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Tempo vervierfacht

EDV
Tempo vervierfacht

Was tun, wenn Treppenfertigung auf der CNC zu langsam läuft? Der Treppenbauer Herbeder Holzwarenkontor vervierfachte die Leistung. Antreiber der neuen Mehrspindel-CNC ist die Konstruktionssoftware.

 

Jörn Brenscheidt, Geschäftsführer vom Herbeder Holzwarenkontor, scannt den Barcode für die oberste Platte vom Stapel vor der CNC. An der Kante steht eine Nummer, für die es auf dem CNC-Auftragsdokument eine Skizze samt Barcode gibt. Die Maschine arbeitet zurzeit an der linken Tischseite, also ordnet er den rechten Bearbeitungsplatz zu, indem er den rechten Barcode auf dem Tischlayout einscannt. Er startet das Programm und legt die Eichenleimholzplatte auf, schiebt sie gegen die Anschlagbolzen und aktiviert die Spanner.

Die Sauger musste er nicht positionieren, das hat die Maschine erledigt, und zwar an der Vorderkante des Maschinentisches, sodass sich der Maschinenführer nicht mit der schweren Platte über den Tisch beugen muss. Die Platte fährt zur Tischmitte. Eine Säge schneidet schräg durch die Platte. Die beiden Hälften fahren etwas auseinander. Drei Bearbeitungseinheiten führen abwechselnd Säge-, Bohr- und Fräsarbeiten von oben und mit einem Unterfluraggregat von unten aus. Nach knapp fünf Minuten bringen die Sauger zwei komplett bearbeitete Treppenstufen nach vorne. Diese Zeit hat Jörn Brenscheidt genutzt, um links die fertigen Teile abzunehmen, sie an einer später unsichtbarer Stelle zu beschriften und den nächsten Zyklus zu starten. Das Herbeder Holzwarenkontor in Witten fertigt mit elf Mitarbeitern jährlich etwa 350 bis 400 Holztreppen, Särge und fünfachsgefräste Zulieferteile.
Das alte, in die Jahre gekommene Bearbeitungszentrum fräste an einer Treppe etwa elf Stunden. Jörn Brenscheidt schaute sich auf den Messen und bei Youtube nach einer neuen Maschine um. Viele Videos zeigen den Ablauf der CNC-Programme, sodass er sich ein Bild über die erzielbaren Bearbeitungszeiten machen konnte. Im November 2012 tauschte er die alte Maschine gegen das Modell »Routech Accord 40 RX« von SCM aus.
Drei Bearbeitungseinheiten
Es bewältigt das gleiche Arbeitspensum in etwas mehr als einem Viertel der Zeit. Statt elf benötigt die neue Maschine für eine Treppe im Durchschnitt nur drei Stunden. Jörn Brenscheidt führt die enorme Zeitersparnis nicht nur auf die leistungsfähigere Maschine, sondern auch auf die direkte Anbindung der Konstruktionssoftware »TSP ND« von Compass an die Maschine zurück. Es gibt keinen Umweg über das Programmiersystem der Maschine.
Die CNC verfügt über drei jeweils von einander unabhängige Bearbeitungseinheiten, eine Fünfachs- und eine Vierachsspindel sowie eine Bohreinheit mit verschiedenen Bohrbalken. Während eine Spindel arbeitet, kann die andere schon die Werkzeuge für den nächsten Arbeitsschritt einwechseln und steht für ihren Einsatz breit.
Ohne Programmiersystem
Compass hat vor Ort eine Woche lang die direkte Ansteuerung der Maschine und der Sauger programmiert. Der Maschinenführer erhält lauffähige Programme. Das Softwarehaus sorgt für eine möglichst effektive Reihenfolge der Bearbeitungen und den Werkzeugwechsel in den Wartezeiten.
Zeitfresser Materialsortieren
Um einen verzögerungsfreien Ablauf zu gewähren, hat Jörn Brenscheidt über eine Datenbank im Netzwerk die Compass-Software nicht nur im Büro, sondern auch an der Maschine installiert. Es gibt jedoch nur einen Datenbestand. Somit kann Compass unmittelbar an der Maschine das nächste CNC-Programm für den Maschinenplatz, der gerade frei ist, erzeugen. Die Zuweisung erfolgt über Barcode, sodass die Mitarbeiter ihre Stapel einfach abarbeiten können. Früher hat Jörn Brenscheidt die Programme im Büro erzeugt und musste dabei den Bearbeitungsplatz festlegen. Die Mitarbeiter hatten also viel zu sortieren, damit die Wechselbeschickung reibungslos lief.
Zeitfresser Vakuumspanner
Als besonderer Zeitfresser stellte sich bei der alten Maschine das manuelle Positionieren der Sauger heraus. Bei der bisherigen Arbeitsweise hat die Maschine die Fräskontur des Bauteils mit Laser auf den Tisch projiziert.
Der Maschinenführer musste sich dann weit über den Tisch beugen, Traversen und Sauger nach Gefühl innerhalb der projizierten Fläche platzieren und dann das Werkstück auflegen und spannen. Bei einem Fertigungspaar aus einer Wange und einem Handlauf nahm das Saugersetzen gut sechs Minuten in Anspruch.
Krümmling per Mausklick
Neben den gewöhnlichen Treppenteilen beherrschen Compass und SCM gemeinsam auch komplexe 3-D-Teile wie Wangen- oder Handlaufkrümmlinge. Die Konstruktionssoftware teilt diese in Segmente ein und gibt die Größen für die auf dem Bearbeitungszentrum zu fräsenden Rohlinge vor.
Damit der Übergang beispielsweise eines Stabprofilkrümmlings zum restlichen Handlauf ohne Nachschleifen sitzt, sehen Compass und SCM an kritischen Stellen, etwa beim Einbohren des Zentrierdübels für den Längsstoß, eine exakte Lagebestimmung mit einem fest eingebauten Messgerät vor. Hat sich das Holz etwas verzogen, sitzt der Dübel trotzdem exakt in der Mitte. Zum Spannen der Handläufe lassen sich die Sauger mit einem Handgriff gegen pneumatische Spannzangen auswechseln.
Ziel erreicht
Die Leistungssteigerung an der Zentralmaschine auf das nahezu Vierfache ist für das Herbeder Holzkontor ein enormer Erfolg. Jörn Brenscheidt sagt: »Compass und SCM arbeiten ideal zusammen. Wir haben unser Ziel erreicht. Die Investitionskosten lagen bei rund 333 000 Euro für die Maschine und etwa 6000 Euro für das Vor-Ort-Programmieren der Schnittstelle.« GM

Treppensoftware und ihre CNC-Anbindung
Welche Softwareprodukte zum Konstruieren von Treppen gibt es? Für welche Betriebe eignen sie sich? Welche Workflows empfehlen sich? Wie lassen sich die Programme an die CNC anbinden? Diese Fragen beantwortet die dds-Marktübersicht »Treppensoftware und ihre Anbindung an die CNC« , siehe unten.

Service
Anwender: Herbeder Holzwarenkontor Jörn Brenscheidt GmbH, www.hokon.de
Software: Compass Software GmbH www.compass-software.de
Maschine: SCM Group Deutschland GmbH, www.scmgroup.com
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