Marktübersicht: Holzöle für den Feuchtbereich
Geöltes Massivholz vermittelt eine natürliche Anmutung und liegt damit voll im Trend. Holzöle eigen sich nicht nur für den Wohnbereich, sondern auch für feuchte Räume. dds hat eine vierteilige Marktübersicht über Holzöle zusammengetragen. Teil 2: Öle für den Feuchtbereich.
Holzöle gibt es nicht nur, für den Wohnbereich, sondern auch für Feuchträume wie Küche und Bad. Das Ölen von Holz hat Tischlermeister Marc Gorker im hessischen Rödermark so begeistert, dass er sogar ein aus einem Eichenholzklock gefrästes Waschbecken geölt hat. Hier ist das Holz nicht nur einer hohen Luftfeuchtigkeit und einigen Wasserspritzern ausgesetzt, sondern es taucht, wenn der Stöpsel eingedrückt ist, förmlich unter Wasser, und zwar unter warmes Seifenwasser. Aus diesem Grund hat Marc Gorker das Waschbecken nicht zweimal, wie vom Ölhersteller empfohlen, sondern viermal geölt. Seinem Kunden hat er außerdem das passende Pflegeset mitgegeben, sodass dieser die Oberfläche von Zeit zu Zeit auffrischen kann.
Kein geschlossener Film
Öle bilden anders als Lacke keinen geschlossenen Film auf der Oberfläche. Sie dringen tief in das Holz ein, sättigen die obere Schicht und bewahren seine natürliche Optik und Haptik. Die meisten Öle feuern das Holz jedoch an und lassen seine Farbenpracht zur Geltung kommen. Einige Öle sind auch pigmentiert, um einen bestimmten Farbton zu erzielen. In der Anwendung erweisen sich Holzöle als universell und unkompliziert. Der fehlende Film bringt aber Nachteile mit sich, nämlich geringere Beständigkeiten gegen mechanische und chemische Belastungen. Bei Fußböden, Arbeits- oder Tischplatten entstehen schneller Wasserflecken oder mechanische Abnutzungen. Mit entsprechenden Pflegesets lässt sich das jedoch auch vom Endkunden recht flink und einfach reparieren. Um auch mit Öl einen guten Schutz gegen Feuchtigkeit zu erzielen, muss es sehr tief in das Holz eindringen können. Ein vielleicht nur 0,8 mm dünnes Furnier wird kaum die dafür notwendige Eindringtiefe bieten. Geöltes Holz bleibt atmungsaktiv oder diffusionsoffen. Das Öl macht es strapazierfähig und abriebfest. Die meisten Holzöle eignen sich auch für Kinderspielzeuge und Möbeloberflächen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.
Der beim reinen Holzöl fehlende Schutzfilm lässt sich durch die Beigabe von Wachs dennoch erzielen. Diese Produkte nennen sich Hartwachsöl. Der Ölanteil dringt wie oben beschrieben tief ein, während das Wachs einen dünnen, leicht glänzenden Film bildet, der jedoch nicht an die Härte und Beständigkeit eines Lackfilmes heranreichen kann. Viele Wachse lassen sich nur im erhitzten Zustand ab 80 °C verarbeiten oder eben kalt in der Öl-Wachs-Kombination.
Vier Komponenten
Holzöle bestehen aus bis zu vier Komponenten: Bindemittel, meistens Lösemittel, Additive und ggf. Pigmente. Grob lässt sich das Spektrum der Holzöle in natürliche sowie modifizierte Rohstoffe unterteilen. Die meisten Holzöle enthalten auch Lösemittel. Sie machen das Öl erst verarbeitbar. Der Verarbeiter trägt es satt auf, lässt es in das Holz einziehen und wischt den Überschuss dann mit einem Baumwolltuch aus. Achtung, zusammengeknüllt kann sich das Tuch selbstentzünden. Ohne Lösemittel wäre das Öl so zäh, dass diese Anwendung nicht möglich wäre. Öle trocknen oxidativ, das heißt, in einer chemischen Reaktion mit dem Luftsauerstoff verbinden sich benachbarte Molekülketten des Öls über Doppelbindungen miteinander. Das Öl wird im wahrsten Sinne des Wortes hart. Deshalb nennen einige Hersteller ihr Produkt Hartöl. Mit Sikkativen ist das in einem Tag abgeschlossen, ohne dauert es wochenlang.
Einen generellen Ausschlussgrund für die Verwendung von Ölen und Wachsen gibt es nicht. Der Endkunde sollte jedoch wissen, was er von der Oberfläche erwarten kann, und bereit sein, sie regelmäßig mit den Pflege- und Reparatursets der Ölhersteller wieder auf Vordermann zu bringen. –GM
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