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Generalist und Spezialist

Technik
Generalist und Spezialist

Die Moser OHG aus Bubsheim bei Rottweil betreibt eine industrielle Leimholzplattenfertigung sowie eine klassische Bau- und Möbelschreinerei.

Moser erwirtschaftet mit 23 Mitarbeitern seine Umsätze etwa je zur Hälfte mit der Produktion von Leimholzplatten sowie mit seiner Schreinerei. Die Brüder Bernd und Rainer Moser, die den 1965 gegründeten Betrieb 1998 von ihrem Vater Josef übernommen haben, führen das Geschäft und setzen ganz bewusst auf eine Doppelstrategie: Zum einen betreiben sie als hoch spezialisierter Zulieferer ihrer Tischler- und Schreinerkollegen ein überregionales Geschäft, das ausschließlich über den Holzhandel abgewickelt wird, zum anderen bedienen sie als Generalist den regionalen Markt mit der gesamten Bandbreite von Möbeln, Innenausbauten, Haus- und Zimmertüren sowie sonstigen Bautischlereiprodukten. Etwa 60 Holzhändler in Deutschland, der EU und der Schweiz führen Moser-Leimholzplatten. Bernd Moser leitet die Schreinerei, Rainer Moser das Plattenwerk, deren Bruder Christian kümmert sich um den Vertrieb und ihr Vater um den Schnittholzeinkauf.

Das Plattenwerk stellt ein Standardplattenprogramm in 38 verschiedenen Holzarten in 300-mm-Längenschritten von 1500 bis 3000 mm her. Die regulären Dicken betragen 19, 26, 30, 40 und 50 mm, die Breiten betragen 1250, 1210 sowie 1000 mm, wobei das Unternehmen auch im Standardprogramm Breiten nach Kundenvorgabe anbietet. Alle Platten sind einschichtig aufgebaut und bestehen grundsätzlich aus durchgehenden handverlesenen Lamellen. Neben dem Standardprogramm bietet Moser auch Fixmaße, Treppenstufen und Sonderanfertigungen an. Hier sind Längen von 300 bis 4500 mm, Breiten von 120 bis 1300 mm und Dicken von 9 bis 80 mm möglich.
38 Holzarten aus der ganzen Welt
Diese Mischung aus Standard- und Spezialanfertigung, kommt dem Standardprogramm zugute, denn der Kunde bekommt genau das Längenspektrum, was er braucht. Er muss nicht, wie es im Leimholzplattengeschäft gängige Praxis ist, eine so genannte „faire Längenverteilung“, zu der auch kürzere Längen gehören, kaufen. Viele Verarbeiter finden für die kurzen Längen überhaupt keine Verwendungsmöglichkeit. Obwohl Mosers unmittelbare Kunden die Holzhändler sind, profitieren auch die Tischler und Schreiner hiervon, weil ihre Holzhändler bei Moser-Platten keine „faire Längenauflage“ weitergeben.
Der Leimholzplattenhersteller verarbeitet hauptsächlich normale Blockware. Dabei fällt natürlich auch viel kurzes Material an, das er für Treppenstufen, Fixmaße oder für seine Tischlereiprodukte nutzt. Bis zu der bei Moser gängigsten Plattenlänge von 2400 mm gilt ein niedrigerer Quadratmeterpreis als für längere Platten.
Im Lager stehen insgesamt rund 1500 m3 von 38 verschiedenen Laubholzarten zur Verfügung. Das Spektrum reicht von den europäischen Hölzern wie Buche, Eiche, Ahorn, Nussbaum, Kirsche und anderen Obsthölzern über die amerikanischen Hölzer wie Black Cherry, Hard Maple, Red und White Oak sowie Red Alder bis zu tropischen Hölzern wie Teak, Jatoba oder Zebrano. Gängigste Holzart ist Buche gefolgt von der Eiche, deren Come-back sich in Mosers Auftragsbüchern widerspiegelt. Auch dunkle Hölzer wie Nussbaum sind wieder sehr gefragt. Insgesamt präsentiert das Holzlager ein Bild der Vielfältigkeit.
Das Leimholzplattenwerk unterhält viele Schnittholzläger, die meisten befinden sich in den zuliefernden Sägewerken, die sich zum Teil auch um die technische Holztrocknung kümmern. In Bubsheim gibt es zwei Läger, ein überdachtes Freiluftlager und ein klimatisiertes Konditionier- und Pufferlager. Nachdem das Holz draußen auf etwa 15 Prozent abgetrocknet ist, kommt es in einen der beiden Frischluft-Abluft-Trockner oder den Kondensationstrockner, wo es auf unter zehn Prozent trocknet. Nächste Station ist eine klimatisierte Halle. Sie hält insgesamt 400 m3 Holz für die Weiterverarbeitung bereit und ermöglicht Lieferzeiten von höchstens 14 Tagen für 38 Standardholzarten.
Die Fertigung gliedert sich in die drei Abteilungen Zuschneiden, Hobeln sowie Verleimen, Formatieren, Schleifen und Verpacken.
Vom Schnittholz zur Leimholzplatte
Damit an allen Fertigungsstufen für das Endprodukt das Beste aus dem Holz herausgeholt wird, wechseln die Fertigungsteams regelmäßig zwischen diesen drei Abteilungen. So wissen alle Beschäftigten genau, wie das Material für die nächste Bearbeitungsstufe beschaffen sein muss. Alle drei Abteilungen sind in der Regel mit drei Leuten besetzt.
Beim Zuschnitt bedient ein Mann eine Kappsäge und schneidet aus den Brettern möglichst lange fehlerfreie Stücke heraus und reicht diese zur Durchlaufbesäumsäge. Hier entscheidet der Maschinenführer, wie die Längsschnitte für eine optimale Ausbeute in den gefragten Qualitäten zu legen sind. Der dritte Mann am Auslauf der Säge muss zum einen die Spreißel beiseite schaffen und die aufgetrennten Bretter für die verschiedenen Qualitäten vorsortieren und zum anderen die Abschnitte seinem Kollegen für einen nochmaligen Maschinendurchlauf zurückreichen.
Wie beim Zuschnitt muss auch das Team an der Vierseitenhobelmaschine das Material weiter vorsortieren und ggf. zum Zuschnitt zurückgeben, damit beim Verleimen für jeden Auftrag geeignetes Material bereitsteht. Eine Mobilspindel stellt sich auf die Breite der zu hobelnden Bretter ein. Die Verleimabteilung ist für normale Platten mit der Durchlaufpresse und für Sonderanfertigungen einer stationären Hydraulikpresse bestückt.
Jede Platte handverlesen
Die vorigen Fertigungsstationen haben zwar das Holz gewissenhaft sortiert und sichergestellt, dass alle Kanten sauber gefügt sind, dennoch hat der Mann an der Presse entscheidenden Einfluss auf das Aussehen des Endproduktes. Er sortiert die Bretter noch einmal, sucht für jede Platte sich in Farbe und Struktur ähnelnde Bretter zusammen und legt diese in der gewünschten Reihenfolge auf den Beschicktisch der Durchlaufpresse. Für die Standardplatten legt er die Sortierung „mixed“, eine harmonische Mischung aus Streifern und Blumen, für Sonderanfertigungen, wie z. B. Tischplatten legt er nur sehr breite und ausgeprägte Blumen zusammen. Hat er alle Bretter für eine Platte zusammengelegt, gibt er die Zahl der Fugen in die Pressensteuerung ein, der Rest läuft dann automatisch. Einige Minuten später liegt die verleimte Platte am Pressenauslauf. Es folgen ein Doppelendprofiler, eine Breitbandschleifmaschine sowie eine Folieneinschweißmaschine.
Für Sonderanfertigungen steht der Maschinenpark der Schreinerei mit horizontaler Plattensäge, Bearbeitungszentrum und einer modern eingerichteten Oberflächenabteilung zur Verfügung. Hier können die Platten in jede gewünschte Form gebracht und mit den verschiedensten Oberflächen versehen werden. GM
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