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Jetzt läuft es rund

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Jetzt läuft es rund

Bei der Suche nach einem Lieferanten für wirklich runde Holzsäulen erfuhr Peter Helfrich, dass es eben nicht immer rund läuft. Trotzdem wusste er sich zu helfen.

Tischlermeister Peter Helfrich entwickelte eine zweifach gewendelte Raumspartreppe, die in jede Dachbodenlukenöffnung von nur 70 x 120 cm passt. Der begeisterte Tüftler perfektionierte die Treppe zu einem zweiten Standbein seiner ansonsten ganz normalen Siebenmannschreinerei im bayerischen Glattbach bei Aschaffenburg (www.schreinerei-helfrich.de). Der hohe Entwicklungsaufwand mit Schablonen für die schichtverleimten Handläufe, CNC-Programme für die Stufen und Bohrlehren für die Montage hat sich gelohnt, denn jetzt kann er seine Treppe immer wieder in die verschiedensten Raumsituationen einpassen, ohne sie neu zu entwickeln. Es gibt insgesamt nur vier verschiedene Stufen, die er bei seinem auf CNC-Bearbeitung spezialisierten Innungskollegen Roland Heim in Goldbach fräsen lässt. Die Schreinerei Helfrich beliefert inzwischen auch andere Schreinereien mit ihrer Zweisäulen-Raumspartreppe.

Die größte Hürde bei der Entwicklung waren die runden Säulen, um die sich die Stufen wendeln. Helfrich forderte einen präzise kreisrunden Querschnitt, weil er die Stufen auf gar keinen Fall in die Säulen einstemmen wollte. In die Stirnkanten der Stufen sollten Rampa-Muffen und in die Säulen durchgehende Sacklöcher eingebohrt werden, sodass sich Stufen und Säulen auf der Baustelle ganz einfach miteinander verschrauben lassen. Querholzdübel decken die Schraubenköpfe ab. Für eine rationelle Montage stellte Peter Helfrich die Bedingung, dass die Fuge zwischen Stufe und Säule absolut dicht sein muss.
Die Konterrundung an den Stufen fräste er mit einem Falzfräser nach, der exakt den gleichen Durchmesser wie die Säulen hat. »Meine Zulieferer haben die Säulen auf der Kehlmaschine mit vier Viertelkreisfräsern hergestellt. An der Stelle, wo die Teilprofile ineinanderübergehen, flacht der Kreis zwangsläufig zu einer Geraden ab«, sagt Helfrich. Er gab die Suche nach weiteren Lieferanten auf und baute eine Säulenfräsvorrichtung für die Tischfräse. Die Vorlage fand er in dem Buch »Der handwerkliche Treppenbau« von Willibald Mannes, 1992, DVA, Stuttgart. In 2000 besuchte Helfrich ein Treppenbauseminar des Autoren.
Mit Alu-Vierkantprofilen verlängerte er den Auflagetisch rechts und links der Tischfräse um jeweils rund 3,5 m. Weiterhin baute er aus den gleichen Profilen einen etwa 4,5 m langen Rahmen, der sich über die gesamte Länge über das Fräswerkzeug hinwegschieben lässt. In die Stirnseiten bohrte Helfrich Kugellager ein, sodass sich eine achteckig vorgeschnittene Säule drehbar einspannen lässt. Ein Schlosser drehte einen Fräsdorn ab und versah ihn mit einem Innengewinde. Damit liegt die Schneidenoberkante des Werkzeuges frei. Das Werkstück kollidiert nicht mit dem Dorn, wenn ein Abstand von rund 6 cm zwischen den Drehachsen von Werkzeug und Säule eingehalten wird.
Außerdem stellte der Schlosser noch die mechanischen Teile zum Einspannen der Säule her. Damit konnte der Tischlermeister nun seine Säulen stirnplanfräsen. Sein Gehilfe dreht die Kurbel, während er das Fräsgestell in 6-cm-Schritten nach und nach über das rotierende Fräswerkzeug schiebt. Ab 3 m Länge biegt sich die Säule jedoch durch, was eine Taille zur Folge hat. Eine große Feder-Schieblehre aus Sperrholz zeigt die damit verbundene Abnahme des Durchmessers an. Sobald die Toleranzgrenze erreicht ist, korrigiert Helfrich die Höhe des Fräsers in 1/10-mm-Schritten. Mit dieser Vorrichtung ist eine Säule in weniger als drei Minuten gefräst, und zwar präzise rund in den geforderten Toleranzen. Helfrich benutzt seine Vorrichtung nicht nur für Säulen, sondern auch für Krümmlinge. GM

Service Buchtipp
Willibald Mannes: Der handwerkliche Treppenbau, 1992, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 176 Seiten, 680 Zeichnungen, 62 Euro, ISBN 3-421-03028-6. Das Buch ist vergriffen und nur noch über Antiquariate zu beziehen.
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