Sache des Vertrauens

Die Bau- und Möbeltischlerei Uwe Scholz in Werdohl praktiziert Ladenbau als Variation des gehobenen Innenausbaus. Der Ausbau der Stadtapotheke Werdohl ist der dritte Vertrauensbeweis des gleichen Auftraggebers.

Der Sauerländer gilt gemeinhin als wortkarg und dickköpfig. Wohlwollender bescheinigte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff seinem Charakter »einen starken Zusatz von Schlauheit, Verschlossenheit und praktischer Verstandesschärfe«. Ob eine oder mehrere dieser Eigenschaften auf Tischlermeister Uwe Scholz zutreffen, dessen Betrieb im tiefen Sauerland liegt, steht uns nicht an zu beurteilen. Wohl aber, dass er mit einem handwerklichen Qualitätsanspruch zu Werke geht, der heute nicht mehr selbstverständlich ist: auch dort, wo man es nicht sieht, zum Beispiel bei der Unterkonstruktion.

Uwe Scholz versteht sich nicht als Ladenbauer. Der Betrieb mit vier Gesellen, zwei Meistern und Azubi Malte Scholz ist breit aufgestellt, was entgegen dem Trend zur Spezialisierung auch Vorteile hat. Die Aufträge für beide Apotheken kamen von ein und demselben Kunden, dessen privates Wohnhaus Scholz Jahre zuvor umgebaut hatte. Offensichtlich ist er in guter Erinnerung geblieben.

Die Stadtapotheke war in zweifacher Hinsicht ein Heimspiel: Das Objekt liegt quasi vor der Haustür und der Anspruch passt zum Scholz-Team. Selbsttragende Wände aus Dekorplatten von Egger, mit Visplay-Komponenten bestückt, und die Unterkonstruktion aus Multiplex werden auf dem Bearbeitungszentrum mit allen Fräsungen für die Beschläge versehen und formatiert. Die Platten hängen an Nutleisten vor dem Innenskelett. Keine Kanthölzer, keine Montagewinkel. So entsteht eine Basis für das aufgesetzte Lowboard aus Zebrano-Dekorplatte mit »Pharma Orga«-Auszügen von Häfele. In die Dekorwand sind Warenausgänge des Kommissionierautomaten integriert.

Integriertes Shopsystem

Diverse Ladenbausysteme von Visplay bilden mit den individuell gefertigten Komponenten ein hochwertiges Ganzes: im Raster angeordnete Hülsen für die auf Abstand definierten Glasfachböden, vertikale Schlitzschienen für variabel einstellbare Regale. Ein Highlight im Wortsinn ist die hinterleuchtete Acryl-wand im Eingangsbereich. Im Siebdruck wurde die Platte auf der Rückseite mit einem Blattmotiv bedruckt. Die vordere Seite ist leicht satiniert. Aufgesetzt sind vertikale Schienen des Systems »Beam«, die frei geformte Teller aus satiniertem ESG-Weißglas tragen. Der inszenierte Hintergrund verstärkt noch zusätzlich die exponierte Warenpräsentation.

Verkaufstische mit dem Grundriss einer Ellipse waren in Konstruktion und Fertigung eine schöne Herausforderung. Sie sind etagenweise aus MDF-Ringen mit einer Hülle aus Biegesperrholz und HPL aufgebaut. Die Ringe dienen als Anschlussstück. Schablonen aus FPY stabilisieren die Form im Vakuumsack. Die vier Lagen der Außenhaut wurden mit Kauritleim verleimt: Eine Woche lang pro Tag drei Ringe, mit zwei Leuten jeweils eine Sache von 15 Minuten. Der obere Abschluss der Verkaufstische aus Multiplex mit HPL passt gut durch den streifigen Rand zum Zebrano-Dekor.

Über die insgesamt hervorragende Referenz verliert Uwe Scholz – hier ganz Sauerländer – nur wenige Worte. JN