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Zuschnitt hinter den Kulissen

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Zuschnitt hinter den Kulissen

Wozu braucht eine Fernsehanstalt eine vertikale Plattensäge? Das wollte die dds-Redaktion genauer wissen und besuchte kürzlich den Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden, der Anfang Oktober eine neue Plattensäge des Schweizer Unternehmens Striebig in Betrieb nehmen konnte.

Bei dieser neuen Striebig, wie sie von den Schreinern des SWR genannt wird, handelt es sich um eine »Control 6224«. Sie ersetzt eine ältere Anlage vom selben Hersteller, die den Schreinern in Baden-Baden über die letzten zehn Jahre stets gute Dienste geleistet hat und jetzt an einem anderen SWR-Standort eingesetzt wird. »Aber die Technik bleibt nun einmal nicht stehen«, sagt Schreinermeister Karlheinz Fink, Leiter der Schreinerwerkstatt des SWR-Fernsehausstattungsbetriebes in Baden-Baden. »Und da der Plattenzuschnitt bei uns im Set-Bau und für die Erstellung von Kulissen sowie von Möbeln und Einrichtungen für Fernsehaufzeichnungen in den einzelnen Fernsehstudios eine so wichtige Rolle spielt«, sagt Karlheinz Fink weiter, »war uns eine moderne Maschine für die Arbeit in unserer Werkstatt wichtig.« Der SWR-Standort Baden-Baden verfügt über sechs verschiedene, fachbezogene Produktionswerkstätten: eine Schlosserei, ein Malersaal, die Kascheure, eine Tiefzieh- und Verformungswerkstatt, die Dekoration und eine rund 800 m² große Schreinerei mit Bankraum und Maschinensaal. In der Schreinerei arbeiten insgesamt zehn ausgebildete Tischler und Schreiner, allesamt Spezialisten auf ihrem Gebiet.

Großer Plattendurchsatz
Die Baden-Badener SWR-Schreinerei ist neben den anderen Standort-Schreinereien in Mainz und Stuttgart die größte und versorgt die anderen Standorte in Teilbereichen mit. Hier werden jährlich über 1000 großformatige Holzwerkstoffplatten, hauptsächlich Tischler- und Stäbchenplatten, aber auch Span-, MDF- und OSB-Platten und daneben Schichtstoff- und Acrylplatten sowie neuerdings Wabenleichtbauplatten verarbeitet. Die Holzwerkstoffplatten werden in der Regel in den Abmessungen 5200 x 2050 mm und in 13 mm, 19 mm oder 22 mm Dicke angeliefert. Hinzu kommen noch einmal ebenso viele Sperrholzplatten, die ihren Einsatz unter anderem als Beplankung von leichten Wandkonstruktionen in Rahmenbauweise finden und auf der Plattensäge präzise zugeschnitten werden.
Einfache Einmannbedienung
Die neue Säge mit einem Schnittbereich von 5300 x 2240 x 80 mm lässt sich problemlos von einem einzigen Mitarbeiter bedienen. Bei der bisherigen Maschine waren meist zwei Mitarbeiter mit dem Plattenaufteilen beschäftigt. »Das spart Arbeitszeit und erhöht unsere Effizienz und Wirtschaftlichkeit«, sagt Karlheinz Fink, der als Werkstattleiter auf die Kosten achten muss. »Wir sind mit unserer Schreinerei quasi ein internes Profitcenter.« Und bevor er sich endgültig für eine Striebig entschied, hatte er sich selbstverständlich auch Maschinen anderer Hersteller angesehen. Zudem verfolgt er die Veröffentlichungen maschinentechnischer Entwicklungen in Fachzeitschriften und besucht regelmäßig Messen, wie die Ligna in Hannover oder die Holz-Handwerk in Nürnberg. »Für unsere Belange und die hier anfallenden Arbeiten ist die Striebig Control genau die richtige Maschine«, ist sich Karlheinz Fink sicher. Überzeugend nennt er vor allem die Möglichkeit des unteren und oberen Besäumschnitts mit nur einem Bediener, den in dieser Form nur die Schweizer anbieten. Außerdem habe man in der Vergangenheit die Robustheit, die Präzision, die Zuverlässigkeit, die geringe Reparaturanfälligkeit und letztlich auch den guten Service des Striebig-Vertriebspartners Dr. Keller schätzen gelernt.
Die neue Maschine erlaubt es, dass ein einzelner Mitarbeiter eine rund 100 kg schwere Platte alleine handeln kann. Dazu steht ihm neben der Vertikalsäge ein Saugheber für den Plattentransport zur Verfügung. Mit dessen Hilfe setzt er die Platte auf die Säge. Danach kann sowohl oben als auch unten ein Besäumschnitt erfolgen, ohne dass die Platte gewendet werden muss. Die Platte wird automatisch angehoben und anschließend von Vakuumsaugelementen festgehalten. Der eingebaute Laser tastet die Plattenhöhe ab und das Sägeaggregat führt anschließend die Besäumschnitte durch. »Früher«, sagt ein Mitarbeiter, »habe ich immer eine Leiter benötigt, um an die Plattenoberkante zu gelangen. Das ist nun durch die Laserabtastung einfacher und weniger zeitaufwendig geworden.«
Weitere Auswahlkriterien
Als weitere wichtige Entscheidungspunkte für die Neuanschaffung der Control nennt Karlheinz Fink die hohe Schnittpräzision von 1/10 mm. Diese wird nach Angabe des Herstellers unter anderem durch den massiven, selbsttragenden und festverschweißten, verwindungssteifen Sägerahmen ermöglicht. Werkstattleiter Karlheinz Fink lobt die Kleinteileauflage mit einem Hilfsanschlagprofil und eigenem Maßlineal sowie drei weiteren Hilfsanschlägen für Wiederholschnitte. »Die Maschinensteuerung erkennt die Mittelauflage automatisch, wenn wir sie verwenden«, sagt Karlheinz Fink. »Ebenso ist die Maschine aus Sicherheitsgründen mit einer automatischen Rollenblockierung während des Sägeschnitts ausgestattet«.
Für den Sägebalken wählen die Schweizer eine stabile Stahlkonstruktion und statten den Balken mit einer automatischen Arretierung mit Schnittstellenerkennung aus. Das Sägeaggregat läuft auf einer spielfreien, leichtgängigen Führung und sorgt mit der robusten Lagerung des Motorlaufwagens für die schon erwähnte hohe Schnittpräzision. Als Antrieb dient ein leistungsstarker, durchzugskräftiger 5,5-kW-Motor. Für den automatisierten Bedienkomfort sorgen die lasergestützte Anzeige des horizontalen Schnitts, eine automatische Motorlaufwagen-Klemmung und eine Feinjustierung des Sägemotors auf Knopfdruck. Das Eintauchen und Schwenken des Sägemotors, der mit elektromagnetischer Motorbremse ausgestattet ist, erfolgt ebenfalls automatisch. Für das Umstellen auf manuellen Betrieb sorgt eine pneumatische Kupplung und auch für die Reduktion der unvermeidlichen Sägeblattgeräusche hat der Hersteller etwas getan. Er stattet die Säge mit seiner »Supersilent«-Schalldämmung aus.
Visualisierte Bedienerführung
Die SPS-Steuerung der Maschine, die auch eventuelle Fehlereingaben automatisch erkennt, erfolgt, wie heute üblich, mittels visualisierter Bedienerführung. Sie ist selbsterklärend. Die Mitarbeiter der SWR-Schreinerei beherrschten sie in nur drei Tagen. Das dafür zur Verfügung stehende 7,5”-Touchscreen-Farbdisplay erleichtert die Bedienung. Außerdem lassen sich auch extern erstellte Excel-Schnittpläne mittels USB-Stick auf das Display übertragen. Diese Daten werden anschließend dem vollautomatischen Sägeablauf zum Abarbeiten übermittelt. Ansonsten ist der Sägezyklus frei wählbar. Ebenso ist die Vorschubgeschwindigkeit stufenlos zwischen zehn und 25 m/min wählbar. Das Plattenende wird von dem Sägeaggregat selbstständig erkannt. Für die exakte Maßeinstellung steht das digitale Messsystem DMS sowohl für die horizontale als auch für die vertikale Achse zur Verfügung.
Automation und Ausstattung
Interessant und als Sonderausstattung mitbestellt ist das elektronische Positioniersystem EPS inklusive dem ABO (automatisches Besäumen oben) für die horizontale und vertikale Achse. Mithilfe dieses Systems können gleich mehrere unterschiedliche Maße eingegeben werden, auf die sich der Anschlag dann nach Abruf automatisch positioniert. So lassen sich – und das war für Karlheinz Fink wichtig – häufig wiederkehrende Maße jederzeit schnell aufrufen, was die Bedienung vereinfacht und erleichtert. Im Falle, dass Plattenstreifen geschnitten werden müssen, legt man notfalls einen Keil im vorderen Bereich des Sägeschnitts ein. Doch in der Regel wird der Streifen vom Bediener mit einer Hand gehalten und am Ende des Zuschnitts entnommen, zumal die Säge den Streifen hinten solange festhält bis sie für den nächsten Sägeschnitt wieder nach vorne fährt. Weiterhin ist die Säge mit dem Vorritzsägeaggregat VSA ausgestattet, um bei Bedarf auch beschichtetes Plattenmaterial sauber und an der Kante ausrissfrei sägen zu können.
Investiert hat der SWR in die neue Anlage rund 55 000 Euro einschließlich aller Nebenkosten wie Montage, Inbetriebnahme und Einweisung der Mitarbeiter. Die Verkaufsabwicklung und -betreuung erfolgte durch das Freiburger Fachhandelsunternehmen Dr. Keller Maschinen GmbH. Der Aufbau der Anlage erfolgte innerhalb von zwei Tagen, sodass kein Engpass im Betriebsablauf erfolgte. BR
»Die Wiederholgenauigkeit überzeugt. Wir geben die Maße ein, und alles stellt sich von selbst ein.«
Karlheinz Fink

Die Control 6224 beim SWR
Anwender: Südwestrundfunk, FS Ausstattung/Schreinerei, 76530 Baden-Baden, Tel.: (07221) 929-2537, Fax 4354
Maschinenhersteller: Striebig AG, CH 6014 Littau Tel.: +41 (41) 2595353, Fax: 2505350 www.striebig.com
Maschinenhändler: Dr. Keller Maschinen GmbH, 79110 Freiburg, Tel.: (0761) 88500-0, Fax: -99, www.dr-keller.de
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