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Größter Stromfresser

Technik
Größter Stromfresser

Bei den steigenden Energiekosten macht sich die Auseinandersetzung mit der betrieblichen Infrastruktur schnell bezahlt. Größter Stromfresser ist die Absaugung. Bei der Anschaffung neuer Maschinen gerät sie oft aus dem Blickfeld. Helmut Haybach berichtet über ungenutzte Chancen bei der Steigerung der Wirtschaftlichkeit.

Angesichts der kontinuierlich steigenden Energiekosten, rückt die Infrastruktur der Betriebe wieder mehr ins Blickfeld. Laut Energieagentur NRW macht die Infrastruktur zwei Drittel der gesamten Stromkosten im Tischler- und Schreinerbetrieb aus. Allein die Maschinenabsaugung ist für 40 Prozent des Strombedarfs verantwortlich. Häufig gerät sie aus dem Blickfeld der Betriebe. Mit jeder Maschinenanschaffung wird das Leitungsnetz in der Regel irgendwie an die neuen Gegebenheiten angepasst. Dabei können viele Folgeprobleme auftreten:

  • Ungleiche Rohranschlüsse verschlechtern die Lufterfassung
  • Einfache Schlauchanschlüsse weisen einen hohen Luftwiderstand auf
  • Der Materialfluss wird zu aufwändig.
Flexible Schläuche sind sehr beliebt, machen sie doch das Leben der Monteure leichter. Allerdings weisen sie gegenüber glattwandigen Röhren den fünffachen Luftwiderstand auf. Hier lohnt sich der Austausch. Idealerweise arbeitet man heute mit deutlich größeren Rohrquerschnitten, die sich erst unmittelbar am Anschluss der Maschine auf den erforderlichen Querschnitt verjüngen.
An ungünstige Abläufe kann man sich schleichend gewöhnen. Neue Maschinen werden aus Platzgründen erst mal aufgestellt – nachher passt man dann den Materialfluss daran an. Hier ergeben sich gerade bei etwas größeren Betrieben erhebliche zeitliche Einsparpotenziale, die sich erst mit einer umgeplanten und optimierten Absaugung realisieren lassen. Der Stromverbrauch der Ventilatoren selbst lässt sich heute durch lastabhängige Schaltungen deutlich verringern. Früher hat man darauf reagiert, indem man die Maschinen zumeist in Gruppen oder sogar in Einzelabsaugung erfasst. Die Summe der Leistungswerte der Motoren überschreitet leicht 20 kW. Gerade bei älteren Anlagen ist es zudem nicht möglich, dass die Ventilatoren bei Bedarf automatisch mit anlaufen; sie müssen manuell zu- und abgeschaltet werden.
Stromspitzen begrenzen
Größere Betriebe müssen zudem monatlich die maximale Leistungsspitze in kW an ihren Versorger bezahlen. Der normale Anlaufstrom bei herkömmlichen Motoren kommt auf die acht- bis zehnfache Spitze der eigentlichen Nennleistung. Lastabhängige Steuerungen können hier zu erheblichen Einsparungen führen. Der Spitzenstrom für alle Ventilatoren kann mit einer Steuerung auf das 1,5- bis Zweifache des Nennstromes verringert werden – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Spitzenbelastung. Eine Umrüstung der Ventilators zur Steuerung der Ventilatordrehzahl nach dem tatsächlichen Bedarf ermöglicht zudem eine deutliche Reduzierung um bis zu 50 Prozent. Dies ergibt sich daraus, dass schon eine zehnprozentige Verringerung der Luftmenge zu einer 30 Prozent geringeren Stromaufnahme führt. Je stärker die tatsächliche Lastaufnahme schwankt, desto größer ist der damit einhergehende Einspareffekt durch eine lastabhängige Steuerung. Gerade bei kleineren Betrieben, wo die Maschinen sehr wechselhaft genutzt werden, ergeben sich somit besondere Vorteile. Hier amortisieren sich die zusätzlichen Investitionskosten häufig schon nach wenigen Jahren.
Bislang war eine solche Steuerung zumeist nur bei modernen Absauganlagen mit einer automatischen Schiebersteuerung möglich. Dies erlaubt eine eindeutige Zuordnung der Maschinen zum aktuellen Luftbedarf und ermöglicht eine optimale Laststeuerung. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, ohne Schiebersteuerung den Ventilator durch Drucksensoren im Transportrohr zu steuern. Fest hinterlegte Minimal- und Maximalwerte werden als Grundlage ermittelt und eingestellt. Dies setzt allerdings voraus, dass die Mitarbeiter die jeweiligen Handschieber auch ordnungsgemäß einsetzen – ansonsten lässt sich keine Luft sparen.
Die Absenkung der Ventilatorleistung wird in der Regel durch den Mindestvolumenstrom begrenzt, der im Transport eingehalten werden muss, um Ablagerungen von Spänen zu vermeiden. Hierzu haben für größere Anlagen verschiedene Hersteller neue Konzepte entwickelt, um durch Zusatzenergie die abgesaugte Luftmenge weiter zu minimieren – was in Summe zu einem deutlich geringerem Stromverbrauch führt.
Bedarfsabhängiger Einsatz
In vielen Betrieben müssen die durch die Absaugung erfassten Späne nach der Filtereinheit mit einer Ringleitung in den Spänebunker befördert werden. Dies sind häufig Ventilatoren mit fünf und mehr kW, die in der Regel über den ganzen Tag hinweg laufen. Mit einer Füllstandserfassung am Zwischenbehälter lässt sich der Ventilator bedarfsabhängig schalten, was den Strombedarf deutlich herabsetzt. Die Absaugung ist zudem einer der größten Wärmeverbraucher, wenn die abgesaugte Luft nicht wieder in den Maschinenbereich zurückgeführt wird. Die Abscheideleistungen moderner Filtereinheiten erlauben eine Rückführung.
Die erforderlichen Investitionen sind überschaubar, wenn die Rückluftmenge weniger als 10 000 m³/h beträgt. Ab dieser Größenordnung sind zusätzliche Staubdetektoren erforderlich zur Überwachung des zulässigen Reststaubgehaltes in der Rückluft. Die Rückluft muss über eine Winter-/Sommer-Wechselschaltung verfügen und mit einer Brandschutzklappe ausgestattet sein. Im Falle einer Wärmeerzeugung durch Öl oder Gas, amortisiert sich eine solche Investition zumeist in wenigen Jahren. Allerdings geschieht es doch leicht, dass einfach vergessen wird, die Sommereinstellung der Abluft nach draußen in den Wintermonaten auf Rückluft zu stellen – da hilft dann auch die beste Rücklufteinrichtung nicht. Helmut Haybach

Service TZH-Energieeffizienzberatung
Das TZH bietet Energieeffizienenzberatung für Tischler- und Schreinerbetriebe an. Zum Programm gehören die Initial- und die Detailberatung. Eine öffentliche Förderung bis zu 80 Prozent ist möglich. Ansprechpartner: Helmut Haybach, Technologiezentrum Holzwirtschaft, 32657 Lemgo, Tel: (05261) 9214-13, Fax: -10, www.tzholz.de

TIPP Neues Förderprogramm zur Effizienz-Steigerung
Die KfW-Mittelstandsbank bietet ein Förderprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz.
Das ERP-Energieeffizienzprogramm (227) fördert betriebliche Maßnahmen, die zu einer Energieeinsparung von mindestens 20 Prozent bei Ersatzinvestitionen und 15 Prozent bei Neuinvestitionen führen. Bezugsrahmen bei Ersatzinvestitionen ist der durchschnittliche Energieverbrauch der letzten drei Jahre, bei Neuinvestitionen der Branchendurchschnitt. Folgende betriebliche Bereiche können gefördert werden:
  • Haus- und Energietechnik, Lüftung und Beleuchtung
  • Gebäudehülle
  • Maschinenpark
  • Wärmerückgewinnung
  • Mess-, Regel- und Steuerungstechnik
  • Informations- und Kommunikationstechnik
Die Förderung besteht in einem zinsgünstigen Darlehen, dass 100 Prozent der Investitionskosten finanzieren kann. Die Zinssätze variieren jetzt zu Beginn des Programms je nach Bonitätsklasse des Betriebes und Laufzeit des Darlehens zwischen 3,34 und 7,34 Prozent. Die Beantragung der Mittel erfolgt über die Hausbank, die auch die Bonität des Betriebes einstuft. Nähere Infos können unter (01801) 241124 angefragt werden.
Für den Nachweis der Mittel ist eine Bestätigung eines Sachverständigen über die plangemäße Durchführung der Maßnahmen bei der Hausbank einzureichen. Helmut Haybach
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