1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik » Maschinen & Anlagen »

Das Pendel gibt die Form

Maschinen & Anlagen
Das Pendel gibt die Form

Stephan Zobels Meisterstück ließ sich mit seinen konkaven und konvexen Formen auf normalen Tischlereimaschinen nicht herstellen. Statt eines 5-Achs-BAZ bediente er sich einer Säge- und Fräsvorrichtung der Marke Eigenbau.

Ein Spanngurt schnürt den Kubus ein. Damit entsteht im Innern Druck, der den Körper nach vorne ausbeult bis die Fläche schließlich aufplatzt. Diese Szene spielte sich in Stephan Zobels Kopf ab, als er sein Meisterstück entwarf. Der Wäscheschrank aus massivem Rüster ist seitlich und oben eingewölbt und die Tür ausgewölbt. Der Spanngurt ist als Relief aus dem vollen gearbeitet. Die zerfetzten Risskanten an der Front sind von Hand geschnitzt und dienen als Griffleisten. Die zweiflügelige Schrankfront hat Stephan Zobel aus einer an der dicksten Stelle fast 17 Zentimeter dicken Massivholzplatte gefertigt.

Auf der Außenseite krümmt sich die konvexe Front links und rechts sowie oben und unten sphärisch nach hinten. Die konkave Innenseite verläuft etwa zwei bis drei Zentimeter parallel dazu. Mehrfach durchbrochene Gratleisten halten die runden Türen in Form und nehmen Gürtel, Schals oder Krawatten auf. Stephan Zobel wollte die 3-D-Teile seines Meisterstücks nicht auf einer CNC fertigen. Also entwarf und baute er eine Vorrichtung, mit der sich die gewölbten Flächen mithilfe einer Handkreissäge, einer Flex und einer Handoberfräse herstellen ließ.
Die aus Kanthölzern und Multiplexplatte gebaute Vorrichtung besteht aus einem Maschinentisch über das sich eine Brücke mit zwei Schienen erstreckt. An der Brücke hängt ein in Längsrichtung leicht hin-und-her-fahrbares Pendel, das sich mit den Handmaschinen bestücken lässt. Die Pendelaufhängung ist um eine senkrechte Achse um 360 Grad dreh- und in jeder Position fixierbar. Stellt man den Winkel auf 90 Grad zu den Laufschienen, lässt sich eine kreissegmentförmige Hohlkehle mit dem Radius der Pendellänge erzeugen. Mit einem anderen Winkel ergibt sich eine elliptische Krümmung. In 90-Gradstellung fräste Stephan Zobel die Innenseiten der Fronten, sowie die Schwalbenschwanznut für die Gratleiste. Vor dem Fräsen erzeugte er jedoch mit der Säge und einem kräftigen Stemmeisen die grobe Kontur.
Für die Außenkontur drehte er das Werkstück um, schwenkte die gesamte Brücke ein wenig und fuhr eine Längsbahn mit dem senkrecht stehenden Fräser. Diesen Schritt wiederholte er, bis das komplette Profil gefräst war. Für die Rundung oben und unten drehte er das Werkstück. Die fließenden Übergänge erzeugte er am Schluss mithilfe einer Flex und Handschleifmaschine. GM

Kontakte
Vorrichtung: Stephan Zobel 88131 LIndau, Tel.: (08382) 2733767
Elektrogeräte samt Montagebrücke: Festool GmbH 73240 Wendlingen, Tel.: (0180) 3776348, Fax: (07024) 804-20608 www.festool.com
Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 4
Aktuelle Ausgabe
04/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »