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So gelingt die Nullfuge

Maschinen & Anlagen
So gelingt die Nullfuge

Mit einem Heißluftaggregat können auch Tischler und Schreiner ohne teures Laseraggregat Nullfugen- oder Laserkantenbänder verarbeiten. Was müssen sie für ein gutes Ergebnis alles beachten? Philipp Mayrhauser vom Kantenspezialisten Ostermann fasst es zusammen.

Philipp Mayrhauser, Ostermann GMBH

Das Thema Nullfuge fing vor vielleicht sechs Jahren mit dem Laseraggregat an. Ein Laserstrahl erhitzt das rückseitig zunächst im Coextrusionsverfahren mit einer Polymerschicht versehene Kantenband bis die Schicht schmilzt und Druckrollen das Band an die Platte applizieren. Die Vorteile dieses Vorgehens sind: Die Farbe des Polymerklebstoffs passt immer zum Dekor und die Klebstoffmenge ist für eine dünne Fuge auf das technisch notwendige Minimum reduziert – zusammengefasst heißt das Nullfuge. Außerdem muss sich der Anwender nicht mehr um das Leimbecken kümmern. Die Investitionssumme für den Laser kann jedoch kaum ein Handwerker stemmen. Mit dem Heißluftaggregat gibt es jedoch seit einigen Jahren eine deutlich günstigere Technik, mit der sich ebenfalls perfekte Nullfugen erzielen lassen.
Als Kantenspezialisten entschlossen wir uns, passendes Kantenmaterial für die Nullfuge sowohl für das Heißluft- als auch das Laserverfahren ins unser Programm aufzunehmen. Jedoch haben wir uns bisher gegen die Coextrusionslösung für das Aufbringen der Funktionsschicht entschieden, weil im Handwerk Vielfalt, Flexibilität und Tempo gefragt sind. Also investierten wir in die nachträgliche Beschichtung. Damit können wir Kanten in jeder Farbe, in unterschiedlichen Materialien (Kunststoff, Melamin, Holz) und in jeder Breite von 16 bis 60 mm innerhalb von vier Werktagen bereits ab einer Rolle anbieten.
Aus Sicht eines Lieferanten von nachbeschichteten Kantenbändern zähle ich hier die Punkte auf, die bei der Umstellung auf das Heißluftverfahren zu beachten sind.
Funktionsschicht und Energiebedarf. Unsere »Airtec Kante« ist auf die Heißluftaggregate abgestimmt. Die speziell ausgearbeitete Funktionsschicht basiert auf Poly-Olefin. Anders als bei nachbeschichteten Kanten für Laseraggregate enthält diese Schicht keine Absorberteilchen zur Aktivierung mittels Laser. Das Polymer verleiht dem Klebstoff andere Eigenschaften, wie eine höhere Wärmestandfestigkeit und Wasserbeständigkeit. Die ausgehärtete Funktionsschicht ist weniger schmutzempfindlich als beispielsweise EVA. Dieser Aspekt trägt neben der exakten Klebstoffdosierung und der passenden Klebstofffarbe auch einen Beitrag zur langfristig »optischen Nullfuge«.
Die Verarbeitungsparameter im Heißluftverfahren variieren sowohl von Maschinentyp zu Maschinentyp als auch von Kante zu Kante. Coextrudierte Kantenbänder benötigen grundsätzlich eine höhere Verarbeitungstemperatur und damit mehr Energie. Der Energiebedarf unserer Aitec-Kanten hängt sowohl von der Farbe der Funktionsschicht als auch von der Stärke und Breite einer Kante ab. Bei einer 1 mm starken ABS-Kante benötigt man weniger Energie, als bei einer 2 mm dicken. Hellere Farben benötigen mehr Energie als dunkle Farben. Die genauen Parameter variieren aber auch nach Maschinenhersteller.
Der Benutzer gibt die Temperatur und den Luftdruck, in Abhängigkeit von Farbe, Kantenstärke und Vorschub ein. Mit unserem »Airtec Starter Set« unterstützen wir den Umsteiger persönlich vor Ort und helfen ihm, eine Parametertabelle für seine Maschine zu erstellen. Die dafür nötigen Kantenbänder erhält er gratis.
Wechsel des Kantenbandes. Bei jedem Wechsel in Breite oder Stärke der Kante sowie beim Wechsel der unterschiedlichen Farben der Funktionsschicht, müssen in den meisten Fällen auch die Verarbeitungsparameter geändert werden. Dies geschieht mithilfe der Aggregatsteuerung allerdings sehr schnell. Unser Tipp lautet hier, zunächst immer erst die Kanten anzufahren, die weniger Energie benötigen, da es schneller geht und wirtschaftlicher ist, die Temperatur schrittweise zu erhöhen.
Wahl des Aggregats. Die Maschinenhersteller bieten unterschiedliche Heißluftaggregate für unterschiedliche Vorschubgeschwindigkeiten und unterschiedliche Kantenbreiten an. Das heißt für eine 45 mm hohe Kante oder sogar für eine 60 mm hohe Kante benötigt man ein leistungsfähigeres Aggregat. Dasselbe gilt für höhere Vorschubgeschwindigkeiten.
Interessiert sich der Tischler/Schreiner für die Anschaffung eines Heißluft-Aggregates, muss er sich zunächst entscheiden, mit welchem Vorschub er die Kanten anfahren und welche Kantenbreiten er verarbeiten möchte. Eine Nachrüstung ist aus unserer Sicht nur sinnvoll, wenn die bestehende Maschine über ein Fügeaggregat verfügt – ohne Fügen keine Nullfuge.
Steuerung. Beim einfachen Nachrüsten einer bestehenden Kantenanleimmaschine wird das Heißluftaggregat in der Regel eine eigene Steuerung haben, die sich mit der Maschinensteuerung nicht austauscht. Aus unserer Sicht wirkt sich das nicht nachteilig auf die Qualität des Werkstücks aus. Es ist lediglich eine Frage des Bedienkomforts.
Austretender Klebstoff. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass unsere Funktionsschicht auf Basis von Poly-Olefin deutlich weniger schmiert, als beispielsweise herkömmliche EVA-Klebstoffe. Ein Austreten des Beschichtungsmaterials in Form eines kleinen Wulsts stellt die Versiegelung des Übergangs zwischen Fläche und Kantenband sicher. Wir setzen bei uns erfolgreich eine Sprüheinrichtung zum Kühlen des Kantenbandes samt Klebstoff ein, sodass er sich ohne zu schmieren kappen und wegfräsen lässt.

Funktionsschicht oder Klebstoff?

Ach So!

Kantenhersteller meiden den Begriff Klebstoff, weil sich die Funktionsschicht anders verhält als normaler Klebstoff. Sie ist verschmutzungsresistenter und sorgt für langfristig unsichtbare Fugen.

Nullfugentechnik
Fragen im Vorfeld der Investition:
Welche Vorschubgeschwindigkeit? Welche Kantenbreiten und -stärken ? Welche Funktionsschichten? Häufige Wechsel zwischen vielen Kanten?
Kontakt: Rudolf Ostermann GmbH, 46395 Bocholt, www.ostermann.eu

Philipp Mayrhauser

3541653

»Wir sichern die Versorgung mit nullfugenfähigen Kanten.«
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