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Wenn konventionelle Klebstoffe ihren Dienst versagen, gibt es in der Regel doch noch eine Lösung – und die heißt meistens PUR. Dipl.-Ing. (FH) Martin Sauerland von Kleiberit berichtet, was es mit diesem Klebstoff auf sich hat.

Die wesentlichen Vorteile von Polyurethanklebstoffen (PUR) gegenüber herkömmlichen bestehen in der chemischen Nachvernetzung sowie der hervorragenden Haftung bei unterschiedlichsten Oberflächenmaterialien. Gegenüber physikalisch abbindenden Klebstoffen wie Weißleimen, Kontakt- oder EVA-Klebstoffen erfolgt bei PUR während der Aushärtung eine chemische Veränderung der Klebstofffuge (Nachvernetzung). Dadurch verbessern sich die Wärme- und Feuchtebeständigkeit maßgeblich. Dies wissen vor allem die Hersteller von Bad- oder Küchenmöbeln zu schätzen. Es gibt flüssige, einkomponentige (1-K-PUR), zweikomponentige (2-K-PUR) PUR-Klebstoffe und PUR-Schmelzklebstoffe. Je nach Anwendung werden 1-K- oder 2-K-PUR mit unterschiedlichem Expansionsverhalten angeboten. So ist bei der Montage von Türzargen eine Volumenzunahme erwünscht, um den Hohlraum zwischen Mauerwerk und Zarge zu füllen und die Klebfläche zu vergrößern. Im Gegensatz hierzu ist bei Flächenkaschierungen ein starker Schäumeffekt unerwünscht. Einige Systeme wie zum Beispiel »Kleiberit PUR 501.0« besitzen fugenfüllende Eigenschaften. Dennoch ist bei der Verarbeitung auf die Passgenauigkeit der Fügeteile und ausreichenden Pressdruck zu achten.

Ein weiterer Aspekt bei der Verwendung von PUR ist die Struktur des Klebstoffs nach dem Aushärten. Je nach zu verklebenden Materialien und Anwendungsgebieten kann die Struktur hart und spröde oder zähelastisch bis gummielastisch sein. Somit lassen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien individuell miteinander kombinieren, z. B. Holz mit HPL, Glas mit Holz oder Glas mit Metallen.
1-K-PUR. Einkomponentige Polyurethanklebstoffe sind einfach zu verarbeiten und in unterschiedlichen Gebinden oder in Kartuschen als gebrauchsfertige Masse erhältlich. Zum Aushärten benötigen sie ein gewisses Maß an Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft bzw. aus den zu verklebenden Materialien.
Breites Anwendungsspektrum
Typische Anwendungen für 1-K-PUR sind hochfeste und beständige Holz-Holz-Verklebungen für den Innen- und Außenbereich, beispielsweise für die Verleimung von Holzfensterkanteln oder von Sitzmöbeln. Weiterhin setzen sie Holzverarbeiter für Flächenkaschierungen oder für die Herstellung von Sandwichelementen ein. Der Leimauftrag erfolgt manuell oder mit speziellen Auftragssystemen.
Eine bemerkenswerte Eigenschaft von 1-K-PUR ist die hervorragende Eignung für schwierig zu verklebende Exotenhölzer oder Thermoholz. Darüber hinaus ist im Bereich der Flächenkaschierung die Herstellung von Hochglanzoberflächen möglich. Da 1-K-PUR kein Wasser enthält, erfolgt keine Quellung, die Unruhe an der Materialoberfläche erzeugt. Hochglänzende Folien kommen so besser zur Geltung.
2-K-PUR. Die zweikomponentigen PUR-Klebstoffe bestehen aus einer Stammkomponente und einem Isocyanat als Vernetzer. Sie sind kurz vor der Verarbeitung zu mischen und härten auch ohne Feuchtigkeit aus der Umgebung aus. Diese Systeme werden bei Verklebungen eingesetzt, wo nichtporöse Werkstoffe zu verarbeiten sind, die keine Feuchtigkeit enthalten. Ferner kommen sie zum Einsatz, wenn besondere Anforderungen an die offene Zeit oder an das Aushärtungsverhalten vorliegen. Die Mischung beider Komponenten und der Leimauftrag erfolgen manuell oder durch spezielle Misch- und Dosiereinheiten.
PUR-Schmelzklebstoffe (PUR-SK). Sie werden vor der Verarbeitung durch Erhitzen verflüssigt. Der Festigkeitsaufbau erfolgt zunächst physikalisch durch rasche Abkühlung. Im Anschluss daran findet die chemische Vernetzung statt. Hierzu ist ein gewisses Maß an Feuchtigkeit in der Umgebung oder in den zu verklebenden Materialien erforderlich. PUR-SK werden dort eingesetzt, wo qualitativ hochwertige Verbindungen mit kurzen Presszeiten realisiert werden müssen. Typische Beispiele sind die Kantenverklebung, die Ummantelung von Profilen, die Flächenkaschierungen oder die Herstellung von Parkett.
Die Verarbeitung von PUR-SK erfolgt in der Regel bei Temperaturen zwischen 120 °C und 140 °C. Unabhängig von der Art der Anwendung ist das Verarbeitungsprinzip stets gleich. In einer Aufschmelzeinheit wird der PUR-Klebstoff verflüssigt und über beheizte Schläuche zu einer Auftragseinheit gepumpt. Dort erfolgt der Auftrag auf die zu verklebenden Materialien. Im Bereich der Kantenverarbeitung zeigen PUR-SK deutliche Vorteile gegenüber anderen Systemen wie EVA- oder Polyolefin-Klebstoffen, die bei 180 °C bis 210 °C zu verarbeiten sind. Die deutlich niedrigere Schmelztemperatur der PUR-Klebstoffe erlauben auch das Verkleben hitzempfindlicher Materialien. Die PUR-Leimfugen besitzen eine ausgezeichnete Anfangsfestigkeit sowie eine hervorragende Temperatur- und Feuchtebeständigkeit, wie sie vor allem die Hersteller von Küchen-, Bad- und Wohnmöbel fordern.
Eine Neuigkeit in der Oberflächentechnik ist das sogenannte »HotCoating«-Verfahren, entwickelt von Kleiberit. Es handelt sich hierbei um ein reaktives, UV-stabiles PUR-System, das sich wie ein Schmelzklebstoff verarbeiten lässt. In lediglich einem Arbeitsschritt wird die Oberfläche fertig versiegelt. Aufwändiges Zwischenschleifen sowie das Aufbringen einer Vielzahl von Lackschichten ist nicht mehr erforderlich.
Die Applikationstechnik ermöglicht das Aufbringen des HotCoatings auf flächige Bauteile wie Fertigfußböden oder Möbelfronten ebenso wie auf Rollenmaterialien wie Furniere oder Papiere. Dipl.-Ing. (FH) Martin Sauerland,
Kleiberit
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