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Klick-Sache Gebrauchtmaschine

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Klick-Sache Gebrauchtmaschine

Wie nützlich ist das Internet für einen Schreiner, der eine gebrauchte Maschine kaufen oder verkaufen will? dds hat sich auf dem Markt umgesehen und gibt Tipps zur Orientierung.

JZ

Wer früher eine gebrauchte Maschine suchte oder verkaufen wollte, hat beim Händler seines Vertrauens angerufen. Wenn er dort nicht fündig wurde, kannte er noch eine begrenzte Anzahl von Alternativen. Heute findet der Tischler und Schreiner im Internet ein unvergleichlich größeres Angebot. Maschinenhändler präsentieren ihren Lagerbestand im Netz. Hersteller, die mit zurückgenommenen Maschinen eigenen und fremden Fabrikats handeln, führen auf ihrer Homepage die Rubrik Second Hand. Und schließlich gibt es noch Vermittler. Sie erheben den Anspruch, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen und kassieren dafür eine Vermittlungsgebühr – von wem, das kommt darauf an, auf wessen Seite gerade die Marktmacht liegt: Käufer oder Verkäufer. Zur Zeit haben die Käufer gute Karten: die Lager der Händler sind voll, der Preisdruck ist groß. Schwer hat es eher, wer eine Maschine verkaufen will.
Die Marktmacht liegt beim Käufer
Das Kaufen an sich läuft bei Gebrauchtmaschinen trotz Internet immer noch traditionell ab: der Interessent besichtigt die Maschine und verhandelt mit dem Anbieter über den Preis, das Geschäft kommt zustande oder nicht. Der Vorteil des Internets liegt ausschließlich im Informationsfluss vor dem Geschäft. Das traditionelle Vertrauensverhältnis zwischen Käufer und Verkäufer ist durch nichts zu ersetzen. Es kann jedoch auch zwischen Partnern zustandekommen, die sich auf neuen Wegen kennen gelernt haben.
Alle Internet-Angebote auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt müssen sich an der Informationsqualität messen lassen – und die schwankt noch recht stark. Selbstverständlich gehören aussagekräftige Bilder dazu, je mehr es sind und je höher ihre Qualität, desto besser. Die technische Beschreibung der Maschine muss so ausführlich wie möglich sein, ihr Zustand dagegen ist über das Internet ohnehin nicht zu vermitteln und muss durch Augenschein festgestellt werden.
Wie besichtigt oder generalüberholt?
Wichtig dagegen sind Angaben darüber, welche Arbeitsleistung in die Maschine investiert wurde: soll sie wie gesehen gekauft werden, ist sie werkstattüberprüft und gegebenenfalls repariert, oder ist sie generalüberholt, was normalerweise die komplette Demontage umfasst, den Austausch aller Verschleißteile und eine Neulackierung. Mögliche Arbeiten bei der Generalüberholung sind das Erneuern von Lagern, das Auswuchten von Messerwellen, das Einsetzen neuer Messer, das Erneuern der Motorwicklungen, das Nachfräsen von Vorschubwellen und das Abrichten von Maschinentischen.
Wenn nötig, sind Sicherheitseinrichtungen nachzurüsten oder Ersatzteile, die nicht mehr erhältlich sind, neu anzufertigen. Für solche Maschinen gibt es üblicherweise eine Garantie von mindestens sechs, besser zwölf, seltener auch 24 Monaten – die Dauer der Garantieleistung ist durchaus verhandelbar.
Transparenz schafft Vertrauen
Des Weiteren sollte jedes Internetangebot transparent machen, wie viele Maschinen überhaupt auf Lager sind, wie viele des gleichen Typs, und bei jeder Maschine sollte das Lager-Eingangsdatum erkennbar sein. Transparenz schafft Vertrauen. Die Aufgabe eines Internetangebots ist es immer nur, Interesse zu wecken für eine Maschine. Dazu gehört die Angabe des Standorts und die namentliche Nennung des Anbieters – bei Vermittlungsdienstleistern. Diese haben ein nachvollziehbares Interesse daran, die Geschäftspartner nicht umsonst zusammenzuführen, sondern gegen Bares. Deshalb erhält man oft die Identität des Anbieters erst nach einer konkreten Anfrage beim Vermittler. Allerdings gibt es auch Geschäftsmodelle, die eine solche Anonymität nicht nötig haben – beispielsweise die Web-Angebote der Maschinenhändler-Vereinigungen Gewema (Gemeinschaft Westeuropäischer Maschinenhändler) und FDM (Fachverband des Deutschen Maschinen- und Werkzeuggroßhandels). Hier werden Ross und Reiter genannt. Nicht genannt wird leider oft der Preis einer Maschine: ihn muss man in vielen Fällen per E-Mail- oder Formular-Anfrage anfordern – auch dies ein Kriterium für die Informationsqualität im Netz.
Ein weiteres Kriterium ist, wie schnell und bequem das Gesuchte zu finden ist. Es sollten immer beide Möglichkeiten vorhanden sein: Suchen und Blättern – Searching und Browsing, wie es im Internet-Jargon heißt.
Die Margen am Gebrauchtmaschinenmearlt sind eng, sodass die Anbieter den Aufwand für die Dokumentation so gering wie möglich halten wollen. Hier profitieren die Händler, die für das Netz-Angebot auf die Datenbank ihres Warenwirtschaftssystems, die ohnehin pflegen müssen, zurückgreifen können. Dieses kann die Möglichkeit bieten, das ganze Angebot mehr oder weniger automatisch und stets auf dem aktuellen Stand im Internet zu veröffentlichen. Bei Sammeldatenbanken wie Machinestock (FDM) wird die Kombination aus Warenwirtschaft und Internet-Plattform vorwiegend zum verbandsinternen Datenaustausch der Händler untereinander genutzt – in einem abgeschlossenen Mitgliederbereich. Der öffentliche Teil, der auch dem Tischler und Schreiner zugänglich ist, ist nur ein – wenn auch erwünschtes – Nebenprodukt.
Weitere Funktionen zur Verbesserung der Informationsqualität sind der Such-Dauerauftrag (Eingabe der gesuchten Maschine per Formular und automatische Benachrichtigung, sobald solch eine Maschine beim Händler eingeht), der automatische Serienbrief – Newsletter – an alle Kunden, der über Neuzugänge informiert, und der digitale Merkzettel – Warenkorb, der beim Sammeln der interessanten Angebote hilft.
Auch sprachlich überregionale Präsenz
Ein weiteres Erfolgskriterium ist die Verfügbarkeit von möglichst vielen Sprachversionen: Der enge Gebrauchtmaschinenmarkt erfährt in letzter Zeit eine deutlich spürbare Erweiterung nach Osten. Alle größeren Maschinenangebote sind daher nicht nur auf deutsch und englisch verfügbar, sondern auf russisch, polnisch, tschechisch usw.
Der wichtigste Punkt jedoch beim Thema Gebrauchtmaschinen hat nichts mit dem Internet zu tun, sondern mit traditionellem Handelsgeschäft: der After Sales Service. Zu ihm gehören die Lieferung, Aufbau und Inbetriebnahme der Maschine, Einweisung in die Bedienung, Wartung und Reparatur. Hier sind die alteingesessenen Händler und die Hersteller unschlagbar. Kein Vermittler oder Versteigerer kann irgendwelchen Service bieten. Dort wechseln die Maschinen so, wie sie sind, den Besitzer. Zwar gibt es einen gewissen Verbraucherschutz in Form eines Rücktrittsrechts bei Mängeln, aber dieser erstreckt sich nur auf den Kauf der Maschine. Spätere Dienstleistungen wie Reparatur oder Wartung, seien sie entgeltlich oder unentgeltlich, sind nicht inbegriffen.
Handel im Service unübertroffen
Die besten Gebrauchtmaschinen-Angebote im Internet stammen vom traditionellen Maschinenhandel, der das Netz als Informationsmedium für sich entdeckt hat, nachdem in den ersten Zeiten des E-Commerce fragwürdige Dot-Com-Pioniere das Feld beherrscht hatten. Sie versuchten, der etablierten Wirtschaft die Kunden wegzuschnappen, es hat sich jedoch gezeigt, dass Branchen-Know-how alles ist auf diesem Gebiet, und dass ein brauchbarer Internet-Marktplatz nur auf dem Terrain des Maschinenhandels entstehen kann.
Die Kehrseite der Medaille: durch die erhöhte Markttransparenz ist es für den Kunden ein Leichtes, immer die billigste Maschine zu finden. Der Preisdruck in der Branche wird dadurch noch gesteigert. Andererseits ist jeder Händler genötigt, sich an der Internet-Vermarktung zu beteiligen, denn als Außenseiter ohne Web-Shop sind seine Aussichten auf Gewinn noch geringer. Auf dem derzeitigen Gebrauchtmaschinenmarkt sind das die Kunden und diejenigen Händler, die groß genug sind, um schmale Gewinnmargen zu verkraften.
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