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Kleine Änderungen – große Wirkung

Technik
Kleine Änderungen – große Wirkung

Für runde Arbeitsabläufe sorgte der Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen bei 15 Mitgliedsbetrieben. Stefan Tomann vom TZH stellt das Projekt Bankraumoptimierung vor. Teil 2: Konkrete Maßnahmen.

Der Fachverband Tischlerhandwerk NRW schickte in Zusammenarbeit mit dem Technologie-Zentrum Holzwirtschaft und der Firma Festool externe Unternehmensberater in die Betriebe, um zusammen mit der Belegschaft und den Unternehmern ungenutzte Ressourcen aufzudecken und zu erschließen. Im Visier standen vor allem die Bereiche, auf die alle Mitarbeiter Zugriff haben. Besonders hier gilt es, Zuständigkeiten zu definieren, und Regeln zu schaffen, deren Verbindlichkeit – z.B. durch Aushänge im Arbeitsbereich – in den Köpfen der Mitarbeitern zu verankern.

Häufige Chaosquelle: das Plattenlager
Auf das Plattenlager und den anschließenden Zuschnitt greifen nahezu alle Mitarbeiter zu. Wenn Material angeliefert wird, fühlt sich meistens keiner zuständig. Jeder legt Platten da ab, wo gerade Platz ist. Wer mit seinem Zuschnitt fertig ist, stellt die Reste vor die anderen Resteplatten – „was wohl dahinter steht? Keine Ahnung!“ Oft geht wertvolle Produktionsfläche durch unstrukturierte Lagerhaltung verloren. Bei einer der beteiligten Firmen war das Plattenlager von allen Seiten zugestellt. Hintereinander stehende Plattenreste lagerten an der Wand, an der Säge und rund um das Plattenlager. Ein Restelager war in der Werkstatt nicht vorgesehen. Es dauerte entsprechend lange, bis die Mitarbeiter ihr Material fanden und Platz zum Herausziehen geschaffen haben.
Im ersten Optimierungsschritt hat die Belegschaft ein Plattenrestelager mit entsprechenden Einteilungen gebaut und die Regeln plakatiert. Hierzu zählt nicht nur, im welchem Fach etwas zu stehen hat, sondern auch die Definition, was ein Rest ist, um ein Wuchern durch kleine Reststücke zu vermeiden. Auch die sofortige Einordnung frisch angelieferter Platten in das Lager wurde als Regel genau definiert.
Im zweiten Schritt wurden die bis dahin angefallenen Reststücke entsprechend der gefundenen Festlegungen entweder eingelagert oder entsorgt. 50 Prozent der Reste konnten danach weiterverarbeitet werden. Zu viele Reste aufzubewahren, macht wegen der entstehenden Unübersichtlichkeit keinen Sinn.
Ein gutes Mittel, um die Suche nach Restplatten zu verkürzen, ist die Beschriftung der Sichtkante im Restelager mit den Plattenmaßen. Im letzten Schritt galt und gilt es immer noch, die Einhaltung der Regeln langfristig sicherzustellen. Signalfarbene Linien und Beschriftungen auf dem Boden kennzeichnen jetzt die Flächen und Einteilungen im Plattenlager unmissverständlich. Mit der Umsetzung war sowohl die Geschäftsführung als auch die Mitarbeiter zufrieden. Endlich gab es genügend Platz zum Entnehmen und Einlagern großformatiger Platten. Die Säge wurde nicht mehr mit Plattenresten vollgestellt, und auf Reste konnte innerhalb kürzester Zeit zugegriffen werden.
Abschied von der Hobelbank
Das Werkzeug des Tischlers und Schreiners ist das A und O. Seine Lagerung lässt oftmals zu wünschen übrig. So existieren in den Betrieben die unterschiedlichsten Formen von Werkzeugkisten, -boxen, -taschen, -körben und -schränken. Werkzeugschränke sind nicht mobil und können nicht mit auf die Baustelle genommen werden. Werkzeugkisten stehen oftmals auf dem Boden, stellen eine Stolpergefahr dar und sind für den Mitarbeiter nicht besonders ergonomisch.
Zugleich hat die Hobelbank, das klassische Instrument des Tischlers, einen dramatischen Wandel durchlaufen. Wegen des Wechsels in der Produktionsweise sowie bei den Werkstoffen hin zu Plattenmaterialien wird sie heute überwiegend nur noch als Ablage genutzt. Einer der 15 Betriebe des Bankraumoptimierungsprojektes hat die Bereiche Werkzeug und Hobelbank zu mobilen Einheiten zusammengefasst. Sie stellen das erforderliche Handwerkszeug, ferner zwei bis drei Handmaschinen sowie Kommissionsware zur Verfügung. Weiterhin bieten sie Platz für ein Schraubenlager und einen privaten Bereich. Bei dem Werkzeug- und Montagewagen wurde viel Wert auf die Schraubenschublade gelegt. Sie lässt sich mit einem eingeschobenen Sperrholzdeckel gegen Herausfallen sichern und einzeln auf die Baustelle mitnehmen.
Die mobile Einheit bietet auf der linken Seite einen Abstellplatz für die Werkzeugkiste in angenehmer Griffhöhe. Rechts können ein paar Zwingen angehängt werden. Die obere freie Fläche dient zur Ablage von Werkzeugen und Materialien, die sonst auf der Hobelbank gelegen hätten. Durch die Neuanschaffung eines solchen mobilen Werkzeugwagens kann die Hobelbank – wenn auch unter manchem Trennungsschmerz – überaus sinnvoll ersetzt werden.
Mehr Mobilität in der Werkstatt
Die meisten Tischler nutzen Böcke mit aufgelegter Platte als Arbeitstisch. Diese sind jedoch äußerst unbeweglich. Um den mobilen Arbeitsplatz zu erweitern, ist das Unternehmen dem Rat der Berater gefolgt und hat die Böcke durch mobile und höhenverstellbare Arbeitstische ersetzt – mit der Folge, dass mit der gewonnenen Mobilität erstmalig große Objekte im Bankraum gefertigt und aufgestellt werden konnten. Bei hoher Auslastung und räumlichen Engpässen sind die Mitarbeiter zudem in der Lage, auszuweichen und Arbeiten anderenorts im Unternehmen zu erledigen.
Was sagen die Unternehmen dazu?
Alle Teilnehmer sind überzeugt, mit dem Projekt einen wichtigen Schritt zur notwendigen betrieblichen Modernisierung getan zu haben. In einigen Bereichen war der wirtschaftliche Erfolg schon nach kurzer Zeit spürbar. Dank der Moderation konnten die Mitarbeiter selber an ihrem Umfeld arbeiten – denn sie wissen am besten, was sie für einen optimalen Arbeitsfluss benötigen. Meistens fehlte es jedoch an Vorstellungen und Lösungsansätzen, die durch den Berater dann gegeben wurden.
Oftmals wollten Mitarbeiter und Geschäftsführung das Gleiche, haben aber nicht daran geglaubt, dass die andere Seite das ebenso sieht, und daher wurde auch nie darüber geredet. Die Lösungsansätze sollten zeitnah umgesetzt und kontrolliert werden. Beides sind Bereiche, die im täglichem Arbeitsstress zu kurz kommen. Wenn Lösungen sowohl von Geschäftsleitung wie auch Mitarbeitern für das Unternehmen als gut befunden wurden, so müssen hierfür interne Aufträge erstellt werden. Sonst werden die geplanten Maßnahmen wegen Zeitmangels kaum umgesetzt und Verbesserungen der betrieblichen Leistung nicht erreicht.

Beratungspaket des TZH
Das Technologie-Zentrum Holzwirtschaft (TZH) bietet ein umfassendes Beratungspaket zur betrieblichen Modernisierung und Mobilisierung ungenutzter Potenziale. Näheres unter www.tsg.nrw
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