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»So geht’s auch«

Technik
»So geht’s auch«

Kurven, Kreise oder Ellipsen lassen sich mit Vorrichtungen und Tricks fertigungs- technisch auch ohne Bearbeitungszentrum gut bewältigen. Dieser vorletzte Teil der Serie befasst sich mit Kurven und Kreisen. Die letzte Folge wird sich dann der Ellipse widmen.

Der Tischler und Schreiner bringt eine Kontur spontan zu Papier oder zeichnet sie direkt mit einem dicken 8-B-Bleistift auf das Werkstück. Die Kontur mit der Bandsäge auszusägen und danach die Schnittflächen zu glätten, ist sehr aufwändig. In diesem Fall ist auch die Lösung mit dem BAZ nicht einfach, doch mit einem besonderen Kurvenlineal kann die Form an der Tischfräse schnell und unkompliziert entstehen. Auch Kreise und Ellipsen lassen sich gut ohne C-Technik herstellen, wenn die entsprechenden Vorrichtungen einmal hergestellt oder angeschafft sind. Willi Brokbals zeigt, wie vielseitig die Tischfräse einsetzbar ist.

Kurvenlineal. Je größer die zu fertigende Stückzahl, umso geringer sind die Vorrichtungskosten je Werkstück. Doch auch geschweifte Einzelstücke sollen kostengünstig an der Tischfräse bearbeitet werden können, ohne dass die Sicherheit und die Fräsqualität unter dem Kostendruck leiden. Ein für diesen Zweck entwickeltes Kurvenlineal von ProTus ist dabei eine große Hilfe. Das seit einigen Jahren am Markt eingeführte flexible Kunststofflineal gibt es in verschiedenen Ausführungen. Die zum Anlaufring gerichtete Fläche ist glatt, die gegenüberliegende hat (in diesem Fall) gelochte Ausbuchtungen, durch die es mit der Unterlage verschraubt wird. Stören die Löcher nicht, wird es direkt auf dem Werkstück befestigt und ist Führungsfläche beim Fräsen am Anlaufring.
Vom Entwurf zur Kontur
Die Kontur wird entweder auf die Grundplatte gezeichnet oder es wird eine Zeichnung mit Sprühkleber aufgeklebt. Nach dem groben Sägeschnitt mit etwas Abstand zum Konturverlauf wird das Kurvenlineal entlang der gewünschten Linie gebogen und angeschraubt (Bild 1, 2). Dabei kann eine Leiste den geraden Konturanschluss mit tangentialem Übergang bilden und so das Lineal ergänzen (Bild 3). Steht die Leiste etwa 100 mm über das Grundplattenende hinaus, lässt sich die Vorrichtung angenehm an Anlaufring und Fräser heranführen. Sind Beschädigungen des Werkstückes unerwünscht, muss eine Vorrichtung, ebenfalls mit Hilfe des Kurvenlineals, hergestellt werden (Siehe »So gehts’s auch«, dds Nr. 10, 2010, Seite 42).
Auch bei der Ein-Stück-Fertigung muss die Sicherheit gewährleistet sein. In den meisten Fällen montiert man eine Schutzhaube, die das Werkzeug und den Anlaufring verdeckt und so die Werkzeugberührung mit der Hand verhindert. Der Montageaufwand lässt sich besonders bei Außenbögen reduzieren: Der Fräsanschlag wird wenige Zentimeter hinter den Schneidenflugkreis verfahren und dort geklemmt. Eine Anschlagbacke wird so weit gelöst, dass sich ein dünner Holzstreifen zwischen Anschlag und Anschlagbacke schieben lässt. Dieser wird fest gegen den Anlaufring gedrückt und die Anschlagbacke geklemmt. So wird der Anlaufring sicher gebremst und der Anschlag muss nicht demontiert werden (Bild 4).
Andruck und Sicherheit
Für Sicherheit vor dem Werkzeug sorgt eine Bogendruckfeder, die so weit vom Anschlag entfernt geklemmt wird, dass man während des Fräsens die Bearbeitungsstelle gut einsehen kann. Je nach Vorrichtung kann mit dieser Schutzeinrichtung auch Druck auf das Werkstück ausgeübt und damit das Fräsergebnis verbessert werden (Bild 5, 6). Nach dem Fräsen mit Druckfeder und Handvorschub ist lediglich das Kurvenlineal abzuschrauben, und das Werkstück ist fertig (Bild 7, 8).
Die Kurvenlineale gibt es in verschiedenen Längen und Ausführungen. Entweder haben sie die beschriebenen, gelochten Ausbuchtungen oder Metalllaschen, die das Anschrauben in später nicht sichtbaren Werkstückbereichen erleichtern. Unterschiedliche Querschnitte ermöglichen die Anpassung an Konturen und Belastungen. Auch die Konturübertragung direkt vom geschwungenen Objekt ist mit speziellen Kurvenlinealen, die einen Metallkern haben, möglich.
Kreise fräsen. Viele Vorrichtungen wurden schon ersonnen, um Kreise an der Tischfräse zu fräsen. Eine hat sich besonders bewährt: die verstellbare Einschwenkvorrichtung Kreisfix von Aigner, die auf den Tischverlängerungen zu befestigen ist. Allerdings eignet sich auch die in der nächsten und letzten Folge beschriebene Ellipsen-Fräsvorrichtung. Die Schwenkvorrichtung ist ein Brett mit Befestigungselement an einem und mit einem austauschbaren Zentrierbolzen als Drehpunkt am anderen Ende. Sie wird auf der vor dem Frästisch angebrachten Tischverlängerung so positioniert, dass der Drehmittelpunkt etwa 20 mm vor dem Fräsdornmittelpunkt ist.
Jetzt wird der Abstand zwischen Drehpunkt und Schneidenflugkreis so eingestellt, dass beim Fräsen der gewünschte Werkstückdurchmesser entsteht. Eine zusätzliche Leiste, die die Dicke der Vorrichtung hat, wird dicht vor dem Werkzeug montiert und sorgt für eine sichere Werkstückauflage direkt vor dem Fräser (Bild 9).
Während der Bearbeitung muss das Werkstück sicher gegen die Unterlage gedrückt und entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht werden. Der Vorschubapparat ist hier die erste Wahl, doch ist auch durch die Druck- und Schutzvorrichtung oder eine Bogendruckfeder für ausreichend Sicherheit gesorgt.
Verwendung des Vorschubapparates. Für den Transport mit dem Vorschubapparat wird lediglich eine Rolle genutzt, da beim Druck mehrerer Rollen ein Stoppeffekt durch Radieren entsteht. Leichtes Ankippen reicht, um nur die vordere Rolle wirken zu lassen. Diese wird parallel zum Frästisch über die Stützleiste und rechtwinklig zur gedachten Verbindungslinie zwischen Fräsdornzentrum und Drehpunkt gestellt (Bild 10, 11). So wird die beste Wirkung zu erzielt.
Mit der Faser eintauchen
Die Einschwenkvorrichtung wird zurückgeschwenkt, das von unten im Zentrum gebohrte Werkstück wird auf den Zentrierbolzen gedrückt und der Vorschubapparat eingeschaltet. Bevor das Werkstück unter die einziehende Rolle geschoben wird, sollte Massivholz so ausgerichtet werden, dass die Zerspanung mit der Faser beginnt. So werden Ausrisse weitgehend verhindert und der Rückschlag bleibt gut beherrschbar (Bild 12).
Ist der Kreis gefräst, wird der Vorschub auf Rücklauf gestellt und die Vorrichtung mit dem Werkstück zurückgezogen. Hier wirken sich die 20 mm Abstand zwischen Fräsdorn- und Drehmittelpunkt positiv aus: Das Werkstück schwenkt sofort von der Werkzeugschneide weg und bleibt dellenfrei (Bild 13). Sollen kunststoffbeschichtete oder mit HPL belegte Platten ausrissfrei rund gefräst werden, bietet sich die Bearbeitung im ziehenden Schnitt an. Dazu werden die Schneiden des Schwenkmesserkopfes auf 45 Grad gestellt und der Fräsdorn ebenfalls auf diese Gradzahl geneigt. Auf ihrem Flugkreis taucht die Werkzeugschneide allmählich in das Material ein und steht nur im untersten Punkt rechtwinklig zur Werkstückfläche. Vorsicht: Es entstehen messerscharfe Kanten, an denen man sich leicht verletzen kann. Willi Brokbals
»Kurven und Kreise sind viel leichter und flinker herzustellen, als man zunächst glaubt.«
Willi Brokbals

Quellen für Kurvenlineal und Kreisfix
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