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Massivholzverarbeitung bei Matthias Schiestl in einem ehemaligen Kloster

Massivholzverarbeitung bei Matthias Schiestl in einem ehemaligen Kloster
Tempel des Holzes

Ist eine Schreinerei, die ausschließlich Massivholz verarbeitet, noch denkbar? Matthias Schiestl in Vornbach am Inn erbringt in den ehrwürdigen Gemäuern eines ehemaligen Benediktinerklosters den Beweis.

Die Werkstatt von Matthias Schiestl liegt keine 50 Meter entfernt von der barocken Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters in Vornbach am Inn bei Passau. Bis das Kloster 1803 säkularisiert wurde, diente der Gebäudekomplex als Hof sowie als Lager für Rüben und Kartoffeln, die die Bauern als Zehnt dem Kloster abgeben musste. Es folgte eine rein landwirtschaftliche Nutzung. Matthias Schiestls aus Böhmen zugereisten Großeltern erwarben 1952 den halben Hof. Inzwischen ist das Land verpachtet und die Erbin, Matthias Schiestls Cousine, ist sehr froh, auch für das Gebäude einen Mieter gefunden zu haben.

Werkstatt, Hof und luftiges Holzlager

Betritt man den gut 2000 m² großen Innenhof, liegt im linken Gebäudeschenkel hinter dem Wohnhaus des Onkels die Werkstatt. Gegenüber steht ein offenes Gebäude, in dem mehr als einhundert Kubikmeter Schnittholz luftig und sauber als Blockware gestapelt sind. Ein Stapel mit Eichenbrettern wartet unter dem Dachvorsprung vor der Werkstatt auf den Abtransport zur Trockenkammer des Holzhändlers. In der 450 m² großen, mit Eichenholzdielen ausgelegten Werkstatt richten Matthias Schiestl und sein Lehrling Zacharias Zanella unter romanischem Kreuzgewölbe 3,5 m lange und 50 mm dicke Eichenholzbohlen ab. Zwei Wochen zuvor haben die beiden die Blockware auf der Formatkreissäge aufgetrennt. Inzwischen konnte sich das Holz entspannen und akklimatisieren.

Der Schreinermeister und Bauingenieur Matthias Schiestl verarbeitet ausschließlich Massivholz. Im ganzen Betrieb ist nicht eine einzige Holzwerkstoffplatte zu finden. Schiestl baut neben dem Betrieb der Schreinerei metallfreie Vollholzbetten, die er mithilfe der ebenfalls in Vornbach ansässigen Steinhaus Handels GmbH via Internet vertreibt. Er beschäftigt zwei Gesellen, einen Azubi und zwei Aushilfen. Ein Drittel seines Holzbedarfs deckt er mit Holzstämmen ab, die er bei Bauern aus der Umgebung kauft und teilweise sogar selbst im Wald einschlägt. Einmal im Jahr lässt Schiestl ein mobiles Sägewerk auf den Hof kommen. Vor drei Wochen hat er 30 m³ Buchen, Eichen und Eschen eingeschnitten und zur Freilufttrocknung gestapelt. Nach zwei bis drei Jahren ist es so weit abgetrocknet, dass er es zu seinem Holzhändler in die Trockenkammer bringen kann.

Schreinern braucht Zeit

Die Massivholzverarbeitung erfordert Geduld und eine langfristige Planung. Schiestl weiß jetzt schon, was er bis zum Frühjahr 2023 alles zu tun hat und er kümmert sich rechtzeitig darum, dafür stets gutes und getrocknetes Holz zu haben. Dafür stimmt er sich mit dem Holzhändler regelmäßig ab. Auch bei der Fertigung nimmt sich der Schreiner die nötige Zeit. Schiestl betreibt in erster Linie Möbel- und Innenausbau für private und gewerbliche Kunden aus der Umgebung. Das Online-Geschäft mit den Betten sorgt für eine Grundauslastung und vermeidet Stillstand.

Nachdem der 1990 geborene Matthias Schiestl 2008 seine Schreinerlehre abgeschlossen hatte, absolvierte er das Fachabitur und ein Bauingenieurstudium in Deggendorf, arbeitete im Tiefbau und besuchte dann die Meisterschule. Im Jahr 2017 gründete er seine Schreinerei und bezog 2019 die jetzige Werkstatt.

Gewachsener Maschinenpark

Matthias Schiestl hat seinen Maschinenpark auf die Massivholzverarbeitung ausgerichtet. Bereits als Student unterhielt er für den Nebenerwerb eine kleine Werkstatt, die zunächst mit wenigen kleinen, vom Großvater geerbten Maschinen eingerichtet war. Nach und nach kaufte er weitere semiprofessionelle Maschinen der Marke Hammer von Felder. Mit der Gründung des Vollerwerbbetriebs machten die Hammer-Maschinen Platz für größere und professionelle von Format4 und Felder. Mit dem Einzug auf den Bauernhof kam dann die Durchlauf-CNC Creator. Für die Serienfertigung der Metallfrei-Betten kaufte der Schreinermeister außerdem eine gebrauchte Vierseitenhobelmaschine von Gubisch.

Effiziente Massivholzverarbeitung

Matthias Schiestl: »Die Beschränkung auf Massivholz nehmen meine Kunden begeistert an. Alles, was ich für einen effizienten Betrieb brauche, habe ich hier. Das sind das wunschschöne Gebäude, aber auch die Materialversorgung über den großen Hof, der überdachte Lagerplatz und der Traktor. Die effizienten Maschinen erzeugen etwa mit Spiralmesserwelle, Schleifaggregat oder präzisem Schlitten eine kaum nachzubearbeitende Qualität.«


dds-Redakteur Georg Molinski besuchte die Schreinerei Schiestl. Matthias Schiestl erlebte er als vielseitigen Menschen: Feuerwehrmann, Massivholzfan, Kulturliebhaber und Spezialist für IT- und Energieversorgung.

 


Steckbrief

Anwender: Matthias Schiestl
94152 Vornbach am Inn
www.schiestl.bayern

Maschinen: Format4
A 6060 Hall in Tirol
www.format-4.com

Software: Extragroup GmbH
48149 Münster
www.extragroup.de


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