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So macht Innung Spaß

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So macht Innung Spaß

Wie präsentiert man sich als Innung heute modern und sympathisch auf einer regionalen Verbrauchermesse? Die Kollegen aus dem Allgäu machen es vor: mit einer Mischung aus Handwerk zum Anfassen und virtuellen Welten mit Aha-Effekt.

Der rüstige Senior blickt neugierig in die mit schwarzem Stoff ausgekleidete Kabine. »Wie funktioniert das jetzt hier?« Schreinerazubi Ole Vielstich, der an diesem Vormittag das Holodeck 2 im Zelt der Schreinerinnung auf der Allgäuer Festwoche in Kempten betreut, erklärt: »Ich setze Ihnen diese VR-Brille auf, gebe Ihnen den Controller in die Hand und Sie können sich damit fast wie in echt in unserer Schreinerei bewegen.« Die Neugier siegt und kurze Zeit später betritt der Herr zum ersten Mal in seinem Leben die virtuelle Welt – in diesem Fall bestehend aus Bank- und Maschinenraum, Holzlager etc.

Die Allgäuer Festwoche in Kempten zählt mit 180 000 Besuchern zu den Top-Ten der regionalen Verbrauchermessen in Deutschland. Aufgabe der Schreiner war es in diesem Jahr, das Innungszelt, eine Fläche von 225 m2, mit Leben zu füllen. Doch wie präsentiert man 85 Betriebe unterschiedlichster Größe, mit einem Tätigkeitsspektrum vom Möbel- bis zum Fensterbau?

Eine schier unlösbare Herausforderung, zumindest wenn man in herkömmlichen Ausstellungskonzepten denkt, wie z. B. einzelne Kojen, in denen der jeweilige Betrieb sein Leistungsspektrum vorstellt. So entstand im Innungsvorstand um Stefan Holzer die Idee, die Vielfalt und die unterschiedlichen Facetten des Schreinerhandwerks eben nicht physisch, sondern virtuell zu zeigen und der Ausstellung damit zudem einen zeitgemäßen und modernen Charakter zu geben. Mit einer Live-Demo auf der nächsten Innungsversammlung konnten Zweifler überzeugt werden, sodass das Projekt mit Unterstützung einer Virtual-Reality-erfahrenen Agentur in Angriff genommen wurde.

Um eine virtuelle, dreidimensional wirkende Umgebung zu erzeugen, in der sich der Betrachter bewegt, benötigt man 3D-Kameras. Im einfachsten Fall handelt es sich um ein Stativ mit mehreren GoPro-Kameras, die den Raum aus unterschiedlichen Winkeln fotografieren. Eine Software setzt diese Aufnahmen dann so zusammen, dass unter Zuhilfenahme einer VR-Brille eine räumliche Wirkung entsteht. Nimmt man auf diese Weise mehrere Räume auf und setzt sie aneinander, kann man sich durch einen Klick mit dem Controller durch die Szenerie bewegen. Filmen in 3D funktioniert ähnlich, ist naturgemäß jedoch aufwendiger.

Der Besucher im Schreinerzelt hat die Wahl zwischen vier in den Ecken befindlichen VR-Kabinen, den sogenannten »Holodecks«. In Holodeck 1 kann man virtuell erleben, wie ein Baum gefällt wird, oder sich mit dem Stamm durch das Sägewerk bewegen. Diese Filme wurden professionell von der Agentur erstellt. In Holodeck 2 stellen sich Betriebe vor: Wer wollte war bei einer Kostenbeteiligung von 300 Euro für ein einfaches 3D-Standbild, bis zu 1500 Euro für einen 3D-Film dabei. Holodeck 3 ist die Spaßecke: Hier kann man virtuell Bungee springen, Schiffschaukel fahren etc. FürHolodeck 4 schließlich steuerten einige Betriebe gerenderte 3D-Planungen bei, in denen der Besucher z. B. einen Innenausbau bereits vor der Fertigstellung erleben kann.

Die Gesamtkosten, so Obermeister Holzer, beliefen sich auf rund 100 000 Euro. Die Hälfte konnte über Zuschüsse und Sponsoren abgedeckt werden, den Rest trägt die Innung. Nicht enthalten sind Standbetreuung, Mobiliar etc., was von den Betrieben in Eigenleistung erbracht wurde. Holzer: »Der Aufwand war schon immens. Er hat sich aber gelohnt! Wir haben fast ausschließlich positive Resonanz bekommen, hatten unendlich viele Besucher und sogar der Ministerpräsident war da.«

Das Ausstellungszelt der Schreinerinnung: Kommunikationszone und Infotheke in der Mitte, in den Ecken die Holodecks (= Kabinen mit VR-Präsentationen)
Fotos: Hans Graffé, dds

Besonders gut gefiel dds-Chefredakteur Hans Graffé, dass die Holodecks von Schreinerazubis betreut wurden – das war für alle Beteiligten ganz offensichtlich ein großer Gewinn.

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