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Wachsen nach

Technik
Wachsen nach

Erdgas, Öl oder Kohle gehen langsam aber sicher zur Neige. Die Preise schießen in die Höhe. Hackschnitzel wachsen immer wieder nach, sind preiswerter und bei Forstbetrieben oder Holzbearbeitern in der Region erhältlich.

Allein in Baden-Württemberg gehen jährlich etwa 1 Million m3 Holz in die Wärme- und Stromerzeugung. Ohne die Wälder zu übernutzen ließen sich weitere 3,5 Millionen m3 Brennholz ernten. Das entspricht einem Erdöläquivalent von 800 Millionen l. Schreinereien, die mit den eigenen Holzabfällen nicht über den Winter kommen, können die Versorgungslücke mit Hackschnitzeln schließen. Dies ist bisher jedoch noch nicht weit verbreitet. Bevor sich Hackschnitzel kostengünstig und effizient verwerten lassen, gilt es im Vorfeld einiges zu beachten.

Sägewerksrestholz. Die an der Säge anfallenden, nicht nutzbaren Nadelholzstammteile gehen direkt zum Zerkleinerer. Das Material ist mit Stückgrößen von 10 bis 50 mm mit oder ohne Rinde erhältlich. Der Feuchtegehalt bewegt sich zwischen 60 (sägefrisch) und acht Prozent (technisch getrocknet).
Waldholzhackschnitzel. Waldhackschnitzel werden aus schlechten Qualitäten von Rundhölzern entweder direkt im Wald oder auf einem zentralen Hackplatz hergestellt. Die Hackschnitzel werden entweder durch eine Vorlagerung in stückiger Form vorgetrocknet und dann erst gehackt oder im Zuge der Einschlagmaßnahme gehackt und dann natürlich in Hallen getrocknet.
Landschaftspflegeholz. Unter dieser Kategorie ist eine große Bandbreite an Sortimenten zu fassen, die entweder gehackt oder geschreddert werden. Der Preis ist zwar niedrig, jedoch der Rindenanteil und der Wassergehalt mit über 60 Prozent sehr hoch. Die Hackschnitzel lassen sich natürlich trocknen.
Wer liefert Hackschnitzel?
Anbieter von Waldhackschnitzeln sind Waldbesitzer, vor allem die örtlich zuständigen Forstämter und die Zusammenschlüsse von verschiedenen Waldbesitzern, so genannte Forstbetriebsgemeinschaften. Sägehackschnitzel können über lokal und regional angesiedelte Sägewerke und sonstige holzver- und -bearbeitende Betriebe bezogen werden. Eine Zwischenstellung als Energieholz-Anbieter haben Unternehmen, die für Dritte Holz hacken oder bereits seit Jahren mit Hackschnitzeln handeln. Da die Herkunft der Hackschnitzel dem Betreiber teilweise unbekannt ist, sollte er den Unternehmer unbedingt zur Lieferung von einwandfreiem, unbehandeltem Energieholz verpflichten. Langfristige Lieferverträge sind zur Absicherung der Investition zu empfehlen.
Die Zuordnung von Hackschnitzeln in die einzelnen Klassen bestimmt den Preis. Abgerechnet wird nach Schüttraummeter (srm) oder Tonnen (t) und Feuchtigkeitsgehalt. Die in der folgenden Tabelle genannten Preise sind als Richtwerte zu verstehen. Hackgut ist um rund 74 Prozent günstiger als Heizöl.
Lagervolumen
Neben der aufwändigen Verbrennungstechnik bei Hackschnitzelanlagen sind der benötigte Lagerraum und die Austragungsaggregate der entscheidende Unterschied zwischen Hackschnitzel- und Restholzverbrennung. Die kleinste übliche Liefereinheit beträgt 80 Schüttraummeter (srm). Diese Menge entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer 45-kW-Anlage mit 1500 Volllaststunden. Jedoch ist es weder vom Investitionsbedarf des Lagerraumes und der Heiztechnik noch vom Flächenbedarf des Bunkers sinnvoll, eine solch kleine Anlage dergestalt auszustatten.
Bei der Einlagerung frisch geschredderten Holzes muss ganz besonders auf die spezifischen Eigenschaften von Holz geachtet werden. Hackschnitzel haben waldfrisch eine Feuchtigkeit von 40 bis 50 Prozent. Die verletzten Holzzellen von Hackschnitzeln bieten Fäule- sowie Schimmelpilzen bei hohen Wassergehalten einen idealen Nährboden. Frische Hackschnitzel einzulagern wäre mit erheblichem Substanzverlust aufgrund von Abbauprozessen verbunden. Erst bei Wassergehalten unter 30 Prozent hört das Pilzwachstum auf. Allein die Vortrocknung des ungehackten Holzes auf einem geeigneten Lagerplatz kann die Holzfeuchte innerhalb einiger Monate schon auf 30 Prozent senken.
Die Trocknung von Hackschnitzeln erfolgt meist in Kombination mit der Lagerung und Bevorratung. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:
  • aktive Belüftung (hohe Investitions- und Betriebskosten)
  • passive Belüftung und
  • Konvektionstrocknung (biologische Selbsterwärmung)
Die natürliche Konvektionstrocknung basiert auf der Differenz zwischen Schüttungs- und Umgebungstemperatur. Warme Luft aus der Schüttung steigt auf und transportiert Feuchtigkeit ab. Voraussetzung für die natürliche Konvektionstrocknung sind grobe Hackschnitzel sowie eine gute Durchlüftung der Lagerhalle. Negativ wirken sich zerbreite Schnitzel, hohe Feinanteile und hoher Gehalt an Nadeln oder Blättern aus. Sie führen zu starkem Holzabbau.
Hackschnitzelbunker
Der Bunker sollte möglichst quadratisch oder rund und mit doppeltem Boden ausgestattet sein, um eine vollständige Entleerung zu gewährleisten. Für die Größe des Lagerraumes gilt für Hackschnitzel die Faustformel: Pro kW Heizlast 1,6 bis 2,0 m³ Vorratsraum für einen Jahresbedarf. Das Lagervolumen des Bunkers sollte, um Engpässe bei extremer Wetterlage zu vermeiden, mindestens 120 srm umfassen.
Bei automatischen Feuerungen wird der Brennstoff durch Austragungssysteme vom Lager zum Kessel transportiert. Je nach Anlagengröße und örtlichen Bedingungen kommen verschiedene Lageraustragungssysteme zum Einsatz.
Austragungsschnecken. Bei der einfachsten Lösung mit einer Austragungsschnecke muss der Lagerraum direkt neben dem Kesselhaus liegen und mit schrägem Boden versehen sein.
Blattfederrührwerk. In Verbindung mit einem Schrägboden werden häufig bei kleineren Anlagen Blattfederrührwerke mit Schneckenaustragung (Federkern-Raumaustragung) verwendet. Am Boden ist ein rotierender Federkern angebracht, der die Schnitzel auf die Förderschnecke schiebt. Unterhalb der Rotationsebene befindet sich die Entnahmeschnecke. Diese Technik funktioniert, wenn sich der Vorratsraum direkt neben dem Heizraum befindet.
Abrechnung der Hackschnitzel
Für die Abrechnung ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, die für den Brennstofflieferanten unterschiedliche Risiken beinhalten. Eine Lieferung nach Schüttraummeter ist in dieser Hinsicht am einfachsten, jedoch liegt das Risiko der Energieausbeute komplett beim Betreiber der Anlage. Zwischenzeitlich hat die Abrechnung nach Volumen an Bedeutung verloren. Mittlerweile sind die meisten Anbieter dazu übergegangen, nach Gewicht und Wassergehalt abzurechnen. Horst Kastner,
Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg

Service Bezugsquellen
Bezugsquellen und weitere Infos zum Thema Hackschnitzel finden Sie im Internet unter www.carmen-ev.de/dt/energie/bezugsquellen/hackschnitzel.html
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