Make or buy?

Tischler und Schreiner können mit ihren Mitteln nicht mehr alle vom Markt geforderten Oberflächenausführungen selbst herstellen. Bei Hochglanzlackierungen, 3-D-Beschichtungen, Digitaldruck und Pulverlackierungen lohnt es sich oft, einen Spezialisten zu beauftragen.

Hochglanzlackierung. Wer für die Hochglanzlackierung technisch nicht eingerichtet, nicht geschult oder ungeübt ist, kann die Dienste spezialisierter Lackierbetriebe in Anspruch nehmen, egal ob es um transparent beschichtete oder in farbige Flächen geht. Die Spezialisten haben die notwendigen staubarmen Lackier- und Trockenräume. Sie beherrschen den Roh- und Zwischenschliff in abgestuften Körnungen und das nachfolgende Schwabbeln zur Erzeugung der gewünschten brillanten, hochglänzenden Oberflächen.

Gute Hochglanzflächen gelingen nur auf geeignetem Trägermaterial. Außerdem muss die gesamte Konstruktion besonderen Ansprüchen gerecht werden. Deshalb empfiehlt sich vor der Herstellung der zu beschichtenden Teile eine genaue Absprache mit dem beauftragten Lackierdienstleistungsbetrieb.

3-D-Foliierung. Viele Möbelfronten werden aus MDF zugeschnitten und profiliert. Anschließend werden sie in mehreren Schichten farbig lackiert. Ein aufwändiges Verfahren, wenn eine gute matte Oberfläche erstellt werden soll. Weitaus aufwändiger ist die Herstellung der Fronten, wenn die Oberfläche hochglänzend gewünscht wird. Anstelle mehrerer Schichten Lack aufzutragen und bei hochglänzenden Flächen noch den Lack zu schleifen und zu schwabbeln, können heute mit 3-D-Pressen, farbige, matte oder hochglänzende Folien aufgebracht werden.

Eine besondere Herausforderung ist die Verarbeitung hochglänzender Folien. Bereits beim Fräsen und Schleifen des Trägermaterials sollte der Tischler und Schreiner sehr sorgfältig arbeiten. Beim Beleimen, Transportieren, Zwischenlagern und Belegen der Werkstücke darf sich kein Staub niederschlagen. Spezialisierte Betriebe bieten diese hochwertige Art der Beschichtung als Dienstleistung an.

Digitaldruck. Konventionell werden Dekore, ob Holznachbildung oder Fantasiemotiv, auf Papier gedruckt, das dann mit Melaminharz getränkt wird. Das beharzte Papier wird als Beschichtung mit mehr oder weniger zusätzlichen Overlay- und Underlaypapieren auf Holzwerkstoffe gepresst. Anstelle des Bedruckens von Papieren wird seit vielen Jahren in einigen Betrieben der vorbehandelte Holzwerkstoff direkt bedruckt und zum Schutz lackiert. Ist die Grundlage eine gespachtelte Spanplatte oder eine Spanplatte mit Grundierfolie, so kann das Werkstück mit der Bezeichnung z. B. »Nussbaumdekor« angeboten werden. Wird die Spanplatte mit preisgünstigem Furnier beschichtet, so weist das Werkstück Poren auf und kann als »furniert mit Nussbaumdekor« angeboten werden. Wird die Trägerplatte mit einem Nussbaumfurnier, unwichtig welcher Qualität (botanisch Nussbaum), furniert und bedruckt, so kann das Werkstück als nussbaumfurniert angeboten werden. Diese guten, erprobten und gängigen Verfahren haben den Nachteil, dass dafür aufwändige Dekorzylinder zu erstellen sind.

Seit wenigen Jahren bedruckt die Firma Alpicto als Dienstleister verschiedene Materialien wie grundierfolienbeschichtete Holzwerkstoffe oder Glas im Digitaldruckverfahren. Jede Möbelfront lässt sich mit einem eigenen Motiv versehen, ob Holznachbildung, Fantasiedekor oder einem selbst geschossenen Digitalbild. Noch ist das Verfahren zeitaufwändig und daher nicht preisgünstig. Neue und viel schnellere Anlagen sind in Entwicklung. Sie sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen und günstigere Preise ermöglichen. Notwendig ist nur noch eine geeignete digitale Vorlage.

Pulverbeschichtung. Die Pulverbeschichtung von MDF ist seit vielen Jahren im Gespräch. Inzwischen gibt es für die Beschichtung von MDF geeignete Pulver, Trägeplatten und Anlagen. Die MDF-Platten müssen eine Mindestleitfähigkeit und ein gleichmäßiges Dichteprofil aufweisen. Für eine gute Oberflächenqualität sollten die Platten durch Fräsen und Schleifen oder Thermoglätten sorgfältig vorbereitet sein. Wenige Anwender, Plattenhersteller, Pulverhersteller und Anlagenhersteller haben diese Technologie zur heutigen Reife entwickelt. Die Entwickler des Pulvers ermittelten die optimale Auftragsmenge je Lackiergang und die notwendige Anzahl von Lackaufträgen. Weiterhin befassten sie sich mit dem Finish. War bisher nur eine relativ grobe Oberflächenstruktur möglich, so ist zunehmend eine feinere Struktur erreichbar. Inzwischen gibt es sogar schon glatte Pulverlackflächen. Zurzeit entwickeln die Pulverhersteller eine Technologie für hochglänzende Oberflächen. Mit der Entwicklung des Pulvers ging auch die Konstruktion von Anlagen zum Aufbringen, Aufschmelzen und Aushärtern des Pulvers einher. Mit entscheidend ist die Temperaturführung während des gesamten Prozesses. Einige Betriebe arbeiten schon seit ein paar Jahren erfolgreich mit MDF und Pulverlack. Noch in diesem Jahr sollen weitere Betriebe in Produktion gehen. Damit entsteht auch ein neuer Zuliefermarkt für Tischler und Schreiner.

Prof. Maximilian Ober, FH Rosenheim

Die Ligna 2007 im Zeichen der Oberfläche

Die Ligna 2007 steht unter dem Motto Oberfläche. Prof. Maximilian Ober begleitet die Messeberichte mit entsprechenden Fachbeiträgen. In der April-Ausgabe ging es um die Systematik der Oberflächenausführungen. Jetzt richtet sich der Fokus auf die Oberflächen, die der Tischler und Schreiner besser zukauft. Im dritten Teil geht der Autor auf das Flüssigbeschichten ein.