Chaotische Ordnung

Mehrmals die Woche bringt der Paketdienst Kantenbänder von Ostermann. Der Fahrer legt sie auf den fahrbaren Tisch mit der Aufschrift »Wareneingang Kanten« und lässt sich das heute von Tischlergeselle Andreas Dück quittieren.

Die Tischlerei Lohmann in Everswinkel bei Münster ist auf die Einrichtung von Krankenhäusern oder Arztpraxen spezialisiert, beschäftigt 31 Mitarbeiter und akquiriert ihre Aufträge über Ausschreibungen. Der Fertigungsspezialist bewältigt enorme Mengen an Platten mit unterschiedlichsten Dekoren.

Täglich fährt Andreas Dück 500 bis 1000 m Möbelkanten an. Zwischendurch schiebt er den Tisch mit dem Paket an sein Lagerterminal neben der Kantenanleimmaschine und packt es aus: zwei große gleichartige Rollen mit weißem Kantenband, eine kleinere in Eichendekor und ein Lieferschein.

Bevor er das Material in das neu organisierte Kantenlager einsortiert, muss er den Wareneingang in die Lagersoftware einbuchen. Dazu liest er mit dem Handscanner den ersten der beiden Barcodes auf dem Lieferschein ein. Der Drucker spuckt zwei Barcodeetiketten mit verschiedenen Nummern und dem Klartext »Cremeweiß« aus. Er klebt jeweils eines an das Wickelende der beiden weißen Rollen. Jetzt scannt er den zweiten Barcode ein und klebt das daraufhin bedruckte Etikett auf die dritte Rolle. Auf dem Bildschirm der Lagersoftware »WoodShopPro« von Schreinerservice24 erscheinen alle zu einer Rolle gehörenden Informationen. Dazu gehört zunächst die einmalige Rollennummer. Sie verhindert ein mehrmaliges Hinzubuchen einer Rolle. Andere Lagersysteme vergeben nämlich gleichartigen Teilen die gleiche Nummer, sodass sich ein Teil mehrmals einbuchen lässt.

Der Bildschirm zeigt weiterhin die Abmessungen, den Dekornamen und den nach Bestellmenge rabattierten Preis des Kantenbandes an. WoodShopPro hat diese Informationen mithilfe des Barcodes auf dem Lieferschein aus einer CSV-Datei von Ostermann eingelesen und übernommen.

Mit dem Tisch und den drei soeben eingebuchten Rollen begibt sich Dück jetzt an das Kantenregal. Das Lager ist chaotisch organisiert, sodass er die Rollen in jedes Fach, in das sie hineinpassen, einlagern darf. Er achtet jedoch darauf, dass er nicht eine weiße Rolle neben eine andersartige weiße stellt, damit er es beim Suchen später leichter hat. Das Lager besteht aus etwa 50 Fächern mit jeweils vielleicht 20 bis 30 Rollen. Mit dem Handscanner liest er zuerst die Rollennummer und dann das Etikett des Lagerplatzes ein. So lässt sich jede Rolle schnell und sicher finden.

Für den nächsten Auftrag schafft Dück im 8-fach Magazin Platz, indem er die Kante von Platz 4 im Magazin des Ott-Bekanters ausbucht, das dadurch erzeugte Etikett auf die entnommene Kantenrolle klebt und diese irgendwo im Lager einbucht. Das neue Kantendekor entnimmt er dem Laufzettel, gibt den Namen in seinen Rechner ein, erhält die Fach- und Rollennummer und holt diese herbei, ohne sie auszubuchen. Die Rolle stellt er in das leere Fach, schneidet mit einer Rosenschere er das Ende des Bandes samt Etikett ab, begibt sich damit zur Maschinensteuerung, und scannt die Kante auf Platz 4 ein. Zur visuellen Übersicht über das Magazin steckt er das Etikett in einen Schlitz bei Platz 4. Die Maschine hat die Kante identifiziert und liest Informationen wie Kantendicke, -breite und -restlänge aus der Datenbank der Lagerverwaltung ein. Nach jedem Werkstückdurchlauf aktualisiert sich automatisch der Eintrag für die Restlänge. Somit ist der aktuelle Lagerbestand jederzeit einsehbar.

Die Vielfalt an Platten, Schichtstoffen, Dekoren und Kantenbändern hatte der Tischlerei zu schaffen gemacht. Daher führte sie bereits 2011 erfolgreich eine Säge-Lager-Kombination mit Resteverwaltung für den Zuschnitt und eine Lagersoftware für Schichtstoff von Ardis ein. Geschäftsführer Heinz-Bernd Lohmann sagt: »Die Probleme mit den Platten und dem Schichtstoff hatten wir gelöst. Mit den Kanten kamen wir jedoch immer noch nicht zurecht. Wir hatten etwa 1500 Rollen und bestellten das Material immer wieder mal mehrfach, weil wir unsere Bestände nicht kannten. Manchmal hatten wir auch nicht genug Material, sodass wir angefangene Aufträge liegen lassen mussten. Wir haben WoodShopPro installiert, aufgeräumt, die Hälfte der Rollen weggeschmissen und sparen täglich 25 bis 30 Minuten Suchzeit ein. Wir haben lange nach einem chaotischen Lagerprogramm gesucht und mit Daniel Wagner vom Schreinerservice 24 jemanden gefunden, der auf unsere Wünsche eingegangen ist, was auch mit einem Innovationsgutschein F+E vom Handwerk NRW gefördert wurde.« Betriebsleiter Josef Kortenjann fügt hinzu: »Außerdem übergeben wir den im OSD für jeden Auftrag ermittelten Bedarf an die Kantenlagerverwaltung, überprüfen automatisch Bedarf und Bestand und bestellen benötigtes Kantenmaterial direkt aus der Kantenverwaltung heraus bei Ostermann.«

Anwender: H. Lohmann Möbel GmbH 48351 Everswinkel, www.moebel-lohmann.de

Lagersoftware: Schreinerservice24 GmbH 55545 Bad Kreuznach, www.schreinerservice24.de

Kantenanleimmaschine: Paul Ott GmbH Maschinenfabrik, A 4650 Lambach, www.ottpaul.com

Kantenlieferant: Rudolf Ostermann GmbH 46395 Bocholt, www.ostermann.eu

»Mit WoodShopPro sind wir jetzt wieder der Herr über das Kantenlager.«

H. Lohmann Möbel GmbH

»WoodShopPro läuft unkompliziert und zuverlässig.«

H. Lohmann Möbel GmbH