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„Ich habe ein missionarisches Anliegen“

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„Ich habe ein missionarisches Anliegen“

Die im oberpfälzischen Neumarkt ansässige Variotec GmbH & Co. KG stellt Komponenten für das energiesparende Bauen her. dds hat sich angesehen, was das Unternehmen für Tischler und Schreiner zu bieten hat.

Christof Stölzel liebt Abkürzungen. Oder wie sonst soll man es sich erklären, dass er als Firmenphilosophie „KDH“ und „LPK“ nennt? „Kundenorientiert Denken und Handeln“ müssen die Mitarbeiter des Variotec-Geschäftsführers, sonst gibt es Ärger mit dem Chef. Und nur wenn eine neue Idee „logisch, praktikabel und kraftvoll“ ist, wird sie im Unternehmen umgesetzt.

Am Anfang war das Sandwich
So knapp die Firmenphilosophie, so umfangreich ist das Angebotsspektrum, das das Oberpfälzer Unternehmen Variotec für seine Kunden aus Handwerk und Industrie bereithält. Türrohlinge, Sandwichplatten, Passivhaus-Komponenten, Fensterkanteln … was auf den ersten Blick wie ein unübersichtliches Sammelsurium wirkt, stellt sich bei näherer Betrachtung als rundes Angebot mit klarer strategischer Ausrichtung heraus.
Kernkompetenz von Variotec ist die Herstellung von Sandwichelementen mit Wärmedämmschicht aus Polyurethan (PUR). Was den Aufbau der Platten angeht, gibt es fast nichts, was Variotec nicht macht oder machen könnte. Kombinationen von PUR, Holzwerkstoff, Schallschutzeinlagen, Aluminium (als Dampfsperre), Kunststoff: das Spektrum ist so vielseitig wie die Branchen, in denen die Kunden von Variotec tätig sind. Neben dem Baubereich mit Anwendungen vom Boden über die Fassade bis zum Dach kommen sie z.B. aus dem Fahrzeug-, Schiffs- und Messebau.
Hauptstandbein Türrohlinge
Der wesentliche Betätigungsfeld von Variotec ist die Herstellung von Türrohlingen für Außen-, Funktions- und Spezialtüren. Das Geheimnis liegt dabei in der Direktverschäumung des PUR-Dämmkerns, wodurch ein fugenfreier Verbund mit Rahmen und Trägermaterial entsteht. Alle Vorfertigungsstufen sind erhältlich: vom unbearbeiteten Rohling bis zur anschlagfertigen Tür, geliefert im Paket samt Beschlägen und Dichtungen. Besonders dieses „All-inclusive“-Programm ist für Tischler und Schreiner interessant (siehe Kasten), da es sie in die Lage versetzt, im lukrativen Markt für Funktions- und Spezialtüren mitzumischen. Zur Zeit verlassen rund 30000 Rohlinge jährlich das Werk in Neumarkt, davon etwa die Hälfte in bearbeitetem Zustand. Mit rund 60 Prozent Anteil am Gesamtumsatz ist dies das wichtigste Variotec-Standbein.
Über die Sandwichkompetenz ist Stölzel mit dem Thema Fenster in Berührung gekommen. Das Standardfenster ist für ihn allerdings kein Thema. Seine hoch wärmedämmenden Verbundelemente sind vor allem im Passivhausbau gefragt. Beim Variotec-Fenstersystem kann der Kunde aus acht verschiedenen Kantelaufbauten wählen. Auch hier sind von der Rohkantel bis zum Fertigfenster alle Zwischenstufen lieferbar – je nach- dem, wie es der Verarbeiter möchte.
Investitionen in die Zukunft
Die Beschäftigung mit dem energiesparenden Bauen ist für Stölzel mehr als ein Beruf: Es ist ihm zum persönlichen Anliegen geworden. „Wie wir mit der endlichen Ressource Öl umgehen, ist unverantwortlich.“ Aus diesem Grund ist die Verwendung von Polyurethan als Dämmmaterial (PUR ist ein Erdölprodukt) für Stölzel langfristig keine Lösung. „Die Zukunft der Wärmedämmung liegt in der Vakuumtechnik“, ist Stölzel überzeugt. Mit hohem finanziellem Aufwand baut das Unternehmen derzeit ein Musterhaus, das komplett mit Vakuumpaneelen gedämmt ist. Unzählige Detaillösungen mussten entwickelt werden, da die Vakuumtechnik im Baubereich bisher kaum zur Anwendung kam. Das mit wissenschaftlicher Begleitung und diversen Projektpartnern realisierte Objekt soll im Frühjahr der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Forschung und Entwicklung ist mehr als ein Hobby von Christof Stölzel: Rund ein Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen mit Produkten, die jünger als zwei Jahre sind.
Wer mehr will, wird Lizenzpartner
Auf die Frage, wie denn nun ein Tischler/Schreiner an Variotec-Produkte kommt, antwortet Stölzel mal wieder mit einer Abkürzung: „HVH“. Handwerk, Variotec und der Handel bilden ein Dreieck, in dem jeder seine Stärke optimal ausspielen kann. Konkret sieht das so aus: Ein Netz von ca. 200 Holzhändlern (= Variotec-Leithändler) in Deutschland und den Nachbarländern bedient das Handwerk mit Rohlingen, Sandwichplatten etc. Individuelle Lösungen werden mit dem Händler oder mit Variotec besprochen, die Lieferung erfolgt in jedem Fall über den Handel. Ausnahmen sind die rund 100 Lizenzpartner, die Funktionstüren und Fenstersysteme selbst fertigen und die Lizenzen und Zulassungen von Variotec nutzen. Sie werden, ebenso wie Industriekunden, direkt aus der Oberpfalz beliefert.
Alles in allem verlassen rund 60000 Elemente jährlich das Werk in Neumarkt. Mit Steigerungsraten von je fast zehn Prozent in den letzten beiden Jahren auf einen Umsatz von rund 12,5 Millionen Euro (2004) hat sich das Unternehmen von der Konjunkturmisere am Bau abgekoppelt. Der Export spielt eine zunehmend wichtige Rolle, unlängst stellte man gar auf der wichtigsten Baumesse im Nahen Osten, der Big Five, in den VAE aus. Diese Abkürzung stammt ausnahmsweise nicht von Christof Stölzel, sondern ist die allgemein gebräuchliche Schreibweise für Vereinigte Arabische Emirate. HJG
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