1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik » Maschinen & Anlagen »

Er muss sich nicht strecken

dds vor Ort
Er muss sich nicht strecken

Mit Gummihandschuhen und in Schürzen standen sie zu zweit zunächst am Tauchtrog. Zum Lackieren mussten sie die Anlage danach umbauen. Diese Plackerei hat nun ihr Ende gefunden. Mit Anlagen von Finiture erledigt das jetzt einer der beiden allein und ganz komfortabel.

Früh morgens kommt Alois Kienle an seinen Arbeitsplatz, die vor zwei Monaten neu eingerichtete Oberflächenabteilung beim Holzfensterhersteller Böck in Osterberg bei Memmingen im Allgäu. Die gepflegte, helle Halle ist etwa 20 x 15 m groß.

An die alte Anlage mit Hängebahn mag er gar nicht mehr zurückdenken. Ausgestattet mit Gummihandschuhen und Schürze tauchten sie zu zweit die Rahmen ein oder lackierten – mal eben wechseln ging nicht.
Böck führt sechs Fenstersysteme im Programm und fertigt mit zwölf Mitarbeitern jährlich rund 3000 Fenster. Zu den Kunden gehören Privathaushalte, Schreinereien, Zimmereien, Architekten und Fertighaushersteller.
In der Mitte der Halle befindet sich zentral ein von zwei Hängefördererkreisen durchlaufener Trockenkanal. Rechts erfolgt die Kombination aus Imprägnieren und Grundieren, links das Lackieren. An den wie Fischgräten angeordneten 5 m langen Traversen des Fördersystems, hängen je nach Größe ein bis vier Rahmen. An der rechten Bahn hängen farblos grundierte und imprägnierte Rahmen aus Fichtenholz, die Alois Kienle gestern zweimal durch die Flutanlage hat laufen lassen, insgesamt vielleicht knapp 40 Rahmen an rund 15 Traversen. Die mit »Adlercryl« grundierten oder lackierten Blend- und Flügelrahmen lassen sich bereits nach zwei Stunden schleifen oder weiterverarbeiten. An der linken Bahn des Trockenkanals hängen weiß lackierte Fenster, etwa 30 Stück. Bevor Alois Kienle sich an seinen Spritzstand begeben kann, muss er die nächste Charge zum zweimaligen Imprägnieren und Fluten vorbereiten. Das heißt die Rahmen der letzten Charge ab- und die der neuen aufhängen.
Auf- und abhängen – fertig
Das kann er alles von seinem Sortier- und Schleifarbeitsplatz aus erledigen. Er betätigt den rechten der drei Fußtaster mit der Aufschrift »fördern«. Der Förderer setzt sich in Bewegung bis die nächste beladene Traverse die Beschickstation an seinem Arbeitsplatz erreicht hat. Mit dem Fußtaster »ab« fährt er die Traverse nach unten, ergreift einen Rahmen nach dem anderen und stellt sie in Transportwagen. Die in der Traverse eingehängten Metallhaken versetzt er auf die Breiten der neuen Rahmen. Für die linke Seite nimmt er jeweils einen kurzen und für die rechte einen langen Haken, damit die Rahmen schräg hängen und die Grundierung nach dem Fluten an eine spitzen Ecke abtropfen kann. Mit dem Fußtaster »auf« lässt er die frisch beladene Traverse wieder herauffahren und holt dann mit dem rechten Taster die nächste Traverse. Es dauert fast eine Stunde bis die alte gegen die neue Charge ausgetauscht ist. Auf dem Rückweg zum Trockenkanal haben die Rahmen den Fluter im Leerlauf durchlaufen.
Die neue Charge hängt zum Fluten bereit im Trockenkanal. Alois Kienle wählt am Bedienpanel der Flutanlage die Farbstation für beide Durchläufe aus und setzt den von nun an vollautomatischen Prozess ingang. Nach dem Fluten tropft von jedem Rahmen drei Minuten lang der Überschuss an Grundierung über einem Rückführbecken ab. Luftbefeuchter verzögern währenddessen die Filmbildung. Morgen früh wird er die Teile abhängen.
Jetzt hat Alois Kienle eigentlich Zeit, die Rahmen mit dem Schleifschwamm zu glätten und mit einem Bürststaubsauger zu reineigen. Weil jedoch ein Eilauftrag ansteht, übernimmt diese Arbeit heute sein Kollege Werner Lessmann. Alois Kienle spritzt die an Traversen aufgehängten Rahmen. Wie beim Grundieren, kann er hier per Fußtaster den Materialfluss steuern und die Rahmen auf eine angenehme Höhe fahren. Hohe Rahmen verschwinden durch eine Falltür im Boden, sodass sie auch oben bequem zugänglich sind.
Die komplette Anlagentechnik hat der italienische Spezialist für Oberflächen Finiture geliefert. Neben der Fördertechnik gehören dazu die Flutanlage mit zugehöriger Wasseraufbereitung, der Luftkreislauf durch den Trockenkanal mit Lufttrocknung und Heizstation, Düsenluftbefeuchter hinter den Spritz- und Flutbereichen sowie die Zu- und Abluft am Spritzstand mit Unterflurabsaugung.
»Ergonomischer und effizienter«
Geschäftsführer Hans-Joachim Böck sagt: »Wir haben nicht nur das Ziel erreicht, die Mitarbeiter körperlich zu entlasten, sondern auch den Engpass Oberfläche beseitigt. Die Anlage erweist sich als sehr zuverlässig, unkompliziert und effizient, sodass wir eine volle Arbeitskraft für andere Aufgaben einsetzen können. Außerdem können wir uns mit einer stets gleich guten Oberfläche am Markt besser behaupten.«

40158334

dds-Redakteuer Georg Molionski hat den Fensterbauer Böck besucht und konnte sich in der Oberflächenabteilung von einem ruhigen, aber stetigen Betrieb mit weitgehend nur einem Mitarbeiter überzeugen.

Kontakt

Anwender: Fensterbau Böck, www.fensterbau-boeck.de
Anlagentechnik: Finiture S.r.l., I-35020 Saonara, www.finiture.it
Lack: Adler, www.adler-lacke.com
Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 3
Aktuelle Ausgabe
03/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »