Technik
Königsweg Treppe
Eine reine Holztreppe erschien den Architekten Ruhl + Albert zu plump, ein Stahlsolist zu kalt. So kombinierten die Planer die Vorteile beider Baustoffe.
Ein Haus, das hat vier Wände, einen Boden und ein Dach. Dieses Haus nicht. Stattdessen basiert sein konstruktives Konzept auf drei unterschiedlich hohen Säulen, die wiederum drei unterschiedlich große Dächer tragen. Wie drei Pilze, die nebeneinander aus dem Boden schießen. Stege verbinden die unterhalb dieses Dachtrios entstandenen offenen Galerien untereinander und mit der privaten Arbeitsgalerie. Von hier führt eine Treppe geradewegs nach unten ins 3,04 m tiefer gelegene Wohnzimmer.
Und was für eine. Als Königsweg aller Treppenkonstruktionen mischt sie unterschiedliche Materialien und Formen in ihrer besten Ausprägung. Die beiden Treppenwangen bestehen aus 10 mm dickem Stahlblech, das sich von unten nach oben verjüngt und per Laser in die richtige Form gebracht wurde. Kleine Stahlschwerter kragen zur Treppenmitte hin aus. Sie halten 96 cm breite, massive Blockstufen aus 60 mm dickem amerikanischem Nussbaum. Jene wurden einzeln aufgeschoben und verdeckt mit der Tragkonstruktion verschraubt.
Ebenfalls aus amerikanischem Nussbaum bestehen die beiden massiven Handläufe, die oberhalb der Stahlwangen entlanglaufen und sich ebenfalls von oben nach unten verjüngen. Aufgrund ihrer geschwungenen Form mussten sie in der mit ihrer Ausführung beauftragten Kneuer und Schueller Bau- und Möbelschreinerei CNC-gefräst werden. Die genaue Planung lieferten die Architekten Ruhl + Albert als DXF-Datei mit dem Auftrag gleich mit.
Sowohl Schlosser als auch Schreiner mussten bei diesem Projekt millimetergenau arbeiten, denn beide lieferten die Ergebnisse ihrer Aufträge fix und fertig vor Ort an. Dort wurde alles nur noch zusammenmontiert: Der Schlosser brachte die mit Glimmerlack schwarz lackierten Stahlwangen auf die Baustelle, wo sie – aufgrund ihres Gewichts – per Kettenzug aufgehängt wurden. Der Schreiner kam mit den bereits lackierten Setzstufen an und stellte die Treppe fertig. Christine Ryll
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