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Moderne Trockenmauer

Ausbau
Moderne Trockenmauer

Trockenbau und Innenausbau kann auf vielerlei Arten gelingen. In Oberschwaben entstand an zentraler Stelle einer Klinik eine Kapelle als Ruhepol. Zur unkonventionellen Formgebung des Sakralraums kam der unkonventionelle Wandaufbau – gestapelte CNC-gefräste Gipsplatten.

Orte der Ruhe sind gerade in Kliniken wichtig, wo Freud und Leid nahe beieinander liegen. Das dachten sich auch die Betreiber des St. Elisabethen-Krankenhauses in Ravensburg. Der Wunsch war es, diesen Ort nicht zu verstecken, sondern zu zeigen. So wurde er dort platziert, wo sich Treppenläufe, Zugänge zu den Aufzügen und Wege durch das Gebäude kreuzen. Es sollte eine Kapelle sein, die als Ort der Ruhe an einem eher unruhigen Ort bestehen kann. Als Lösung entwarf der Architekt Manfred Ehrle von Arcass eine eigenständige Form. Statt als rechteckiger Raum am Rand, entstand ein Raum-im-Raum-Konzept.

Im Grundriss eine elliptische Form darstellend und wie ein Schneckenhaus angelegt, steht die Kapelle nun inmitten vorbeigehender Menschen und Betten schiebender Mitarbeiter. Damit man innen, dort wo man Ruhe sucht, nicht ständig an das lebendige Hin und Her vor der Kapellentüre erinnert wird, war eine schalloptimierte Wandkonstruktion vonnöten. Nach Überlegungen zu Beton und gestapelten Holzbrettern landete man beim Material Gipsfaserplatte. Diese wurden jedoch nicht wie üblich als Beplankung gestellt, sondern gestapelt.
Trockenbau neu interpretiert
Durch die verspringende Plattenstapelung ergibt sich eine Hülle, die mit ihrem Relief spannende Licht- und Schattenspiele erzeugt. Der Schichtaufbau machte es möglich, auch Elemente wie Regale oder Halterungen aus der Wand heraus zu entwickeln. Nahezu jede Platte wurde als Unikat einzeln gefräst. Möglich war dies, weil man Gipsfaserplatten mit CNC-Maschinen millimetergenau bearbeiten kann und der Werkstoff sehr formstabil ist.
Im Fall der Ravensburger Kapelle wurden aus 2560 x 1260 mm großen Vinova-Gipsfaserplatten von Knauf, die in den Dicken von 12, 25 und 38 mm verwendet wurden, die Einzelelemente hergestellt. Wie beim Aufschichten einer Trockenmauer wurde dabei Platte auf Platte gestapelt. Jede Schicht ist mit der darunter liegenden auf PU-Basis verklebt; Zapfen sorgen zusätzlich für Passgenauigkeit und Halt der Verklebung gegen Querbewegungen. Die rohen Platten wurden nach der erfolgten Montage mit einem 2K-PU-Möbellack im Spritzverfahren überzogen. So sind sie vor Verschmutzung geschützt. Den erforderlichen Schallschutz konnte die Konstruktion gut erfüllen. Denn die Masse von 74 000 kg Gips sorgt für eine geringe Schallübertragung der Wandbauteile.
Glasbänder für Licht und Farbe
Komplettiert wird die Fassade der Kapelle von horizontal verlaufenden Glasbändern und einer Holztüre. Betritt man den Ort der Ruhe, gelangt man in den Eingangsbereich mit Weihwasserbecken und Nischen für Bibeln und Informationsmaterialien, die aus der Wand herausgearbeitet sind.
Bei dem Ravensburger Sakralbau handelt es sich um ein Bekenntnis: für Kunst und für Form. Beides jedoch nicht, ohne dabei die Funktion aus den Augen zu verlieren. Dass dies gelingt, zeigt sich darin, dass die Kapelle nicht nur Krankenhauskapelle und Ort der Seelsorge ist, sondern auch Mittelpunkt einer Gemeinde. -HN

Steckbrief

Projekt: Neubau einer Kapelle im Krankenhaus St.Elisabeth, Ravensburg
Architekt/Planer: Arcass Architekten Stuttgart, Manfred Ehrle
Idee/Künstler: Bernhard Huber, Esslingen
Material: Knauf Design, Vinova-Gipsfaserplatten
Fachberatung: Markus Rießler, Andreas Knoll, Knauf Design
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