Freie Form in Corian

Die Braunschweiger Tischlerei Struß arbeitet seit 15 Jahren mit dem Mineralwerkstoff Corian. Viel Erfahrung, CNC-Fünfachstechnik und ein leistungsfähiges CAM-System waren neben der räumlichen Nähe zur Baustelle beste Voraussetzungen für die Fertigung einer anspruchsvollen Theke im Servicezentrum der Universität Braunschweig. Der Entwurf stammt von Denise Dih und Ole Klingemann, Berlin.

Der dynamisch geschwungene Thekenkorpus ist aus Modulen zusammengesetzt, die fugenlos verklebt und verschliffen sind. Fast alle Module haben eine unterschiedliche Geometrie. Die Frontschürze zeigt oft dreidimensional verzogene Schmiegen, was sehr hohe Anforderungen an den Schablonenbau stellt. Fräsdaten für die Stege der Schablonen wurden aus der 3-D-CAD-Zeichnung generiert. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die Firma Struß dazu mit der CAD/CAM-Software Alphacam von Licom. Nicht zuletzt, um die Möglichkeiten der fünf vorhandenen CNC-Achsen voll nutzen zu können.

Ohne CNC und CAM wäre dieser Auftrag unmöglich in acht Wochen zu machen gewesen, da ist sich Oliver Struß sicher. Neben dem Standortvorteil und der langen Erfahrung mit Corian konnte sein Team auf beste technische Voraussetzungen bauen.

15 Jahre Erfahrung

Für Frontschürze und Arbeitsplatte der Theke wurde 12,3 mm dickes Corian verbaut. Die thermoplastischen Platten sind im Rohformat 3658 mm lang und in den Breiten 760 und 930 mm erhältlich. Zur Erwärmung des Werkstoffs sind Kontaktheizplatten erforderlich, die sich auf 160°C aufheizen lassen. Die gängige Furnierpresse liefert in der Regel nur 120°C Temperatur. Das heiße Corian biegt Struss über einer individuell gefertigten Schablone aus Rippen und dünner MDF, die als Kontaktfläche perfekt gespachtelt und lackiert ist. So lassen sich Abdrücke von der Schablone auf dem Werkstück vermeiden. Die Kontaktfläche trägt auch dazu bei, dass der Mineralwerkstoff gleichmäßig auskühlt.

Kleine Hilfsanschläge positionieren das Werkstück akkurat in der Schablone und stellen sicher, dass beide Hälften der Schablone exakt fluchten. Das ist von elementarer Bedeutung, denn die Außenflächen der Schablone sind auch die Referenzebene zum Planfräsen der Kanten. Der Materialüberstand wird grob mit der Stichsäge entfernt und mit einer Lackoberfräse von Metabo exakt plan gefräst. Das Gerät funktioniert nach dem Prinzip eines Stirnplanfräsers. Es dient eigentlich dazu, Treppenstufen von alten Lackschichten zu befreien. Hier leistet es perfekte Arbeit, um die geschweiften Flächen in Verlängerung der Schablone zu formatieren.

Unter der Corian-Hülle bilden die Korpuselemente aus lackierter MDF die Unterkonstruktion. Schubläden sind grifflos mit dem System Grass Nova Pro Tipmatic Plus von Würth realisiert. Die teilweise stufenlos höhenverstellbaren Arbeitsplatten werden über synchron gesteuerte Linak-Hubsäulen bewegt.

Oliver Struß bleibt einem Produkt treu, mit dem er viele Jahre Erfahrung hat. Er hat Corian-Schulungen besucht und Kontakte zum Stützpunkthändler aufgebaut, der nur 50 km weit entfernt ist. Alternative Produkte kennt er zwar, arbeitet aber kaum damit. Seine Firma hat einen Schwerpunkt auf den Ausbau von Hotels und den Ladenbau gelegt. Das Unternehmen expandiert. Neben der Verarbeitung von Mineralwerkstoff bietet Struß auch Spanndecken an. JN