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Marktübersicht Formatkreissägen: Einsteiger- und High-End-Modelle

Marktübersicht Formatkreissägen: Einsteiger- und High-End-Modelle
Akrobaten für das Format

Akrobaten für das Format
Schifterschnitt auf der Formatkreissäge in der Schreinerei Baumann in Hausach im Kinzigtal Foto: Georg Molinski, dds
Die Formatkreissäge beherrscht nahezu jede auch noch so komplexe Zuschnittaufgabe und fehlt in keiner Schreinerei. Doch worauf kommt es bei der Formatkreissäge an? dds gibt Antwort und stellt in zwei Marktübersichten Einsteiger- und High-End-Modelle vor.

Sie erledigt nahezu alle geradlinigen Schnitte, die ein Schreiner oder Tischler in der Werkstatt auszuführen hat: die Formatkreissäge. Bretter, Massivholz, Platten aus Holzwerkstoffen und viele andere Materialien meistert sie präzise, sauber und effizient.

Das Maschinenkonzept

Das Maschinenkonzept beruht auf einer Erfindung von Wilhelm Altendorf aus dem Jahr 1906. Anders als die bis dahin übliche, einfache Tischkreissäge kann die Formatkreissäge auch Bretter, Platten oder Werkstücke, die selbst keine geradlinige Bezugskante haben, exakt zuschneiden. Dafür verfügt sie unmittelbar aus Sicht des Bedieners links (im Bild oben jedoch rechts) vom Sägeblatt über einen kugelgelagerten, auf präzisen Laufschienen geführten Besäum- oder Schiebetisch, der sich von Hand mühelos in Schnittrichtung vor- und zurückschieben lässt.

Der rechte Überstand aufgelegter und leicht angedrückter Bretter, Platten oder Werkstücke lässt sich auf dem Schiebetisch mit einem Besäumschnitt geradlinig und damit präzise abtrennen. In der Regel ist der Besäumtisch 3 m lang, sodass die Maschine auf jeden Fall das bei Holzwerkstoffplatten übliche Halbformat (ca. 2,75 x 2,10 m) bewältigen kann. Kürzere oder auch längere Besäumtisch- beziehungsweise Maschinenausführungen bieten fast alle Hersteller an.

Rechts vom Sägeblatt befindet sich der eigentliche, etwa 1 oder 1,2 m breite Maschinentisch mit einem auf die gewünschte Schnittbreite verschiebbaren Parallelanschlag. Der Maschinenbediener legt eine besäumte oder geradlinige Kante des Schnittguts an den Parallelanschlag an und schiebt es nach vorne, bis es durchgetrennt ist.

Links lässt sich an den Schiebetisch ein etwa 1,2 m breiter und 70 cm langer Quertisch einhängen. Ein unten am Maschinengehäuse montierter Teleskop- oder Gelenkausleger hält den Tisch auf Höhe. Beim Plattenaufteilen verhindert der Quertisch ein Abkippen der Platte. Außerdem kann der Quertisch einen Anschlag für Winkelschnitte aufnehmen. Anschlagklappen am Winkelanschlag lassen sich auf die gewünschte Werkstücklänge oder den Abstand zur Schnittlinie einstellen.

Hat der Maschinenbediener mit Besäum- und Parallelschnitten Streifen erzeugt, legt er einen nach dem anderen auf den Quertisch und schneidet, ähnlich wie beim Besäumschnitt, zunächst einen Winkelschnitt, dreht den Streifen um 180°, legt ihn an dem auf das gewünschte Längenmaß eingestellten Klappanschlag an und führt einen oder mehrere Schnitte aus.

Was kann eine Formatkreissäge?

Die Formatkreissäge kann zunächst einmal aus großen Brettern oder Platten rechtwinklige Zuschnitte erzeugen. Sie teilt also auch große Platten auf.

Bei jeder Formatkreissäge lässt sich die Höhe des Sägeaggregats und damit die Schnitthöhe verstellen. Wählt der Bediener eine Schnitthöhe, die kleiner ist als die Werkstückdicke, kann er eine Nut schneiden, und zwar in der Breite des Sägeblatts. Mit weiteren leicht versetzten Schnitten kann er die Nut verbreitern. Das Schneiden eines Falzes funktioniert genauso, die Nut reicht seitlich jedoch bis zur Werkstückkante. Ein Falz lässt sich auch erzeugen, indem man in zwei aneinandergrenzende Werkstückflächen sich treffende Nuten einschneidet.

Über das Einstellen der Schnitthöhe lässt sich auch die Qualität der Schnittkanten steuern. Ein hoher Überstand lässt die Sägezähne fast senkrecht in das Werkstück ein- und ebenso wieder austreten, was zu einer sauberen Schnittkante oben und zu Ausrissen unten führt. Je weniger das Sägeblatt nach oben übersteht, desto ausgefranster ist die obere Schnittkante. Gleichzeitig verbessert sich die untere Schnittkante. Außerdem reduziert ein geringer Sägeblattüberstand das Unfallrisiko.

Um vor allem bei melaminbeschichteten Platten oben und unten gute Schnittkanten zu erzeugen, lassen sich die meisten Formatkreissägen mit einem kleinen, im Gleichlauf sägenden Nutaggregat, einem Vorritzer, vor der Hauptsäge ausstatten. Die Nuttiefe beträgt etwa 3 mm. Die Nutbreite sollte minimal breiter sein als der Sägeschnitt. Außerdem ist eine seitliche Ausrichtung exakt mittig zum Sägeschnitt erforderlich.

Neben diesen Basisfunktionen für rechtwinklige Werkstücke bieten die meisten Formatkreissägen die Möglichkeit, auch andere Winkel zu schneiden. Dazu lässt sich der Winkelanschlag aus der 90°-Position herausdrehen und in einer anderen Position fixieren. Außerdem lässt sich bei den meisten Maschinen das Sägeblatt um bis zu 45 oder 46° nach rechts schwenken.

Seit einigen Jahren gibt es Maschinen, bei denen sich das Sägeblatt zusätzlich auch noch nach links schwenken lässt. So kann der Maschinenbediener immer die gute Werkstückseite nach oben legen. Schnitte mit geneigtem Sägeblatt und gedrehtem Winkelanschlag heißen Schifterschnitte. Sie gelten von dem, was sich auf der Formatkreissäge erledigen lässt, als die Kür.

Sobald sich das Sägeblatt neigt und/oder der Winkelanschlag die 90°-Position verlässt, stimmen die an den Klappen angezeigten Längenwerte nicht mehr, es sei denn, der Maschinenhersteller hat einen automatischen Längenausgleich eingebaut. Diesen gibt es mit mechanischer Kulissenführung oder elektronisch in die Maschinensteuerung integriert. Der Datenaustausch zwischen Anschlagklappe und der Maschinensteuerung erfolgt über Funk.

Einstellen der Maschine

Das Angebot an Formatkreissägen unterscheidet sich mehr im Einstellkomfort als im eigentlichen Maschinenbau. Folgende Einstellungen sind immer wieder vorzunehmen:

  • Werkstückbreite am Parallelanschlag
  • Werkstücklänge an den Anschlagklappen
  • Schnitthöhe am Sägeaggregat
  • Schnittneigung am Sägeaggregat
  • Schnittwinkel am Winkelanschlag

Die einfachste und im Einstiegbereich übliche Einstellmethode erfolgt über das Lösen einer Klemmung, das Verschieben, Drehen oder Kurbeln, bis ein Zeiger auf einer Millimeter- oder Winkelskala den gewünschten Wert erreicht hat, und schließlich wieder das Anziehen der Klemmung. Eine Verbesserung bringt eine Feineinstellung mit oder ohne Lupe, mit der sich ein grob positionierter Anschlag über eine Schraube vorsichtig verfahren lässt. Rastpunkte erleichtern das Einstellen häufig verwendeter Winkel wie 45 oder 22,5°. Enormen Fortschritt bringen mechanische und elektronische Digitalanzeigen.

Die nächste Stufe der Automatisierung erspart dem Maschinenbediener den Weg, etwa zum Parallelanschlag. Das Verfahren erfolgt vom üblichen Standort des Bedieners aus über eine Kurbel, während die Maßangabe über eine mechanische Digitalanzeige erfolgt. Noch komfortabler wird es, wenn ein Elektromotor die Kurbel ersetzt und sich das Element per Taster vor- und zurückfahren lässt, bis der gewünschte Wert in der Anzeige erscheint.

Die höchste Form der Automatisierung ist natürlich die CNC-Achse. Am Touchscreen tippt der Bediener den Wert ein, und die Einstellung erfolgt wie von selbst. Die CNC-Technik ermöglicht es, beispielsweise in AV-Büro erzeugte Zuschnittmaße einzulesen. Es lohnt sich zu fragen, ob die jeweilige Steuerung der Säge das zulässt.

Inkrementalschnitte

CNC-gesteuerte Anschlagklappen erlauben auch Inkrementalmaße, die die Arbeit enorm erleichtern. Liegt am Winkelanschlag ein in der Länge aufzuteilender Streifen, so gibt der Bediener eine etwas kürzere Schnittlänge vor als der Streifen lang ist, schiebt ihn gegen die Anschlagklappe, führt den Schnitt aus und tippt auf »Inkremental«.

Das heißt, die Säge misst und schneidet von jetzt an nicht mehr von links aus, sondern von rechts. Die fertigen Zuschnitte fallen auch rechts vom Sägeblatt an. Inkrementalschnitte reduzieren das Werkstückhandling auf ein Minimum. Der Streifen ist weder zu drehen, noch dem Parallelanschlag zuzuführen. (Siehe »Das Herz schlägt links« in dds 6/ 2016).

Schnittprogramme und Assistenten

Für verschiedenste Aufgaben wie Nuten, Nutenreihen, Fälze, Schlitz und Zapfen oder den Zuschnitt komplexer geometrischer Figuren bieten moderne Maschinensteuerungen Assistenzfunktionen, die dem Maschinenbediener das Rechnen abnehmen und ihn Schritt für Schritt anleiten. Assistenzfunktionen lassen sich auch unabhängig von der Maschinensteuerung realisieren. So hat Altendorf beispielsweise die »Magis-App« entwickelt, die über ein Tablett alle Arbeitsschritte für das Abarbeiten eines Schnittplans aufzeigt.

Sicherheit

Leider gilt die Formatkreissäge als die gefährlichste unter den Tischlereimaschinen. Aktuelles Thema ist daher ein Fingerschutz, der das Sägeblatt blitzschnell abtauchen lässt, wenn sich eine Hand dem Sägeblatt nähert. Format4 und Altendorf bieten bereits solche Lösungen an, andere Hersteller arbeiten noch daran.

–GM


Marktübersichten

dds hat zwei Marktübersichten über Formatkreissägen zusammengetragen, eine über günstige Einsteigermaschinen ohne viel Elektronik  sowie eine über die Top-Modelle mit Touchscreen, CNC-Achsen und umfangreicher elektronischer Unterstützung.


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