1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik »

Was kommt nach der Eiche?

Alternativen zu Eiche von Holzwerk Obermeier
Was kommt nach der Eiche?

Der lang anhaltende Boom der Eiche sorgt für exorbitante Preise für hervorragende Qualitäten des Laubholzes. Händler und Produzenten suchen nach Alternativen. Sascha Wein, Schreinermeister und Geschäftsführer der Innung München, wurde beim Holzwerk Obermeier fündig.

Sascha Wein, Innung München

Betrachtet man aktuell die knapp 80 Gesellenstücke der Münchner Innung, dann ist Eiche die derzeit wichtige Holzart im Möbelbau. Seit sie ihren Ruf als ur-konservatives Holz in den 2010ern wieder abgelegt hat und plötzlich »das Material« im Möbelbau wurde, hält sie sich ungewöhnlich lang im Trend. Nachdem schon vor der Pandemie Qualität und Preis des beliebten Schnittholzes immer weiter auseinandergingen, weil das langsam wachsende Holz einfach nicht in der nachgefragten Menge zur Verfügung stand, spitzte sich die Versorgungssituation Anfang 2021 endgültig zu. Beste Eiche gibt es nicht mehr, oder nur noch zu exorbitanten Preisen.

Es stellte sich also die Frage: was kommt nach der Eiche? Eine mögliche Antwort könnte aus dem kleinen Ort Schwindegg, 60 km östlich von München kommen. Viele der 3600 Einwohner arbeiten hier im Holzwerk Obermeier, einem Schreinerpartner der Münchner Innung. Der Familienbetrieb, in dem seit 1956 Laubholz geschnitten wird, lebt vom Innovationstrieb der Familie Obermeier. In der inzwischen dritten Generation denkt man hier schon länger darüber nach, wie der Weg zurück zum Holz vor Ort führen könnte. Alles, was im Betrieb verarbeitet wird, stammt aus naturnaher, zertifizierter Forstwirtschaft. Ingrid Obermeier-Osl leitet die Geschäfte gemeinsam mit ihrem Neffen Max. »Was wir einschneiden, kommt aus Bayern oder Baden-Württemberg«, erklärt dieser stolz, »nachhaltig bedeutet für uns, einen hohen Anteil an stofflicher Nutzung in höchster Qualität, weil dann das CO2 längstmöglich gebunden bleibt. Dabei achten wir auf kurze Wege und möglichst einstufigen Transport« und spricht dabei von 100 000 Festmetern im Jahr.

Alternativen aus der Region

Die Chefin erklärt ihre Firmenphilosophie so: »Wir haben viele Mitarbeiter, die über lange Zeit für und mit unserer Familie arbeiten, die Mitarbeiter gehören zu uns. Jetzt, bei hoher Auslastung, einstellen und später wieder Jobs streichen, so denken wir nicht.«

Die Eiche ist dabei ein wichtiges Standbein des Holzwerks, problemlos können auch aktuell langjährige Kunden aus der Möbelindustrie und dem Schreinerhandwerk aus dem gut gefüllten Lager bedient werden. Aber der Gedanke, dass es auch nach der Eiche Nutzholz für den Möbelbau geben wird und hier Alternativen gefunden werden müssen, reift seit vielen Jahren: Wie kann ein heimisches und verfügbares Holz so veredelt werden, damit es für den Kunden attraktiv und wertig wird? Die Lösung wird aktuell auf der größten, europäischen Möbelmesse, der MOW eingeführt. Mit innotree wird eine in der Farbigkeit dem amerikanischen Kirschbaum ähnliche Buche vorgestellt. Das Verfahren, das die Buche derart aufwertet, ist ein Entwicklungsgeheimnis der Familie. Wichtig war ihr dabei, dass das Holz nicht chemisch behandelt wird und eine durch und durch einheitliche Farbe erhält.

Verarbeitet wird das Holz zur Platte, auch mit »Losgröße 1«, betont Hartmut Weigelt, der die Unternehmensentwicklung und den Vertrieb verantwortet. Das Material wird auch in kleinster Stückzahl individuell von Hand sortiert, verleimt und zu fertigen Platten geschliffen.

Der eingesetzte Rohstoff bietet dabei viele Vorteile: Er ist reichlich vorhanden, wächst vor Ort und wird industriell in großen Mengen veredelt. In der Verarbeitung sind keine neuen Produktionsschritte erforderlich. Der neue Farbton, der sich hervorragend kombinieren lässt, sollte neue Einsatzbereiche schaffen, davon ist man in der Familie Obermeier überzeugt. Das Holz ist nach der Veredelung sehr lichtstabil und hervorragend für Öloberflächen geeignet.

»Die Zeit ist reif«“ sagt der Juniorchef, »wir profitieren vom gestiegenen Bewusstsein der Kunden für die Nachhaltigkeit.« Wenn der Wohnraum sich verkleinert und individualisiert, dann sind die Schreinerbetriebe am Zug – dafür werden dann hochwertige Hölzer und Holzwerkstoffe in großen Mengen benötigt.

Einem Praxistest wird das veredelte Holz über eine Kooperation der Schreinerinnung München und dem Holzwerk im Oktober unterzogen: Das bayernweite Zwischenprüfungsstück wird in München aus »Innotree« gefertigt und so über eine gemeinsame Bemusterung, auch den Ausbildungsbetrieben vorgestellt.


Steckbrief

Franz Obermeier GmbH
84419 Schwindegg

www.holzwerk-obermeier.de

Schreinerinnung München
81829 München

www.schreiner-muenchen-innung.de

Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 4
Aktuelle Ausgabe
04/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »