Tischler und Schreiner verarbeiten immer weniger Furnier. Schreinermeister Helmut Brandl führt dies u.a. auf eine weit verbreitete Unkenntnis der Verbraucher zurück. dds fragte ihn, wie er Furniertes vermarktet.
Sie führen einen Vier-Mann-Innenausbaubetrieb, unterhalten eine große Ausstellung und sind Mitglied der Initiative Furnier und Natur. Warum sind Sie der Interessenvereinigung der Furnierwirtschaft beigetreten?
Wir arbeiten gerne mit Furnier, mussten uns aber immer wieder wundern, dass selbst hochgebildete Kunden nicht zwischen Holznachbildungen und Holz unterscheiden konnten. In dds haben wir dann Anfang 2000 über die Initiative Furnier und Natur gelesen. Ihr Informationsmaterial und ihr Furniersiegel haben uns überzeugt. In unserer Ausstellung sind jetzt die furnierten Exponate mit diesem Siegel versehen. Näheres über Furniere können wir unseren Kunden mit Broschüren und einem Videofilm der Initiative vermitteln. Der Verkauf von furnierten Möbeln und Einrichtungen bedarf vor allem einer intensiven Kundenberatung.
Wie reagieren Ihre Kunden darauf?
Sie nehmen das Siegel sehr interessiert wahr und setzen sich dann auch intensiv mit den Materialien auseinander. Häufig fällt ihnen erst im Laufe des Gesprächs auf, dass ihre Möbel zuhause überhaupt gar keine Holzoberfläche haben. In diesem Moment haben wir ihr Vertrauen gewonnen und kommen leichter mit unserem Angebot zum Zug.
Wie entwickelt sich die Furniernachfrage insgesamt?
Mit dem mittleren Preissegment bröckelt auch die Furniernachfrage ab. Dies liegt u.a. an den hohen Kosten für die Furniere, ihre aufwändige Verarbeitung und die Oberflächenbehandlung. Die wohlhabenderen Kunden weichen gerne auf Massivholz aus, auch weil sich unter dem Furnier in der Regel eine Spanplatte befindet und diese oft als minderwertig empfunden wird. Weiterhin leidet das Furnier unter der zunehmenden Beliebtheit anderer oder neuer Werkstoffe wie Glas, Mineralwerkstoffe Stein oder Metall.
Würden Sie einen spezialisierten Dienstleister mit Ihren Furnierarbeiten beauftragen?
Ja, das würden wir schon, allerdings müssten wir eine hohe Gesprächsbereitschaft erwarten, damit unsere Kunden unmittelbar im persönlichen Kontakt ihre Wünsche an die Furnierauswahl einbringen können. Theoretisch spielt dabei die Entfernung keine Rolle, jedoch haben wir bei empfindlichen Materialien mit Speditionen schlechte Erfahrung gemacht. Die Möglichkeit, den Auftrag in einem persönlichen Gespräch vor Ort zu besprechen, würde das Prozedere deutlich vereinfachen.
Welche weitere Unterstützung wünschen Sie sich von der Initiative Furnier und Natur sowie von der Holzwirtschaft?
Mein wichtigstes Anliegen sind klare Begriffe bei der Bezeichnung von Holzprodukten im Handel. Holznachbildungen sollten für alle sofort ersichtlich als solche bezeichnet werden. Weiterhin würde ich mir eine moderne hochwertige Platte wünschen, die ein besseres Image als die Spanplatte hat. Last not least sollte die Branche insgesamt das Thema Furnier nicht mehr so technisch, sondern eher emotional angehen und die Schönheit der Unikate in den Vordergrund rücken.
Das Interview führte dds-Redakteur Georg Molinski. Wünschen Sie noch weitere Informationen, dann wenden Sie sich bitte an:
Helmut Brandl
Die Schreinerwerkstatt
91161 Hilpoltstein
Tel.: (09174) 3261, Fax: 2876
Exponat mit Furniersiegel in der Brandl-Hausaustellung
Furnier – Echt Holz
Das Furniersiegel „Furnier – Echt Holz“ bescheinigt, dass ein Produkt furniert ist und damit eine Holzoberfläche hat. Die 2003 in Wiesbaden gegründete Initiative Furnier und Natur ist Repräsentant der Furnierwirtschaft und hat 50 Mitglieder aus den Bereichen Furnier- und Holzwerkstoffherstellung, Furnierhandel sowie der Möbel- und Bauelementeherstellung. Es sind auch einige Tischler und Schreiner dabei. Wer sich zu einer Kooperationspartnerschaft entschließt und die Nutzungsbedingungen akzeptiert, kann kostenlos seine Erzeugnisse mit dem Siegel auszeichnen. www.furnier.de
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