1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik »

Im Test: Akku-Handkreissägen

Technik
Im Test: Akku-Handkreissägen

Die neue Generation von Handkreissägen besticht durch Akku-Power. Valentin Lichtenegger und Norbert Pöschl von der Meisterschule München testeten mit ihren Schülern sechs aktuelle Modelle.

Ob in der Werkstatt oder auf Montage, ein altbekanntes Problem: ineinander verknotete Verlängerungskabel, überlastete Kabeltrommeln … Kabelsalat – ein überflüssiges und obendrein gefährliches Ärgernis, denn diese Stolperfallen sind nicht selten der Auslöser für so manchen vermeidbaren Betriebsunfall. Abhilfe schaffen schnurlose, Akku-betriebene Handmaschinen. Mittlerweile haben die Elektrogerätehersteller die Akku-Technik so weit vorangetrieben, dass sie jetzt sogar Stromfresser wie Handkeissägen damit ausstatten. Anlass genug, die unterschiedlichen Maschinen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und ihre Praxistauglichkeit im Betriebsalltag zu testen.

Die Auswahl des zur Verfügung gestellten Gerätetyps wurde den Herstellern überlassen. Vorab schon ein Ergebnis: Alle Handkreissägen arbeiten nach dem gleichen Funktionsprinzip, aber in der Ausführung sind sie höchst uneinheitlich: Von relativ sicher bis gefährlich war alles vorhanden. Tester waren Lehrer und Schüler der Meisterschule für das Schreinerhandwerk in München. Hier sind in der Vergangenheit bereits mehrere vergleichbare Testreihen gelaufen. An der Schule, die jährlich rund 100 Lehrgangsteilnehmer zum Schreinermeister ausbildet, nimmt der Maschinenunterricht einen hohen Stellenwert ein, wodurch Kompetenz sowie Objektivität sichergestellt sind.
Sechs Meisterschüler des Kurses 110 sahen in dem Maschinentest eine willkommene Abwechselung zum Unterrichtsalltag und nahmen sechs verschiede Geräte, die die Hersteller als Leihgabe zur Verfügung stellten, genau unter die Lupe. Die Fachlehrer und Schreinermeister Karl Daxberger und Norbert Pöschl leiteten und betreuten das Testerteam und stellten eine unabhängige Begutachtung und Bewertung sicher.
An Grundausstattung gespart
Enttäuschend war für alle Beteiligten die oft unzureichende Grundausstattung der zur Verfügung gestellten Akku-Handkreissägen; deshalb konnte das Testerteam mit einigen Geräten nicht alle relevanten Einsatzfälle – oder nur sehr eingeschränkt – erproben.
Sicher, der Wettbewerbsdruck zwingt auch die Anbieter von Handmaschinen zu günstigen Preiskonditionen; aber dafür sicherheitstechnische Details wegzulassen oder gar als Sonderzubehör anzubieten? Die Aussage eines Testers brachte es auf den Punkt: »Alles war geboten, von der Pappschachtel, dem Transportkoffer der nur schwer im Montagefahrzeug unterzubringen ist, oder dem fehlenden Spaltkeil.« Kritikpunkte, die sich auch in der Bewertung ausgewirkt haben.
Das Ergebnis des Maschinentests stellt eine Beurteilung durch Anwender dar, die mit diesen Geräten täglich im Einsatz sind. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass jeder Tester seine eigene, subjektive Meinung zu manchen Testmaschinen hat und ein nicht unwesentliches Kriterium der Besitz einer anderen, bereits für gut befundenen Maschine eines Herstellers ist. Frei nach dem Motto: »Von einem bekannten Hersteller kann nur Gutes kommen.«
Letztlich entscheiden oft Emotionen über den Kauf eines Produktes. Aus diesem Grund wurden die Mitglieder des Testerteams zum Abschluss um eine persönliche Stellungnahme gebeten.
Für die Bewertung der Maschinenleistung wurden verschiedene, praxisnahe Sägearbeiten durchgeführt.
Die Testkriterien
Die Maschinentester haben sich für typische Testaufgaben entschieden, wie sie im Alltag der Schreiner tagtäglich anfallen. Dazu gehörte ein Passleistenschnitt nach Anriss in 15 mm dickem Fichtenholz genauso wie ein Shifterschnitt in 40 x 40 mm dicker Esche oder Formatschnitte in verschiedenen Plattenwerkstoffen wie Spanplatte oder Multiplex sowie Laminatbodenelemente und Fertigparkett. Ein Hauptinteresse der Bewertung lag in der erreichbaren Schnittleistung der einzelnen Akku-Handkreissägen. Dazu wurden von einer 2050 mm langen und 19 mm dicken Spanplatte 15 mm breite Streifen bis zum Stillstand der jeweiligen Maschine abgesägt.
Eine nicht unwesentliche Rolle spielten im mobilen Einsatz das Gewicht und die Baugröße der Akku-Sägen sowie die Transportverpackung, die zweifellos ein unverzichtbares Detail für den Montageeinsatz darstellt. Großes Gewicht wurde bei der Bewertung der Elektrowerkzeuge auf die Arbeitssicherheit und den praktischen Umgang, das so genannte Handling, mit der Handkreissäge gelegt, denn dies macht den eigentlichen Wert des Gerätes aus. Auffällig war: Einen bei jeder beliebigen Schnitttiefe wirkungsvollen Spaltkeil gab es bei nur einer der getesteten Handkreissägen. Bei den anderen Geräten war der Spaltkeil erst bei einer Schnitttiefe von etwa 15 bis 20 mm in der vorgeschriebenen Position; Schnitte in dünnerem Material führen daher zu einem größeren Unfallrisiko. Ein Hersteller verzichtete gleich ganz auf den Spaltkeil.
Lobenswert in diesem Zusammenhang waren aber bei allen Geräten die hervorragend funktionierenden Schutzhauben, die nach dem Austritt des Sägeblattes aus dem Werkstück sofort über das rotierende Werkzeug zurückschwenken und alle über einen gut zugänglichen Griff verfügen, um die Schutzhabe manuell zurückzuziehen und ein sauberes Ansetzen der Säge am Werkstück ermöglichen, sowie die leistungsfähigen Motorbremsen, die bei allen Sägen einen Werkzeugstillstand unter 2,5 s herbeiführten.
Die Bewertungstabelle
Für die zuvor festgelegten Einzelkriterien wurden von allen Testern einzeln und für jede Akkuhandkreissäge getrennt Punkte vergeben. Die Bewertungen liegen zwischen 0 und 10, wobei 10 die beste Note ist. Diese Einzelergebnisse wurden pro Modell addiert und daraus eine Quersumme ermittelt. Die daraus resultierenden Bewertungssummen weisen die Geräte von Makita und Dewalt als Testsieger aus. Den letzten Platz belegt Milwaukee.
Kritikpunkte
Anlass zu Kritik gab immer wieder die behinderte Sicht auf Anriss und Sägeblatt sowie die dadurch entstandene weniger zufriedenstellende Schnittführung. Auch wäre es grundsätzlich wünschenswert, dass die Hersteller im Bereich der Schnittgenauigkeit, d.h. der Übereinstimmung von Markierung im Sägetisch und tatsächlicher Schnittfuge, größere Sorgfalt aufwenden oder zu innovativeren Lösungen kommen. Desgleichen bei der Gehäusebauweise und der Anordnung der Handgriffe. Hier sind Bemühungen für einen Kompromiss zwischen den ergonomischen Ansprüchen und der Mobiltiät zu erkennen, denn Mobilität ist mit einem störenden Akku verbunden. Der zweite Handgriff ist bei manchen Testgeräten so ungünstig angeordnet, dass die Sicht auf die Schnittführung durch die eigene Hand stark beeinträchtigt wird. Verbesserungsfähig ist bei so manchem Hersteller auch die Anordnung der Absaugöffnung. Denn selbst der leistungsstärkste Staubsauger kann nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn zum Beispiel beim Schrägstellen des Sägetisches die Absaugöffnung noch zugänglich ist.
Fazit
Bei aller Kritik muss dennoch festgehalten werden: Alle Akku-Handkreissägen konnten ihre Tester überzeugen. Treffender Kommentar eines Meisterschülers: »Alle Maschinen sind gut – nur manche sind besser. Der Unterschied liegt eben im Detail.« Es gab keine gravierenden Leistungsunterschiede, auch die letztplatzierte Maschine von Milwaukee ist nicht schlecht. Mangelhaft war nur der Lieferumfang, denn vieles was eigentlich zur Grundausstattung gehört, gibt es nur als Zubehör. Hier ließe sich leicht Abhilfe schaffen, wenn sich die Hersteller bei der Zusammenstellung der Standard- und Zubehörausrüstung Maschinenanwender zurate zögen, die täglich im Praxiseinsatz sind.
Sicher: Der Wettbewerb ist hart, und jedes zusätzliche Detail verursacht Kosten, die den Preis in die Höhe treiben. Dennoch garantiert nicht nur der Name zufriedene Kunden, sondern auch der entsprechende Service. Norbert Pöschl
Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 4
Aktuelle Ausgabe
04/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »