Der Blick des Besuchers bleibt an diesem Objekt hängen. Schlau wird er daraus nicht. Endlich öffnet der Gastgeber das Ikosaeder aus 20 gleichseitigen, weißen, mit Eichenholz umrahmten Mineralwerkstoffdreiecken. Dazu greift der Hausherr unten in eine versteckte Griffmulde und hebt eine aus fünf Dreiecken zusammengesetzte Geheimklappe nach oben. Rechts und links ziehen sich aus den Wandungen vom Korpus dünne Drahtseile heraus, die die Klappe in ihrer Endposition festhalten. Zum Vorschein kommt eine Hausbar mit Ginflaschen. Vorne befindet sich eine Art Tisch oder eine Zubereitungsfläche, dahinter das wie ein Orchestergraben abgesenkte Fach für die Flaschen. Der Tisch und die schräg herabfallende Blende davor sind mit braunem Linoleum beschichtet. Im Tisch sind drei Untersetzer aus Edelstahl eingelassen, rechts und links jeweils ein kleiner für die Gläser, in der Mitte ein größerer für die Flasche. Mit einem Fingerdruck im hinteren Bereich lassen sich die Untersetzer aus ihrer ausgefrästen Tasche herauskippen. Unter dem mittleren kommt nach dem Einschenken und dem Zurückstellen der Flasche nach hinten ein kleiner, handlicher Transponderchip zum Vorschein. Der Gastgeber nimmt den Chip und hält ihn vorne unter den Korpus. Es macht Klick und die Blende vor dem Tisch springt etwas nach vorne. Ein Geheimfach mit Schublade für die Gingewürze öffnet sich. Nun steht dem Genuss nichts mehr im Weg. Mit diesem Möbelstück absolvierte diesen Herbst Sascha Pohl von der Tischlerei Peter Carstensen in Berlin die Meisterschule.
Sascha Pohl entschied sich für Lappenbänder aus Edelstahl von Herzig und eine Klavierklappenbremse mit Gummilaufrolle von Reinert. Die Schlosserei Ziesecke in Falkensee hat die Neigung der Stulprosette von 90 auf 20,95° geändert. Den Rückhol- und Aufrollbeschlag mit Federdrahtseilspule für das gummierte 1,2 mm dicke Drahtseil, die Durchlasshülsen und die Edelstahluntersetzer ließ Sascha Pohl bei Hentsch mit Wasserschneidtechnik fertigen. Oben befestigte er das Drahtseil mit einer verchromten, über eine Madenschraube zu spannenden Endhülse vom Seilwerk Stanke. Unter dem Schubkasten kombinierte Sascha Pohl ein »Chiptronic«-Möbelschloss von Würth mit zwei Push-to-open-Dämpfern, gefertigt von der Schlosserei Ziesecke. Den Auszugsbeschlag fertigte er selbst aus Mineralwerkstoff.
Sascha Pohl hat das Möbelstück mit Vectorworks konstruiert und auf konventionellen Maschinen mit Säge- und Frässchablonen gefertigt. Ein elektronischer Winkelmesser von Laserliner erlaubte es ihm, Tischfräse und Säge im Einhundertstelgradbereich einzustellen. –GM
Steckbrief
Bänder: www.herzig-mechanics.de
Klappenbremse: www.reinert.eu
Schlosser: www.schlosserei-ziesecke.de
Wasserzuschnittarbeiten:
Hentzsch Metallbearbeitungs GmbH http://h-mb.com