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Tresenanlage aus Varicor

Tresenanlage aus Varicor
Nur zwei Stücke

Diese 9 x 4 x 3 m große Tresenanlage hat ihren Bestimmungsort, das Kreiskrankenhaus Landshut, in nur zwei Hälften erreicht. So konnte die ausführende Schreinerei das Gros der Arbeit effizient in der Werkstatt erledigen und dem Krankenhaus eine lange Montage ersparen.

Eine lange Wand aus weißem Mineralwerkstoff verläuft in der Empfangshalle des Kreiskrankenhauses Landshut entlang einer Kurvenlinie und bildet mit einer lang gezogenen Fensterreihe einen Empfangstresen. Über der 20 cm tiefen unteren Fensterlaibung hängen etwa 80 cm breite, in den Vertikalen rahmenlose Fensterscheiben an Führungsschienen. Der Glaser hat die Schienen an den Kurvenzug angepasst. Rechts und links des Fensters befinden sich Taschen in der Wand, die je nach gewünschter Öffnungsbreite einige oder alle Scheiben aufnehmen können. Weichen ermöglichen das parallele Parken.

Ein Sockelfalz in der Wand unten und oben eine Schattenfuge in der abgehängten Gipskartondecke sorgen für harmonische und saubere Anschlüsse an den Baukörper. Die Konstruktion ist 8,9 m lang, 4,2 m breit und 3 m hoch. Die freundlichen runden Formen heißen einerseits den Besucher willkommen, während andererseits die geschlossene Bauform die im Krankenhaus gebotene Diskretion sicherstellt. Aber auch atmosphärisch passt der Tresen in die Empfangshalle. Der weiße Mineralwerkstoff wirkt hell und freundlich und steht für Sauberkeit, Hygiene und Sachlichkeit. Das Krankenhaus entschied sich für Varicor, weil dieser Mineralwerkstoff antibakteriell und beständig gegen Desinfektionsmittel ist.

Der Architekt Christian Graf in Landshut hat den Tresen entworfen. Der Auftrag für den Tresen ging mit weiteren an eine Schreinerei am Ort, die sich jedoch nicht mit Mineralwerkstoff befasst und daher die Schreinerei Josef Eibl im 25 km entfernten Aham mit ins Boot nahm. Josef Eibl beschäftigt 30 Mitarbeiter, befasst sich mit dem Möbel- und Ladenbau und ist außerdem Verarbeiter des Mineralwerkstoffs Varicor. Der Architekt überließ der Schreinerei zunächst einen skizzenhaften Entwurf. Josef Eibls Konstrukteure präzisierten in Abstimmung mit dem Architekten die exakte Form sowie die Radien der Kurvenlinie. Mit dem CAD/CAM-System »Vectorworks« entstand ein virtuelles 3D-Modell des Empfangstresens.

Im Inneren besteht die Konstruktion aus mehreren, in der Länge und in der Höhe zusammengefügten, Elementen aus schichtverleimtem Formsperrholz, das auf der dem Pförtner zugewandten Innenseite mit weißem Schichtstoff beschichtet ist. Die Größe der Elemente ergab sich aus dem Rohformat des Sperrholzes und der Möblierung im Inneren der Pförtnerkammer. Ein waagrechter Stoß verschwindet beispielsweise hinter der Arbeitsplatte unter dem Fenster. Die senkrechten Stöße befinden sich bevorzugt hinter Seitenwänden der Regale an der Innenseite. Die Schichtverleimungen erfolgten mit duroplastischem PUR-Klebstoff im Vakuumsack über CNC-gefrästen Spantenkonstruktionen, die den jeweiligen Biegeradius vorgeben. Mithilfe von Positioniervorrichtungen formatierten die Schreiner die Elemente auf der Formatkreissäge. Sie teilten den Tresen in zwei noch transportierbare Hälften auf und setzten diese separat zusammen. Für die Verbindung wählten sie Holzleim, den »Domino«-Verbinder von Festool sowie zum Dichtziehen den »Maxifix« von Häfele.

Beide Konstruktionen belegten sie mit heißen, sich anschmiegenden Varicor-Platten. Die Stöße zwischen den Schichtholzelementen und den Varicorplatten versetzten sie gegeneinander und verklebten sie nach dem Abkühlen mit elastischem PUR-Klebstoff.

Für eine schnelle Montage vor Ort brachte die Schreinerei die Konstruktion in nur zwei Teilen zur Baustelle. Eine amtliche Sondergenehmigung mit Begleitfahrzeug und vorgegebener Route, der Lkw des befreundeten Zimmermanns, zuvor an die Betondecke montierte Stahlträger sowie 15 kräftige Helfer machten es möglich. –GM


Steckbrief

Ausführung: Josef Eibl GmbH 84168 Aham, www.eibl-gmbh.de

Mineralwerkstoff: Varicor GmbH
76571 Gaggenau, www.varicor.com

Architekt: Christian Graf, 84036 Landshut, www.architekt-graf.de

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