sodass Bäumer mit weniger als 20 Werkzeugen auskommt. Das war einer der Gründe, weshalb der Betrieb vor drei Jahren in diese Technik investiert hat. Zudem war das Vorgänger-BAZ von der Leistung als auch von den Abmessungen her für die gewachsenen Ansprüche zu klein. Markus Bäumer steht jetzt mit dem Handterminal bewaffnet vor der Maschine und kontrolliert die Bearbeitung. Die Tür, deren Fälze gerade gefräst werden, hat er zuvor in Vectorworks Interiorcad gezeichnet. Anhand der ausgedruckten Zeichnung – zwei Schnitte, eine Ansicht – hat er direkt an der Maschine im Felder-eigenen Wop-System »WoodFlash« die erforderlichen Bearbeitungen zugewiesen.

Auch die Friese von Rahmentüren werden auf der Maschine bearbeitet, ebenso wie alle zu den Türen gehörenden Rahmen. Hierbei ersetzt Markus Bäumer die Vakuumsauger durch Spannzangen, die für sicheren Halt sorgen. Von Vorteil ist hierbei der schlauchlose Wechsel ohne weitere Umbauarbeiten. Die automatische Konsolen- und Saugerpositionierung (»E-Motion«) ermöglicht das toleranzfreie Umspannen der Teile, sodass sie rundum fertig bearbeitet werden können. Jede Konsole kann einzeln deaktiviert werden, um z. B. Abfallteile zu entnehmen.

Neben den Türen produziert Bäumer auch Möbel- und Innenausbauteile auf der Fünfachs-CNC. Die ist nicht die einzige Maschine von Format-4 im Betrieb: In der Werkstatt stehen u.a. zwei Formatkreissägen, eine Tischfräse und eine Breitbandschleifmaschine der Premiummarke der Felder-Gruppe. Hinzu kommt demnächst noch eine Druckbalkensäge. Markus Bäumer schätzt die Nähe zur Felder-Niederlassung in Greven und die damit verbundenen kurzen Wege.

Nach gut einer Viertelstunde sind die beiden Türblätter der zweiflügeligen Tür fertig bearbeitet. Ein Mitarbeiter fährt Sie auf einem Transportwagen in den Bankraum. Der nächste Auftrag wartet bereits.

dds-Chefredakteur Hans Graffé lernte in Altenberge nicht nur Markus Bäumer kennen, sondern auch dessen Bruder Christian sowie Seniorchef Bernhard und dessen Frau Christel. Bäumer – ein Familienbetrieb par excellence!

Anwender: Tischlerei Bäumer, Altenberge, www.baeumer-gmbh.de

Fünfachs-CNC: Profit H50 von Format-4, www.felder-gruppe.de

CAD: Interiorcad von Vectorworks, www.extragroup.de

Brandschutztüren-Lizenz: TSH GmbH, www.tsh-system.de